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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einzuholen. Die langen Riemen wurden ausgelegt und schlugen in langsamem Takt ins Wasser. Das Schiff glitt auf das jetzt deutlich erkennbare Dock am Fuß der Klippen zu.
    »Kurt.«
    Kurt wandte den Kopf und blickte Kta an, der neben ihn getreten war.
    »Bel sagte, du hättest eine Frage.« 
    »Entschuldige, daß ich dich damit behellige. Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen, aber er hat mich nicht verstanden.«
    »Macht nichts. Wie gefällt dir Nephane?«
    »Sehr gut«, sagte Kurt, und das war die Wahrheit.
    »Die Gebäude auf der Bergspitze – den Afen hat Bel sie genannt...«
    »Der Afen ist eine Festung, die Festung von Nephane.«
    »Eine Festung? Gegen welche Feinde? Menschen?« Wieder erschien die leichte Falte zwischen Ktas Brauen. »Du überraschst mich. Du bist kein Tamurlin. Dein Schiff ist zerstört, deine Freunde tot, wie du sagst. Aber was willst du bei uns?«
    »Ich weiß nichts. Ich vertraue dir. Und wenn ich deinem Wort nicht mehr trauen kann, habe ich alles Vertrauen verloren.«
    »Du lügst nicht, Kurt Morgan. Aber du gehst jeder Antwort auf meine Frage aus dem Weg. Warum bist du zu uns gekommen?«
    An der Pier hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Fröhlich bunte Kleider glänzten im Licht der Sonne. Die Riemen wurden eingezogen, als das Schiff an die Pier glitt. Pan stand neben Kurt, das Bugtau wurfbereit in beiden Händen.
    »Wie kommst du darauf«, fragte Kurt, »daß ich mich in dieser Welt auskenne?«
    »Die anderen kannten sich aus.«
    »Die –
anderen?
«
    »Die
neuen
Menschen. Die...«
    Ktas Stimme erstarb, und Kurt wich ein paar Schritte zurück. Der Nemet wirkte plötzlich verängstigt. »Kurt«, sagte er bittend, »warte. Nein. Wir werden...«
    Kurt schlug ihm die Faust unter das Kinn und flankte über die Reling, als die Backbordseite des Schiffes gegen die Pier scheuerte.
    Er schlug hart auf das Wasser auf, und eine Sekunde später traf ein zweiter Schlag seinen Kopf, als der Bug des Schiffes über ihn hinwegglitt.
    Er gab den Kampf auf und ließ sich in der Tiefe der dunkler werdenden See treiben, und wenig später verlor er das Bewußtsein.
    Er hatte das Gefühl, zu ersticken. Er rang nach Luft und erbrach Meerwasser. Als er erneut versuchte, Luft zu holen, übergab er sich wieder und rollte sich auf den Kopfsteinen des Pflasters zusammen. Als er endlich wieder atmen konnte, hob jemand seinen Kopf an, bettete ihn in seinen Schoß und wischte mit einem Tuch über sein Gesicht.
    Er lag auf der Pier in der Mitte einer großen Menge neugieriger Nemet. Kta hielt ihn fest und redete in einer Sprache, die er nicht verstand, beruhigend auf ihn ein, während Bel und Val sich über Ktas Schulter beugten. Kta und die beiden anderen Männer waren völlig durchnäßt, und Kurt wußte, daß sie ihm nachgesprungen sein mußten.
    »Kta«, sagte er, aber aus seiner wunden Kehle kam nur ein heiseres Flüstern.
    »Du kannst nicht schwimmen«, sagte Kta in anklagendem Ton. »Du wärst fast gestorben. Wolltest du sterben? Wolltest du dich umbringen?«
    »Du hast gelogen«, flüsterte Kurt.
    »Nein«, widersprach Kta energisch. Aber er schien Kurt endlich zu verstehen. »Du bist kein Feind für uns.«
    »Hilf mir«, bat Kurt, aber Kta wandte den Kopf ab, eine Geste des Versagens. Dann gab er Val ein Zeichen, und der kräftige Seemann brachte eine aus Planken improvisierte Bahre heran. Trotz Kurts Protesten und Gegenwehr hoben die beiden Männer ihn auf die Trage.
    Er war im Schock, durchgefroren, und zitterte am ganzen Körper. Irgendwo übernahmen zwei andere Männer die Bahre, und Kta verließ ihn.
    Der Weg durch die kopfsteingepflasterten Straßen von Nephane war ein Alptraum, ein wirres Kaleidoskop von Gesichtern, die sich über ihn neigten, vom Schwanken und Rütteln der Bahre, daß ihm fast übel wurde. Sie passierten ein riesigen Tor und kamen in den Afen, die Festung mit ihren von Dreiecksgewölben getragenen Decken, deren Räume von Fackeln erhellt wurden, und schließlich in eine fensterlose Zelle.
    Kurt wäre zufrieden gewesen, wenn sie ihn hier verlassen hätten, damit er allein leben oder sterben konnte. Aber sie hoben ihn von der Bahre, zogen ihm die durchnäßte Kleidung aus, legten ihn auf ein richtiges Bett und breiteten mehrere Decken über ihn.
    Es war völlig still, aber während der langen Stunden in der Zelle spürte er, daß immer jemand vor der Tür stand.
    Schließlich – es mußte gegen Mittag des folgenden Tages gewesen sein – brachten ihm zwei Männer neue

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