Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hana

Hana

Titel: Hana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
Vom Netzwerk:
flüssiges Wachs angesammelt hat, wird sie von Dunkelheit verschluckt. Als wir hinuntersteigen, schwillt die Musik an und die Luft wird heiß und stickig vom Hall, als stiege der Klang auf, bekäme eine dingliche Form, einen unsichtbaren Körper, der pulsiert, atmet, schwitzt.
    Der Keller ist unfertig. Er sieht aus, als wäre er direkt in die Erde gegraben worden. Es ist so dunkel, dass ich nur raue Steinwände und die Steindecke erkennen kann, die von dunklen Schimmelflecken überzogen sind. Ich weiß nicht, wie die Bandmitglieder sehen können, was sie spielen müssen.
    Vielleicht ist das der Grund für die kreischenden, schrägen Töne, die miteinander um die Vorherrschaft zu kämpfen scheinen – konkurrierende und kollidierende Melodien, die in höhere Stimmlagen klettern.
    Der Keller ist weitläufig und höhlenartig. Ein zentraler Raum, in dem die Band spielt, verzweigt sich in andere, kleinere Räume, einer dunkler als der andere. Ein Zimmer ist fast völlig mit Bergen aus kaputten Möbeln vollgestellt, ein anderes wird von einem durchgesessenen Sofa und mehreren schmutzig aussehenden Matratzen beherrscht. Auf einer davon liegt ein Pärchen. In der Dunkelheit sehen die beiden aus wie zwei dicke, ineinander verschlungene Schlangen und ich weiche schnell zurück. Der nächste Raum ist von Wäscheleinen durchzogen, an denen Dutzende von BHs und Baumwollunterhosen – Mädchenunterhosen – hängen. Erst denke ich, dass die wahrscheinlich noch von der Familie stammen, die hier mal gewohnt hat, aber als eine Gruppe Jungen sich laut lachend grob an mir vorbeizwängt, wird mir plötzlich klar, dass das Trophäen sein müssen, Andenken an Dinge, die in diesem Keller passiert sind.
    Sex. Ein Wort, das allein zu denken mir schwerfällt.
    Mir ist bereits schwindelig und heiß. Ich drehe mich um und sehe, dass Angelica mal wieder in der Dunkelheit verschwunden ist. Die Musik fährt so heftig durch meinen Kopf, dass ich befürchte, er könne zerspringen. Ich gehe zurück in den Hauptraum und will gerade wieder die Treppe hochsteigen, als ich Steve mit halb geschlossenen Augen in der Ecke stehen sehe. Sein Gesicht wird von einem Bündel kleiner Lämpchen rot angestrahlt, die auf dem Boden zusammengerollt liegen.
    Als ich auf ihn zugehe, entdeckt er mich. Einen Augenblick verändert sich sein Gesichtsausdruck nicht. Dann trete ich näher, in den begrenzten Kreis aus schwachem Licht, und er grinst. Er sagt etwas, aber das wird vom anschwellenden Geräusch verschluckt, als die beiden Gitarristen wild auf ihren Instrumenten herumhacken.
    Wir treten beide gleichzeitig vor und überbrücken den letzten Meter zwischen uns. Er legt den Arm um meine Taille und seine Finger streichen elektrisierend und heiß über die nackte Haut zwischen meinem T-Shirt und dem Hosenbund. Im selben Moment, als ich den Kopf an seine Brust lehne, beugt er sich herunter, um mich zu küssen, so dass seine Lippen auf meiner Stirn landen. Als ich dann das Gesicht hebe und er sich vorbeugt, um es noch mal zu versuchen, stoße ich mit dem Kopf gegen seine Nase. Er zuckt zurück und hält die Hand vors Gesicht.
    »O Gott. Tut mir leid.« Die Musik ist so laut, dass ich meine eigene Entschuldigung nicht hören kann. Mein Gesicht glüht. Aber als er die Hand von seiner Nase nimmt, lächelt er. Diesmal beugt er sich langsam und im Spaß übertrieben vorsichtig vor – er küsst mich behutsam und schiebt seine Zunge sanft zwischen meine Lippen. Ich kann die Musik in den wenigen Zentimetern zwischen unseren Brustkörben vibrieren spüren und mein Herz, das hämmert wie verrückt. Mein Körper ist so voll rauschender Hitze, dass ich befürchte, mich zu verflüssigen – ich werde schmelzen, mich in ihm verlieren.
    Seine Hände streicheln meine Taille, wandern dann meinen Rücken hinauf und er zieht mich an sich. Seine Gürtelschnalle bohrt sich in meinen Bauch und ich schnappe nach Luft. Er beißt mir leicht auf die Lippe – ich bin mir nicht sicher, ob aus Versehen oder absichtlich. Ich kann nicht denken, nicht atmen. Es ist zu heiß, zu laut, wir sind uns zu nah. Ich versuche mich von ihm zu lösen, aber er ist zu stark. Seine Arme drücken mich fest gegen seinen Körper, und seine Hände fahren wieder über meinen Rücken, über die Taschen meiner Shorts bis zu meinen nackten Beinen. Seine Finger streichen über die Innenseiten meiner Schenkel und in meinem Kopf blitzt dieses Zimmer mit der Unterwäsche auf, die dort in der Dunkelheit hängt wie schlaffe

Weitere Kostenlose Bücher