Hanan 2 - Weltenjäger
verlieren.‹
Bei einem anderen Mann wäre diese Ausdrucksweise in ihrem Zustand unerträglich kränkend gewesen – denn katasathe zu sein bedeutete eine so persönliche und besitzergreifende M'melakhia, daß die Nähe von anderen, die nicht im gleichen Zustand waren, unerträglich wurde. Wäre sie an Bord der
Ashanome
gewesen, dann hätte sie alle ihre sonstigen Tätigkeiten aufgegeben und sich eine Zeitlang zurückgezogen, um zu warten, Geschenke der Nasul anzunehmen und sich von Ashakh beschützen zu lassen, immer mehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Aber auf seltsame Art teilte Rakhi ihren Zustand und konnte ihn doch weder wirklich teilen noch sie bedrohen; und sie empfand seine Demütigung als ihre eigene. Ihre Arastiethe war beinahe eins geworden, und Rakhi hatte ein Recht auf solchen Freimut.
›Wir fangen an zu verschmelzen‹
, dachte er plötzlich.
›Au, Chaikhe, Chaikhe-Nasith, was wird aus mir werden?‹
›Geh weg! Trotz Chimeles Befehl, geh, jetzt! Laß mich einen Augenblick lang für mich sein. Mit mir passiert irgend etwas. Ich fürchte... ich fürchte...‹
›Sie ist krank‹
, hörte sie Rakhi zu Chimele sagen, ganz erschrocken und schwitzend, denn auch er fühlte es.
»
›Nein‹
«, kam Chimeles Antwort, und der Ton der Antwort vermittelte ihrem Geist ein Bild von Chimeles grüblerischem Gesicht. »
›Nein, keine Krankheit. Was man im Schlaf in Chaikhes Adern gespritzt hat, war nur das, was bald genug auf natürliche Weise gekommen wäre. Mein tiefes Bedauern, Chaikhe.‹
«
›Du bringst mich in diesen Zustand!‹
erkannte sie plötzlich mit einem Schwall von Zorn, der Rakhi nicht weniger traf; sie fühlte das Zittern, das ihn durchlief und seine Beschämung, daß er unwissentlich teilgenommen hatte. Dann stieg ein bitteres Lachen in ihr auf.
›Ehre dir, Chimele, Sra-Chaxal. Vaikka, Vaikka, o Chimele, die du im Dunkeln arbeitest. Gegen alle anderen wußte ich mich zu verteidigen; aber wer zwischen Chimele und die Notwendigkeit gerät, der muß dafür büßen. Ehre sei dir in der Tat, Nasith.‹
»Ich wußte nichts davon«, protestierte Rakhi. »Wirklich nicht, Chaikhe.«
›Wir wurden beide gedemütigt, Nasith-toj. Aber wann hat man schon mit Chimele zu tun und profitiert davon? Geh! Geh weg!‹
Er zog sich mit großem Unbehagen zurück, und Chaikhe sank an der Kontrollkonsole nieder, ihre indigoblauen Finger zusammengekrampft, bis die Knöchel weiß wurden. Dann zwang sie in einem abrupten Willensakt ihren Geist, sich auf die Arbeit zu konzentrieren und schickte einen Impuls zu Tesyel, dem kommandierenden Nas Kame des Basisschiffs.
›Tesyel‹
, sendete sie,
›Neya soll sofort Bnesych Gerlach zu mir begleiten, ohne ihm eine Möglichkeit der Verzögerung zu geben. Auch wenn er schläft oder nackt ist wie ein neugeborenes Kind, gebt ihm keine Zeit sich abzuwenden. Wenn andere bei ihm sind, bringt sie mit. Wenn sie Widerstand leisten, vernichtet sie. Nehmt euch so viele Okkitani-as wie ihr dazu braucht.‹
Ein Licht blitzte an der Schalttafel auf, Tesyels Bestätigungssignal. Chaikhe registrierte es als erwartet und nahm den weitreichenden Radarstrahl des Basisschiffs auf ihren eigenen Schirm.
Irgend etwas blitzte dort auf, kam mit hoher Geschwindigkeit an der äußersten Grenze des Schirms heran. Sie feuerte mit einer beinahe nachlässigen Bewegung darauf, denn sie wollte Weissmouth gegen alle Flugzeuge dichtmachen, bis sie von Ashakh hörte, und wenn es Ashakh gewesen wäre, hätte man sie sicher informiert.
Das ankommende Schiff wehrte den Beschuß mühelos ab und änderte seinen Kurs überhaupt nicht, es war in puncto Geschwindigkeit den Fähigkeiten der Amautschiffe weit überlegen. Es war so riesig, daß es gerade noch innerhalb der Atmosphäre operieren konnte.
Chaikhes Bewußtsein brauchte weniger als eine Sekunde für die Erkenntnis, ebenso lange dauerte es, Tesyel an Bord des Basisschiffs eine Warnung zuzufunken.
›Tejef!‹
schrie ihr Bewußtsein Rakhi zu, beschämend hysterisch, und die Wut und der Wunsch zu töten überfluteten sie bis ins Innerste. Ihr Schiff feuerte eine wirkungslose Salve auf das ankommende Fahrzeug, das allem Anschein nach eine Landung beabsichtigte: ein Patt. Ein größerer Energieeinsatz konnte möglicherweise Weissmouth und das umgebende Tal auslöschen und die Verteidigung des anderen dennoch nicht durchbrechen.
›Ruhig!‹
sagte Rakhi eindringlich.
›Ruhig! Denke wie Chaikhe, nicht wie eine Dhisais. O Nasith-tak, wenn du
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