Hanan 2 - Weltenjäger
»Warum hast du schon so früh um Beruhigungsmittel gebeten?
Wer gab dir die Genehmigung dazu?«
»Wir wurden müde«, sagte Aiela. »Sie haben mir erlaubt, das anzuordnen, was ich für das beste hielt, und wir waren erschöpft, wir...«
»Aiela-Kameth«, unterbrach Chaikhe freundlich. »Gibt es einen Fortschritt?«
»Ja.«
»Wird mit diesem Wesen eine vollständige Asuthithekkhe möglich sein? Kannst du mit ihm den Zustand erreichen, in dem ihr eins seid?«
»Ich – ich glaube, daß das zu unsicher ist. Nein, ich will das nicht.«
»Kannst du das entscheiden?« Ashakhs Stimme war wie ein kalter Guß nach den seidenweichen Tönen Chaikhes. »Kameth, du hattest Anweisungen.«
Er wollte es ihnen erzählen. Die Erinnerung an diesen Kontakt war in seinem Geist so lebendig, daß er immer noch schauderte. Aber in Ashakhs schmallippigem Gesicht war keine Geduld zu finden, weder Geduld, noch Erbarmen, noch Verständnis für Schwäche. »Wir sind so verschieden«, hörte er sich sagen, um die Stille zu unterbrechen. Ashakh starrte ihn nur an. »Geben Sie mir Zeit«, sagte er wieder.
»Wir haben einen Terminplan«, sagte Ashakh. »Das hätte man dir klarmachen sollen.«
»Jawohl.«
»Führe die Punkte auf, in denen eine Verschiedenheit besteht.«
»Ethik, Erfahrung. Er ist nicht feindselig, noch nicht. Er ist mißtrauisch – er mißtraut mir, dieser Rasse, allem Fremden.«
»Ist es nicht deine Aufgabe, diese Unterschiede in Einklang zu bringen?«
»Mein Herr.« Aielas Hände waren feucht, und er verschränkte die Arme und drückte die Handflächen gegen den Körper. Er sah Ashakh nur ungern ins Gesicht, aber der Iduve starrte ihn an ohne zu zwinkern. »Mein Herr, wir sind fähig, uns zu verständigen. Aber er ist nicht naiv, und mir gehen die Antworten aus, mit denen ich ihn zufriedenstellen könnte. Deswegen nahm ich Zuflucht zu den Beruhigungsmitteln. Er beginnt, Fragen zu stellen. Ich hatte keine einfachen Antworten mehr. Was soll ich ihm denn sagen?«
»Aiela.« Khasif zog seine Aufmerksamkeit auf sich. »Wie ist deine persönliche Reaktion auf dieses Wesen?«
»Ich weiß es nicht.« Sein Mund war trocken. Er blickte in Khasifs Gesicht, das der wesentliche Inhalt von Isandes Alpträumen war, vollkommen und kalt. »Ich versuche... ich versuche, Kränkungen zu vermeiden...«
»Wie ist das ethische System, die Gesellschaftsstruktur? Erkennt er die kalliranischen Grundmuster?«
»Beides ist den kalliranischen Verhältnissen sehr nah verwandt. Aber nicht dasselbe. Ich kann es Ihnen nicht erklären, aber es ist absolut nicht dasselbe.«
»Drück dich genauer aus.«
»Hat man von mir erwartet, Einzelheiten zu erfahren?« platzte Aiela heraus, gequält und seinen Ton sogleich bereuend. Das Idoikkhe pulsierte schmerzlos, einmal, zweimal: Er sah von einem zum anderen, ohne zu wissen, wer es ausgelöst hatte und erkannte die Warnung. »Es tut mir leid, aber ich verstehe nicht. Meine Instruktionen gingen dahin, diesen Mann zu studieren, aber niemand will mir sagen, wonach ich eigentlich suchen sollte. Und nun haben Sie mir auch noch Isande weggenommen. Wie soll ich wissen, mit welchen Fragen ich anfangen soll?«
Seine Antwort löste eine kleine Unruhe unter den Iduve aus, und der fröhliche Rakhi lachte und warf einen Seitenblick auf Chimele. »Au, der ist bissig, Chimele.« Er blickte zurück zu Aiela. »Und was hast du nun trotz der Unkenntnis deines Ziels erfahren, o M'metane?«
»Daß die Amaut ins Universum der Menschen eingedrungen sind, obwohl sie im Vertrag mit den Halliran Idai geschworen haben, dies niemals zu tun. Dieser Mann kommt aus dem menschlichen Raum. Sie verloren dort die meisten ihrer Schiffe, weil diese Menschen an die Art von Machtmißbrauch, die sie erfuhren, nicht gewöhnt waren. Ist es das, was Sie hören wollen? Bevor Sie mir nicht sagen, was Sie mit ihm vorhaben, fürchte ich, daß ich nicht viel mehr tun kann.«
Chimele war nicht belustigt. Sie runzelte die Stirn, bewegte sich in ihrem Stuhl und legte die Hände auf die Armlehnen. »Kannst du, Aiela, diesen Menschen bis morgen für eine Vernehmung durch uns vorbereiten?«
»Das ist unmöglich. Nein. Und welche Art von...?«
»Bis morgen abend.«
»Wenn Sie etwas wollen, dann sagen Sie klar, was es ist, vielleicht kann ich es erfahren. Aber er will Antworten. Er hat Fragen, und ich kann ihn nicht ständig abspeisen, nicht ohne ihn zu Ihrem Feind zu machen – oder liegt Ihnen daran?«
»Du wirst ihn – abspeisen müssen, wie
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