Hanan 2 - Weltenjäger
Khasif, gleichzeitig bedrückend und sexuell. Nur wenige Dinge konnten einen Iduve dazu bringen, irrational zu handeln, aber es gab eine große Ausnahme, und wenn die Iduve ärgerlich auf einen Kameth waren, neigten sie dazu.
Er blieb wie angewurzelt in der Tür stehen, das Blut wich aus seinem Gesicht und kam in einem heißen Schwall zurück. Ihr Drängen setzte ihn wieder in Bewegung, ihr Ärger und ihr Schrecken lagen wie ein Eisklumpen in seinem Magen.
›Nein‹
, beharrte er immer wieder. Isande war einmal, vor langer Zeit furchtbar erschreckt worden; diese Erfahrung hatte Narben hinterlassen, und sie beschäftigte sich übermäßig damit – es brachte ihn in Verlegenheit, diesen Gedanken ausdrücken zu müssen, aber er wußte, daß es die Wahrheit war. Er wünschte, daß sie schwieg.
›Es geschieht aber‹
, beharrte Isande mit solcher Festigkeit, daß sie seine Überzeugung ins Wanken brachte.
›Es heißt Katasukke – Paarung zum Lustgewinn.‹
Und schnell, ohne Einleitung, Entschuldigung oder übergroße Empfindlichkeit führte sie ihm zu, was sie von den intimen Gewohnheiten der Iduve wußte oder erriet – eine Fremdartigkeit, die im Katasukke mit den Noi Kame nur entfernt anklang, die Vereinigung der Iduve beim Katasakke, die voll von Gewalttätigkeit und durch rituelle Geheimhaltung abgeschirmt war. Das Katasukke verlief sanfter: Vernünftige Noi Kame wurden entweder gleich – gültig geduldet oder gleichgültig vernachlässigt, je nach Stimmung des jeweiligen Iduve; Grausamkeit galt jedoch als E-Chanokhia, als höchst ungehörig, ganz gleich, was für unbekannte und brutale Dinge die Iduve auch untereinander taten. Aber Katasakke und Katasukke lösten beide gefährliche Emotionen in den gewöhnlich leidenschaftslosen Iduve aus. Vaikka spielte eine gewisse Rolle bei der Paarung, und es war nicht ungewöhnlich, daß jemand getötet wurde. Nach Isandes Ansicht resultierte jede Irrationalität bei den Iduve aus diesem einen Trieb: Er allein konnte ihren gesunden Verstand außer Kraft setzen, und wenn das geschah, verfielen sie einem Wahnsinn, der ebenso fremdartig war wie ihre normale Ruhe.
Er schüttelte diese Dinge ab, eilte durch die Korridore, während Isande ängstlich gegenwärtig war und ihm Verhaltensweisen und Entschuldigungen einzuflößen versuchte, das kriecherische Benehmen eines Kameth, das dazu dienen sollte, Chimele friedlich zu stimmen. Bei einem Nas Kame erwarte man dies als Ergebnis seiner Vaikka, und wenn er sie nun noch weiter provoziere, habe er Glück, wenn er mit dem Leben davonkäme.
Er wies Isande und ihre Ansichten stolz und gekränkt zurück und wußte, daß Isande nun vor Wut und Enttäuschung weinte. Ihr Zorn wurde so heftig, daß er sich gegen sie abschirmen mußte und sie bat, ihn in Ruhe zu lassen. Er schämte sich seiner würdelosen Lage schon genug, auch ohne daß sie als ständiger Beobachter in seinem Bewußtsein weilte. Er wußte, daß sie auf dieses Thema hysterisch reagierte, aber trotzdem fürchtete er, daß da etwas auf ihn zukam, woran er nicht einmal denken mochte.
Und das in Isandes Gegenwart, in Gedankenübertragung mit ihr.
›Laß mich allein!‹
herrschte er sie an.
Sie verließ ihn; und nun bedrückte ihn die Stille.
Chimele erwartete ihn in ihrem gewohnten Stuhl; auf dem Wandschirm lief mit schwindelerregender Schnelligkeit ein Film ab: wahrscheinlich die Tagesberichte. Sie schaltete die Übertragung ab, mit einem Fingerdruck, statt mit Gedankenkraft, wozu die Iduve fähig waren – wie er wußte, bedeutete das bei einem Iduve, daß seine Gedanken schon anderweitig beschäftigt waren.
»Du hast ungehörig lange gebraucht, bis du reagiert hast«, sagte sie.
»Ich habe geschlafen.« Seine Angst ließ ihn hinzufügen: »Es tut mir leid«, und er schämte sich dessen.
»Du hast also nicht erwartet, gerufen zu werden?«
»Nein«, sagte er und krümmte sich, als ihm das Idoikkhe einen schier unerträglichen Schmerz zufügte. Er war so überrascht, daß er aufschreien wollte, aber er biß die Zähne zusammen und richtete sich wütend auf.
»Nun, damit sind wir quitt«, sagte sie. »Du bist noch billig davongekommen. Sei in Zukunft klüger. Geh in dein Quartier zurück!«
»Ihr seid ja alle verrückt«, schrie er und erhielt einen Schlag, der diesmal stark genug war, um ihm schwarz vor den Augen werden zu lassen. Der Schmerz löschte alles andere aus seinem Bewußtsein. Als er aufhörte, lag er mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und
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