Hand in Hand in Virgin River
Lief hatte ihr Geld gegeben und eine Kreditkarte für den Notfall – eine, die er auf ihren Namen beantragt hatte, für den allerschlimmsten Fall, dass sie ein Taxi oder ein Flugticket benötigen würde. Falls Stu und Sherry sie nicht drangsalieren würden, könnte sie diesen Ausflug nach Orlando möglicherweise sogar ein bisschen genießen.
Spät am Abend schickte sie eine Nachricht an Lief. Ich schlafe in einem Bett, und mir hat niemand etwas getan .
Er simste sofort zurück; er war nämlich auch noch wach. Gib dein Bestes und sag Bescheid, wenn du mich brauchst .
Sie nahm sich vor, dass sie ihr Bestes geben würde. Vielleicht wäre Lief wirklich stolz auf sie, wenn das hier alles vorbei war. Und vielleicht wäre das tatsächlich das Ende dieses bescheuerten Hin und Hers. Sie wollte so etwas nie wieder erleben! Sie schlief mit den Ohrstöpseln drin und in ihren Kleidern ein. Die Musik lief immer noch auf ihrem iPhone. Nicht ein einziges Mal verließ sie den Raum, um in der Nacht auf die Toilette zu gehen. Als sie aufwachte, schien die Sonne hell in ihr Zimmer; der Akku ihres Handys war leer, weil sie die ganze Nacht darüber Musik gehört hatte. Sie richtete sich auf und rieb sich die Augen. Sie hatte auf der Tagesdecke geschlafen und sich nicht einmal zugedeckt. Sie kramte in ihrer Tasche nach dem Ladekabel und lud ihr Smartphone auf, ehe sie kurz im Bad verschwand.
Im Haus war schrecklich viel los, aber sie dachte, dass das wahrscheinlich normal war. Nachdem sie schließlich die Küche betreten hatte, sah sie Gepäck neben der Haustür stehen.
„Nun, Schlafmütze“, begrüßte Sherry sie gut gelaunt. „Ich war kurz davor, dich zu wecken. Du musst schrecklich müde gewesen sein, wenn du solange liegen geblieben bist.“
„Wie spät ist es?“, fragte sie. Sie trug keine Armbanduhr; ihr iPhone war beinahe mit ihrer Hand zusammengewachsen.
„Meine Güte, es ist nach sieben, und wir sind heute früh aufgestanden! Ich hoffe, du hast noch nicht alles ausgepackt! Wir erwarten, dass du in einer Viertelstunde abfahrbereit bist!“
Irritiert runzelte Courtney die Stirn. „Warum?“
„Wegen unserer Reise, Dummerchen!“ Und Sherry grinste.
„Es geht doch erst morgen los“, erwiderte Courtney.
„Kleine Planänderung in letzter Minute, Kürbis“, erklärte Stu, als er, eine Tasse Kaffee in der Hand haltend, in die Küche kam. „Alles ist gut. Wir kommen einfach einen Tag früher dort an.“
Für einen normalen Reisetag hatten sie sich fürchterlich aufgebrezelt. Sherry trug einen Designer-Jogginganzug – könnte sogar aus Seide gewesen sein –, goldene Sandalen und jede Menge Schmuck. Ihr rotes Haar war auftoupiert und stand ihr vom Kopf ab. Ihre Fingernägel waren lang und genau wie ihre Fußnägel korallenrot lackiert. Stu selbst wirkte aalglatt für einen kleinen, kahlen Kerl. „Du hast meinem Dad gesagt, wir fahren am zwanzigsten.“
Finster schaute Stu sie an. „Okay, das hat mich jetzt wirklich verletzt. Ich bin dein Dad, Kürbis. Ich weiß, dass dieser Kerl dir wichtig ist, aber könntest du mir hier mal kurz eine Pause gönnen? Ich biete dir erstklassige Ferien. Ich möchte, dass du dich mit mir und deiner Familie amüsiert. Kannst du mich deinen Dad sein lassen?“
„Du hast Lief erzählt, am zwanzigsten“, beharrte sie, wobei sie sich fragte: Was soll dieser Kürbis-Scheiß?
„Last Minute. Tolles Schnäppchen. Mehr nicht“, entgegnete er und baute sich zu seinen vollen eins sechzig auf. „Ich bin mir sicher, er wird es schnell herausfinden.“
Sie beschloss, dass sie Lief einfach vom Flughafen aus anrufen würde, wenn ihr Handyakku wieder voll wäre. So weit liefen die Dinge desaströs.
„Ich habe keine Zeit mehr zu duschen“, beschwerte sie sich.
„Wasch dich einfach ein bisschen und zieh dich um“, sagte Stu. „Unser Taxi kommt gleich. Der Spaß kann bald beginnen!“
Courtney erschien die Sache komisch. Sie hatte ein ungutes Gefühl, stand allerdings mit dem Rücken an der Wand. Das Gepäck befand sich schon im Flur, sie waren alle nett zu ihr, und alles, was Stu verlangte, war, von ihr Dad genannt zu werden. Das ließ sich einrichten. Doch das ungute Gefühl verschwand einfach nicht.
Dann tauchte ein extravagantes Auto mit einem uniformierten Fahrer auf; Stu machte eine große Sache daraus. Als sie am Flughafen eintrafen, brachte der Fahrer die Taschen zu einem Gepäckträger. Stu kümmerte sich um die Boardingkarten und scheuchte sie alle in die Lounge der ersten
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