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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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plagten, fertig zu werden; als ob die menschlichen und Iduve-Gespenster davonflitzen würden, sobald sie ihre kalliranische Gegenwart bemerkten.
    ›Geh zu Bett‹
, sagte sie.
›Du brauchst Ruhe. Ich bleibe noch ein wenig, wenn du das möchtest.‹
    Sie trieb sich noch lange in seinen Gedanken herum, zuletzt selbst nur noch halb wach und warm in ihrem Bett liegend, vermittelte ihm angenehme, belanglose, freundliche Erinnerungen: Die weiten Reisen der
Ashanome
, fremde Welten und andere Sonnen; und sie bestahl seine Erinnerung, mopste kleine Details aus seiner Vergangenheit und schmückte sie mit Fragen aus, bis er zu müde war, um zu antworten. Sie, die selbst nie die Oberfläche einer Welt betreten hatte, entzückte sich an den Erinnerungen an Wind, Regen und Sonnenuntergänge, an den Duft grünen Grases nach einem Regenschauer, und an das Wunder treibender Schneeflocken. Es gab keine schlechten Träume. Sie hielt seine Sinne fest, und schließlich schickte sie ihm schelmisch einige nicht ganz schwesterliche Eindrücke.
    Entrüstet schoß er zurück.
›Spielchen‹
, erinnerte er sie.
    ›Vaikka‹
, flüsterte sie in sein Bewußtsein.
›Und du willst auch gar nicht, daß ich weggehe, nicht wahr?‹
    Er wollte es nicht, aber er schirmte sich ab und strebte nun bewußt nach der Dunkelheit des Schlafs.

5
    Isande war am Morgen da. Ihre fröhliche Gegenwart brach begeistert in sein Bewußtsein, während Aiela sich die Stiefel anzog, und es war, als habe sich eine Tür geöffnet und jemand stünde hinter ihm – obwohl es weder eine Tür noch einen Körper gab.
    ›Mußt du so abrupt kommen?‹
fragte er, und ihre Freude verflog. Es tat ihm leid. Nie zuvor war Isande so verletzlich gewesen. Er machte sich Sorgen wegen der letzten Nacht und war beunruhigt, ob er bei dem knappen Zeitplan mit Daniel nicht schon zuviel Zeit versäumt habe.
    ›Ich würde gerne helfen‹
, bot sie an.
    Seine Abschirmung verstärkte sich; er kannte ihre Einstellung zu dem Menschen, ihre Abneigung gegenüber diesem Wesen. Es paßte nicht zu ihr, sonst hätte er sie verdächtigt, Daniel schaden zu wollen: Ihre Antipathie war so stark.
    ›Was erwartest du von mir?‹
fragte sie beleidigt.
›Antworten. Was haben sie mit ihm vor?‹
    Ein seltsames Unbehagen wuchs in ihm, jetzt, da Daniel in seinem Bewußtsein war; es fiel ihm schwer, Isandes Gedanken zu entwirren. Daniel war dabei aufzuwachen; Aielas Herzschlag beschleunigte sich und das Atmen wurde ihm schwer, als er Daniels Gefühle mitempfand.
    ›Ruhig!‹
sendete er.
›Ruhig! Es ist nur Aiela. Alles in Ordnung.‹
    ›Isande – wer ist Isande?‹
    Daniel erblickte sie in Aielas Bewußtsein. Aielas erste Regung war, diese Verbindung zu durchbrechen, sie beide zu schützen; aber er fühlte keine Gefahr, aus keiner Richtung, und er zögerte und wurde einer seltsamen Prüfung von zwei Seiten unterworfen, als sie sich gegenseitig sondierten. Dann empfing er einen recht unangenehmen Eindruck, als der Mensch erkannte, daß Isande eine Frau war: Neugierig tastete er nach dem Körpergefühl, wollte wissen.
    Wütend kappte er die Verbindung, und sofort fielen beide entrüstet über ihn her.
    ›Ich kann selbst auf mich aufpassen‹
, drang Isandes Stimme zu ihm, kochend vor verletztem Stolz.
›Er ist nicht von unserer Rasse, und seine Neugierde ist mir völlig egal.‹
    Daniel war zu wütend, um sich zu äußern. Er war verlegen und zornig, und einen Augenblick lang überspielte seine Laune die Tatsache, daß er weder Aiela noch seiner Situation gewachsen war.
    Aiela schloß unverzüglich seine eigenen Gefühle zurück: Enttäuschung über die Unlenkbarkeit Isandes, Abscheu, daß er zum Kanal für die obszöne Neugier eines fremden Männchens gemacht worden war – Männchen, nicht Mann, nicht würdig, eine kalliranische Frau zu berühren.
    Schranken richteten sich gegen ihn auf und fielen wieder.
    Aiela fühlte die Verzweiflung des Menschen wie einen Sturz ins Dunkle, einen Schmerz, der sich mit seinem eigenen Schuldgefühl mischte. Er war zu durcheinander, um zu verhindern, daß das zu Isande weiterfloß. Ihre Qual erreichte ihn von der anderen Seite, wurde ausgelöscht, als sie ihre Abschirmung hochriß.
    ›Aiela! Das Echo – Stell es ab!‹
    Er verstand: Sie waren gedankenverloren, jedes Gehirn reagierte auf die Emotionen des anderen. Es war ein tödlicher, sich selbst beschleunigender Prozeß. Seine Reaktion auf Daniels gekränkte Männlichkeit hatte die Abschirmung vor etwas

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