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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Häßlichem gesenkt, dessen Existenz er nicht geahnt hatte.
    ›Daniel‹
, sendete er beharrlich, bis das unglückliche Wesen von seiner Anwesenheit Notiz nahm. Ein schrecklicher Schwall ergoß sich über ihn. Jede Abschirmung fiel, Asuthithekkhe, Gedankenverbindung, Abwehr, alles wurde aufgegeben. Die Bilder kamen so stark, daß sie die Fantasie verblassen ließen: Amaut, Käfige, tote Gesichter, Leichenhaufen, Gram über Gram. Daniels Bewußtsein war die letzte Festung, und er stieß sie weit auf, bereit zu sterben, am Ende mit seinem Widerstand.
    ›Es tut mir leid.‹
Aiela schleuderte es in dieses aufgewühlte Durcheinander wie einen Schrei in einen Orkan.
›Daniel! Ich war auch verletzt. Hör auf damit! Bitte. Hör zu!‹
    Allmählich, ganz allmählich sammelte die Vernunft die Scherben ein, die zerbrochene Abschirmung baute sich wieder auf, wurde zu einem isolierten Schweigen; Aiela stützte den Kopf in die Hände und kämpfte gegen einen physischen Brechreiz, der ihm die Kehle zusammenschnürte. Seine Instinkte schrien
›falsch‹
, seine Hände waren kalt und schwitzten in der Nachbarschaft dieses unaussprechlich verdrehten Wesens, das Giyre und Kastien nicht anerkannte und Dinge haßte, die typisch kalliranisch waren.
    ›Aiela.‹
Daniel streckte einen winzigen Gedankenfühler nach ihm aus. Er verstand nicht, aber er würde die Erinnerung hinter einer Abschirmung versiegeln, und sie nicht mehr entkommen lassen. Sterben war nicht schlimmer als Einsamkeit. Welche Regeln Aiela auch immer aufstellte, er würde sich daran halten.
    ›Es tut mir leid‹
, antwortete Aiela sanft.
›Aber deine Begriffe von uns sind nicht gerade frei von Vorurteilen; und du warst unverschämt zu Isande.‹
    ›Isande gehört zu dir?‹
Daniel griff hastig nach dieser Möglichkeit. Sie berührte etwas, das sowohl menschlich als auch kalliranisch war. Er wollte so gerne glauben, daß man ihn nicht haßte, daß er nur einen Fehler gemacht habe.
    So sei es auch, gab Aiela verlegen zu. Er hatte nie erwartet, mit diesem Geschöpf so intime Gedanken teilen zu müssen. Es störte ihn, er fühlte sich schmutzig dabei; er verschloß diese Gefühle in sich, in dem Wissen, daß er sich ihrer entledigen mußte.
    ›Diese Kombination‹
, sagte Daniel, indem er die Situation so weit erforschte als Aiela es ihm gestattete,
›mit einer Frau und uns beiden – ist nicht die beste Möglichkeit, nicht wahr?‹
    Das wurde mit nachdenklichem Humor gesendet. Der Mensch sah für sich ein Leben des Andersseins, der Einsamkeit voraus. Aiela bedauerte ihn nun aus tiefstem Herzen, denn in dem Wesen steckte ›Elethia‹, die Achtung verdiente.
    ›Wir sind den Iduve ausgeliefert‹
, sagte Aiela,
›und sie verstehen unsere Gefühle nur in sehr begrenztem Maße.‹
    ›Es gibt hier so vieles, was ich nicht verstehe, daß ich kaum meine Gedanken zusammenhalten kann. Es gibt Augenblicke, da denke ich, ich werde...‹
    ›Bitte. Spar dir deine Fragen noch ein wenig auf. Es wird für mich einfacher sein, dir etwas zu erklären, wenn du das Schiff ein wenig kennengelernt hast. Komm, zieh dich an! Zuerst brauchst du etwas zu essen. Wir gehen in die Messe, und du kannst dich gleich einmal umsehen.‹
    Daniel fürchtete sich. Er hatte einen Eindruck von dem Weg aufgefangen, den sie gehen würden, Massen von kalliranischen Fremden; und als Aiela ihn wissen ließ, daß auch Amaut da sein würden, hatte er überhaupt keinen Appetit mehr auf das Frühstück.
    »Hab Vertrauen zu mir«, sagte Aiela. »Wenn die Iduve dir schaden wollten, wärst du nirgends sicher, und wenn sie es nicht wollen, bist du hier überall auf dem Schiff in Sicherheit. Sie beherrschen alles, was hier passiert.«
    Unglücklich gab sich Daniel mit dieser Logik zufrieden. Kurze Zeit später waren sie draußen in der Halle; Daniel sah in seiner braunen Kleidung bemerkenswert zivilisiert aus – Aiela ließ diesen Gedanken unabsichtlich durchschlüpfen und zuckte zusammen, aber Daniel nahm die Beurteilung mit gequälter Belustigung und nur wenig Bitterkeit auf. Er neigte nicht zur Eitelkeit, und die Amaut hatten ihm auch noch das letzte davon genommen.
    Die Gesellschaft in der Messe konnte er jedoch nicht ertragen. Während sie aßen, standen zufällig zwei Amaut neben ihrem Tisch und unterhielten sich, puffend und zischend in dem seltsamen Rhythmus ihrer Muttersprache. Daniels Hand begann auf halbem Wege zum Mund zu zittern, und er legte für einen Augenblick das Besteck weg und bemäntelte die

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