Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
nicht so bald wieder mit der Tatsache herumschlagen wollen, ein gejagter Mann zu sein. Obwohl Nar Hekka nur ein kleines Stück jenseits der Grenze des Y’Toub-Systems lag, währte die Reise ein wenig länger als einen Standardtag, da die Strecke mit Sublichtgeschwindigkeit zurückgelegt werden mußte.
Die Princess war ein betagtes Schiff, dessen veralteter Navcomputer nicht dazu in der Lage war, in so großer Nähe zu den Schwerkrafttrichtern, die der Stern Y’Toub und seine sechs Planeten erzeugten, Hyperraumsprünge zu berechnen und auszuführen. Gravitationstrichter machten, wie jeder Pilot wußte, exakte Hyperraumsprünge zu einer kniffligen Angelegenheit.
In jener Nacht, als er in der schmalen Koje an Bord des Transporters schlief, träumte Han, wieder ein Kadett an der Akademie auf Carida zu sein. Im Traum beeilte er sich, mit dem Polieren seiner Stiefel fertig zu werden, dann nahm er mit den anderen Aufstellung auf dem Exerzierplatz. Die Uniform saß tadellos, jedes Haar lag an seinem Platz, die Stiefel glänzten, so daß er sein Gesicht darin sehen konnte.
Wie damals im richtigen Leben stand er Schulter an Schulter mit den übrigen Kadetten in einer Reihe und blickte in den nächtlichen Himmel, wo zwischen den anderen Sternen hell der kleine Mond schien, der an der Akademie als Glücksbringer galt.
Er blickte zu ihm auf, wie er es einst wirklich getan hatte, und plötzlich explodierte der Mond mit unheimlicher Lautlosigkeit zu einem Feuerball, der den Nachthimmel erhellte. Ein lauter Aufschrei der Überraschung und Bestürzung entwand sich den Kehlen der angetretenen Kadetten. Han starrte in den gelbweißen Feuerball und sah einen sich ausdehnenden Ring aus hell leuchtendem Gas, der von großen Trümmerstücken begleitet wurde, ein Kataklysmus, der aussah wie die Miniaturausgabe eines detonierenden Sterns…
Während der Kadett Han noch in den Lichtblitz starrte, befand er sich – entsprechend der Unberechenbarkeit von Träumen – auf einmal an einem anderen Ort. Jetzt stand er vor einem Militärtribunal hochrangiger imperialer Offiziere. Einer von ihnen, Admiral Ozzel, las mit flacher, monotoner Stimme etwas ab, während ein junger Lieutenant methodisch sämtliche militärischen Rangabzeichen und Insignien von Hans Galauniform abriß. Am Ende stand er nur noch in einer zerfledderten Hemdbluse da, die ihm in Fetzen vom Leib hing.
Kaltblütig, ohne Regung griff der junge Lieutenant dann nach Hans zeremoniellem Offiziersdegen und zerbrach ihn über dem Knie (die Klinge war zuvor bereits mit einem Laser eingekerbt worden, damit sie leicht brechen würde). Als nächstes trat der Lieutenant mit einem Gesicht, das so ausdruckslos wie die Miene eines Droiden war (obwohl Tedris Bjalin seine Ausbildung nur ein Jahr vor Han abgeschlossen hatte und sie gute Freunde gewesen waren), an Han heran und schlug ihm ins Gesicht, eine schallende Ohrfeige, die Hohn und Spott ausdrücken sollte. Schließlich; als letzte rituelle Geste tiefster Verachtung für jemanden, der in Ungnade gefallen war, spuckte Tedris aus, und der Speichelklumpen landete auf Hans Stiefeln. Han starrte auf die glänzende Oberfläche hinab und sah das silbrig-weiße Rinnsal des Speichels über seine Fußspitze sickern und sich mit der glänzenden Oberfläche des anderen, rechten Stiefels vereinigen…
Zu dem Zeitpunkt, als dies wirklich geschehen war, hatte Han vage Dankbarkeit dafür empfunden, daß Tedris ihm nicht ins Gesicht gespuckt hatte, so wie es, sofern er sich dafür entschieden hätte, sein gutes Recht gewesen wäre. Der Corellianer hatte all das hingenommen, ohne eine Miene zu verziehen, und sich dafür gewappnet, keine Reaktion zu zeigen, aber dieses Mal, im Traum, schrie er seinen glühenden Protest hinaus – »NEIN!« –, stürzte sich auf Tedris…
…und erwachte schwitzend und zitternd in seiner Koje. Er setzte sich auf, fuhr sich mit bebenden Händen durch das Haar und sagte sich, daß er nur geträumt hatte – daß die Erniedrigung Vergangenheit war, vorbei, daß er so etwas niemals wieder würde durchmachen müssen.
Niemals wieder.
Han seufzte. Er hatte so hart dafür geschuftet, in die Akademie aufgenommen zu werden und auch dort zu bleiben. Ungeachtet der Lücken, die sich in der Bildung auftaten, die ihm vor der Akademie zuteil geworden war (und davon gab es jede Menge), hatte Han Solo dafür gearbeitet, sich zu verbessern und alles zu erreichen, was es für ihn als Kadett zu erreichen gab. Und er hatte Erfolg
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