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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und der Hauptstadt des Xolun-Gebietes in einem Feuerwerk zu enden. Die Nachrichtenbüros würden tagelang vor Erstaunen summen wie die Bienenstöcke: Sohn Deians Selbstmord; und die Leute würden den Kopf schütteln, Bedauern ausdrücken und ihn insgeheim hassen; sie würden denken, daß sie, hätten sie seine Chancen gehabt, sie nicht vergeudet hätten. Als er neunzehn war, ging er von der Schule ab, damit sein Vater Deian ihn enterbte und seine Mutter und Schwester ihn aufgaben; aber er hatte auch gesehen, daß es ihnen das Herz brach, und seine wenigen Ausflüge in die dunkleren Vergnügungsviertel ließen nur Ekel und Verlegenheit zurück, denn diese Dinge konnte man auch in den Villen im Schatten von Ryi bekommen – ohne den Schmutz und die Angst. Am Ende hatte er sich angepaßt und war nach Hause zurückgekehrt, in das für ihn vorgesehene, angesehene Leben, um das Regierungsgeschäft zu erlernen.
    (»Mein Sohn, man muß immer Kompromisse schließen. So ist das im Leben« – »Selbst, wenn man im Recht ist, Vater?« – »Recht – Recht. Du glaubst, immer genau zu wissen, auf welcher Seite es ist, nicht wahr. Ich bin mir da absolut nicht sicher. Wenn alle so dächten wie du, könnte man sich niemals einigen. Schließ Kompromisse. Manchmal muß man ein wenig nachgeben, um später wieder ein wenig zu gewinnen.«)
    Er hatte es versucht.
    Ein Jahr später war er in die Anonymität des Militärdienstes geflohen, aber selbst das hatte sich nicht als sichere Zuflucht vor dem Geld und dem Einfluß Deians erwiesen. Vielleicht, dachte er, war das die Art seines Vaters, ihn freizugeben; oder vielleicht glaubte Deian immer noch, er würde, wenn er älter und klüger geworden war, nach Hause kommen. Er wäre auch gekommen, früher oder später. Er hatte sein Leben damit verbracht, der trügerischen Hoffnung auf Angemessenheit nachzujagen, es war ein ständiges Ringen um Atem in der dünnen Luft der Ambitionen seines Vaters und der Giyre einer alteingesessenen Familie.
    (»Ich wäre eines Tages nach Hause gekommen«, hatte er in jenem letzten Brief geschrieben »Ich bin so vernünftig geworden, deine Weisheit und Erfahrung zu achten, Vater, und ich habe selbst genug Weisheit gewonnen, um meinen eigenen Weg weiterzugehen.
    Die Giyre, die ich bei meiner Mannschaft hatte, habe ich mir selbst verdient; und das ist wichtig für mich. Wenn ich anderen Giyre erwies, war das meine Entscheidung, und auch das war wichtig. Ich habe Achtung vor dir, sehr große Achtung sogar; aber ich hätte den Dienst nicht quittiert.«)
    Es war eine Ironie des Schicksals. Seine Hand umfaßte das Idoikkhe, und er dachte daran, was er nun, nach all den Plänen seines Vaters und nach all seinem Widerstand am Ende noch wert war: Ein Wesen, kaum würdig, den Iduve zu dienen, auf gleicher Ebene mit einer reizenden (wenn auch eitlen) jungen Frau und einem zerschlagenen Stück menschlicher Fracht von einem Amaut-Transporter. Er hatte in dem Glauben gelebt, er könne nach den Sternen greifen, wenn er nur wollte, und ob er sich dessen bewußt war oder nicht, er war arrogant und störrisch gewesen. Nun hatte man ihm gezeigt, wo der Himmel aufhörte, und diese Erfahrung hatte ihn zerschmettert.
    Er stellte sich Daniels Bild im Spiegel vor. Seine Hautfarbe wechselte zu braunen und rosa Tönen, sein Silberhaar wurde dunkel, die Augen bekamen einen trüben, gejagten Ausdruck, Unterernährung ließ ihn abmagern, sein Körper war übersät mit roten und purpurnen Narben von unbehandelten Wunden, die Füße zerrissen von dem grausamen Maschendraht. In seinem Bewußtsein lebten absolut entsetzliche Bilder: Käfige – eine in den Halliran Idai unvorstellbare Brutalität. Noch vor diesen lagen Erinnerungen an Hunger, an eine Kindheit in einem dunklen Haus mit gemauerten Wänden neben einem tröpfelnden Kanal, an Sommer voller Sandstürme, die die Ernten verwehten, an Dünen, die Jahr für Jahr auf die Felder übergriffen und den lebensspendenden Kanal bedrohten. Irgendwann Aiela hatte diese Erinnerungen nur bruchstückweise aufgefangen – hatte Daniel diese Welt verlassen, war zum Militär gegangen und hatte als Techniker mit begrenzter Fähigkeit gedient. Er hatte eine große Menge primitiver menschlicher Häfen kennengelernt, bis ihn das Leben anekelte und er wieder nach Hause zurückkehrte, wo er aber nur erfuhr, daß sein Vater gestorben und seine Mutter wieder verheiratet war, daß seine Brüder den Planeten verlassen und die Dünen die Farm begraben

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