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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Sehnsucht nach einer grünen, schönen Heimat, die keine Ähnlichkeit hatte mit der roten felsigen Ödnis, in der sie jetzt lebten; eine Sehnsucht nach Schiffen und Reisen, Heimkehr und Rache.
    Die Jahre spulten sich nach rückwärts ab und wieder nach vorne: Fremde Sonnen und Welten, Dienst auf vielen Schiffen, entsetzlich primitive Maschinen, Arbeit bis zur Erschöpfung, aber unter Men- schen, auf menschlichen Schiffen, in menschlichen Häfen, bei ungenügender Versorgung und schäbigen Vergnügungen. Vor allem Heimweh nach diesem sandigen Vaterland, und schließlich die Heimkehr – in ein zerstörtes Zuhause, eine zu Staub zerfallene Farm; weitere Hafenstädte, noch mehr Elend, ein Leben ohne Bindungen und ohne Sinn. Die Gedanken bewegten sich ziellos zu so fremden Orten, daß es wie Wahnsinn schien.
    Das waren nicht die Esliph-Welten. Die Amaut gehörten nicht dorthin. Also ein Universum der Menschen, Menschenwelten, zu denen der Handel der Kallia und Amaut nie vorgedrungen war.
    ›Amaut!‹ Voll Haß griff Daniels Geist nach diesem Erinnerungsfetzen. Schaurige Bilder vom Tod, von Körpern in verrenkter Haltung, zu Haufen aufgeschichtet – Gefangene – Menschen – in Lagern zusammengepfercht, halbverhungert, im Sterben, andere gejagt, auf entsetzliche Weise hingemetzelt, zur Warnung aufgehängt, auch die Jäger waren Menschen; aber zwischen ihnen bewegten sich dunkle, großäugige Gestalten mit watschelndem Gang und lüsternen Gesichtern – Amaut, mit menschlichen Augen gesehen. Die Ereignisse überstürzten sich, und Aiela leistete Widerstand, weil er nicht wußte, an welch schrecklichen Ort er als nächstes geführt werden sollte. Aber Daniel sendete, gewaltsam, ein bewußtes Bild – Haß, Haß auf alles Fremde, auch auf ihn, der ein Teil davon war.
    Daniel selbst. Die dunklen Straßen einer Stadt, ein verlassener Weg, Nacht, Flammen zügelten am Horizont, seltsame, ungeschlachte Gestalten zeichneten sich drohend über den abbröckelnden Gebäuden ab – eine Verfolgungsjagd, bei der er selbst das Wild war, hinter dem diese gefürchteten Gestalten plump hertrotteten.
    Ein Hinterhalt – Bewußtlosigkeit – Tod? – er selbst – halb erstickt und zerrissen unter dem Druck von Körpern und fremden Gerüchen, das unangenehme Einschneiden von Maschendraht unter seinem nackten Körper, hallende Maschinengeräusche in riesiger Weite, strahlendes, kaltes Licht. Andere, in derselben Lage, tage- und nächtelang schweigend in der Kälte, dem Elend, unheimliche Amaut, die sich mit ihren riesigen runden Augen außerhalb des Lichtkreises bewegten – Kälte und Hunger, bis immer mehr von den anderen als starre Leichen auf dem Drahtnetz endeten.
    Noch mehr Maschinenlärm, Panik, ruckartige Erinnerungsfetzen, durchsetzt mit Alpträumen und seltsam beruhigenden Kindheitseindrücken: Drogen und Schmerz, dann schnatternde Gesichter dicht vor ihm, verwilderte, fremde Menschen, seiner Sprache nicht mächtig, betäubender Gestank, Finger mit schmutzigen Nägeln, die an ihm zerrten.
    Aiela riß sich von der Verbindung los und legte, von einem Schwindelgefühl erfaßt, den Kopf in die Hände, aber noch Schlimmeres sickerte ein: Käfige, Verlegung auf ein anderes Schiff, wo man wie Vieh in einen noch schmutzigeren Verschlag getrieben wurde, Daniels Entsetzen, als er sah, wie seine Artgenossen zu freßgierigen Tieren erniedrigt wurden, ständige Angst und häufige Beschimpfungen – er selbst fast immer das Opfer, weil er anders war, weil er nicht sprechen konnte, weil er nicht so reagierte wie sie –, der hinterhältige Humor dieser Wilden, die warteten, bis er schlief und sich dann auf ihn stürzten, die ihn reizten bis zur Weißglut, um ihn dann in eine Ecke zu drängen und zu ihrem Vergnügen zu quälen, bis auf seine Schreie hin die Wärter herbeieilten und ein Ende machten.
    Zuletzt Fremde – Kallia: seine Verlegung, Betäubung bis zum Aufwachen in einem neuen Gefängnis. Aiela sah sich selbst und Chimele als fremde Schattenwesen die Zelle betreten: Daniel mit seinem verzerrten Gedächtnis erkannte ihn nicht einmal, bis er auf die entsprechende Erinnerung in Aielas Bewußtsein stieß.
    ›Feind. Feind. Will mich nur aushorchen.‹
Ein Teil von ihm – ein Feind. Der Schrecken brodelte im Gehirn dieses armen Menschen und erzeugte Panik, aggressive Instinkte wurden in ihrem vereinigten Bewußtsein hin- und hergeschleudert, eine Spaltung entstand, die selbstmörderisch wurde und sich von Sekunde zu Sekunde

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