Hanan 2 - Weltenjäger
fühlte zu seinem Entsetzen, daß Isande in seinem Bewußtsein anwesend war. Sie stand ihm bei, nahm den Schmerz in sich auf und redete ihm zu, unten zu bleiben.
»Aiela«, sagte Chimele, »du schaffst es ganz eindeutig nicht, mich zu verstehen.«
»Ich will nicht...«, das Idoikkhe stach ihn wieder, ein sanfter Tadel diesmal, verglichen mit dem, was ihm einen Augenblick vorher widerfahren war. Es zerrte an seinen überreizten Nerven und brachte ihn dazu, sich buchstäblich vor Angst zu winden; die Feigheit, die es ihm einflößte, beschämte ihn und machte ihn gleichzeitig wütend; und da war wieder Isandes besorgtes Eindringen. Dieser Angriff von zwei Seiten war zu viel. Er griff sich an den Kopf und bat seine Asuthe flehentlich, wegzugehen, noch während er mühsam auf die Füße kam, fest entschlossen, sich nicht so behandeln zu lassen.
›Sie kann dich vernichten‹
, sendete Isande hysterisch.
›Sie muß an ihre Ehre denken. Vaikka, Aiela, Vaikka!‹
»Ist das Isande?« fragte Chimele. »Stört sie dich?«
»Es tut ihr weh. Sie will nicht weggehen. Bitte, hören Sie auf.«
Und dann wußte er, daß Isandes Idoikkhe ihr einen Schmerz zufügte, einmal, zweimal, mit steigender Heftigkeit, und ihre traurige, loyale Gegenwart verschwand.
»Aiela«, sagte Chimele. »Ich habe meine Kamethi mein ganzes Leben lang gut behandelt. Warum hörst du nicht auf, mich zu provozieren? Ist es Unwissenheit oder Absicht?«
»Es ist mein Wesen«, sagte er und beleidigte sie damit noch mehr; aber diesmal sah sie ihn nur streng und höchst unzufrieden an.
»Deine Unwissenheit in bezug auf uns ist nicht beachtet worden: Die beste Entsprechung dafür ist ›verziehen‹. Aber es wäre ein schwerer Irrtum deinerseits, wolltest du annehmen, daß das immer so weitergeht.«
»Ganz aufrichtig«, beharrte er, »ich verstehe Sie nicht.«
»Wir sind es nicht gewöhnt, mit Metanetekasuphre viel Geduld zu haben. Aber wir zeigen auch unser Unbehagen nicht. Au, M'metane, ich sollte dir das Fell abziehen.« Er spürte ihre Selbstbeherrschung, und darunter einen Zorn, der ihm einen Schauder über die Haut jagte: Jetzt weglaufen, dachte er, und wie die anderen werden – nein. Sie würde sich mit ihm befassen müssen, Erklärungen abgeben; er würde so lange stehenbleiben, bis sie es tat.
Eine Ewigkeit lang stand er da und erwartete die Strafe des Idoikkhe dafür; auch sie bewegte sich nicht.
»Aiela«, sagte sie dann mit sehr beherrschter Stimme. »Du hast mich vor meiner Nasithi-Katasakke blamiert.« Und als er sie nur anstarrte, hilflos, verständnislos: »Seit dreitausend Jahren hat die
Ashanome
keinen Außenseiter-M'metane mehr an Bord genommen«, sagte sie. »Ich habe noch nie mit Leuten wie dir zu tun gehabt.«
»Was soll ich denn sagen?«
»Du hast meinen Nasithi widersprochen. Dann hast du dieselbe Unhöflichkeit mir gegenüber begangen. Was hast du dir denn dabei gedacht?«
»Ich hatte einen Grund«, erklärte er mit einer Leidenschaft, die zu tief ging, als daß er sich um ihren Zorn gekümmert hätte; ein Reflex ließ ihn nach dem Idoikkhe greifen. »Das da kann weder meinen Verstand noch mein Gewissen ausschalten, und ich will immer noch wissen, was Sie mit dem Mann Daniel vorhaben.«
Chimele zitterte buchstäblich vor Wut. Er hatte nie zuvor auf einem normalen, empfindsamen Gesicht einen so gefährlichen Ausdruck gesehen, aber der erwartete Schmerz kam nicht. Sie kämpfte ihren Zorn mit sichtlicher Anstrengung nieder.
»Nassuphres«, sagte sie in einem Ton allumfassender Verachtung. »Du bist ein hoffnungsloser Fall, M'metane.«
»Wieso?« gab er zurück. »Wieso? Ich weiß nicht...«
»Weil du mich provozierst und auf meine Geduld vertraust. So handelt nur ein dummes Wesen. Und wenn ich dich wirklich der Vaikka für fähig hielte, würdest du eine schmerzliche Niederlage einstecken müssen. Du bist nicht unersetzlich, M'metane, und im Moment bist du der Vernichtung gefährlich nahe.«
»Ich habe überhaupt kein Vertrauen in Ihre Geduld, und ich weiß wohl, daß Sie Ihre Drohungen ernst meinen.«
»Die Schwerfälligkeit deiner Ausdrucksweise macht ein vernünftiges Gespräch unmöglich. Du bist ein Nichts, und ich könnte dich mit einem Gedanken auslöschen. Man sollte meinen, die angeblich so geordnete Denkweise der Kallia würde Vorsicht anraten. Ich kann nicht verstehen, warum du mich angreifst.«
Verrückte, dachte er in Panik, und erinnerte sich sofort, daß sie die Gedankenkontrolle über das Idoikkhe
Weitere Kostenlose Bücher