Hand in Hand in Virgin River
unprätentiöse, normale Menschen, die sich gegenseitig mochten und wussten, wie man einen schönen Nachmittag miteinander verbrachte. Was für eine Vorstellung!
Seit Kelly hierhergekommen war, hatte sie gelernt, was sie in ihrem Leben nicht mehr wollte. Der ganze Ruhm und das Geld, von dem sie immer gedacht hatte, dass es die Belohnung dafür war, dass sie alles mitgemacht und den Kampf um den Posten des Küchenchefs gewonnen hatte, bedeuteten nichts, jedenfalls nicht, wenn man nachts nicht schlafen konnte und sein Herz untersuchen lassen musste, um dafür zu sorgen, dass man nicht starb.
Aber nachdem sie ein paar Stunden lang hinter dem Tisch mit den Erfrischungen gestanden hatte und Zeuge dieser unkomplizierten Kameradschaft entspannten Tempos und der Fröhlichkeit dieser Menschen geworden war, erkannte sie auf einmal, wie viele Möglichkeiten sie hatte.
An einem Ort wie diesem würde sie gerne bis an ihr Lebensende wohnen.
Es war nach zwei, bevor sie Lief und die Mädchen erspähte. Kelly fiel sofort wieder ein, dass sie Courtney schon einmal gesehen hatte, als sie letzten Sommer in Virgin River gewesen war – mit diesen bunten Haaren konnte man sie unmöglich vergessen. Tatsächlich hätte Kelly, wenn sie es nicht besser gewusst hätte, geglaubt, Courtney hätte sich für Halloween verkleidet. Doch was sie wirklich bestürzte, war Courtneys Figur. Sie war spindeldürr. Kelly wollte sie auf der Stelle füttern.
Kelly hatte, was das Kinderkriegen betraf, immer schon zwiespältige Gefühle gehabt; der Wunsch war nicht allzu tief in ihr verwurzelt. Sie hatte immer angenommen, dass sie sich, falls sie eines Tages einen Mann heiraten würde, der Kinder haben wollte, dazu überreden lassen würde, allerdings nur, wenn es sie nicht für zu lange Zeit von der Küche ferngehalten hätte. Sie glaubte nicht, dass sie überhaupt über mütterliche Gefühle verfügte. Und dennoch spürte sie plötzlich, als sie Courtney anschaute, das seltsame Verlangen, sie in den Arm zu nehmen, ihr einen ordentlichen Haarschnitt zu verpassen, damit sie wie andere Mädchen ihres Alters aussah, und sie ein wenig aufzupäppeln, damit sie gesünder wirkte.
Der andere Teenager, der neben ihr stand, Amber, hatte rosige Wangen und war ein wenig fülliger. Die beiden sind ein merkwürdiges Gespann, dachte Kelly. Was war der Grund dafür, wenn ein Mädchen sich so extrem verhielt wie Courtney? Ging es ihr um Aufmerksamkeit? Wenn das der Fall sein sollte, wie viel Aufmerksamkeit konnte Lief ihr denn noch geben? Und falls Lief und Kelly tatsächlich eine Beziehung miteinander eingingen, wie um alles in der Welt würde sie mit jemandem wie Courtney klarkommen?
„Ich fange besser mal an, alles zu kosten“, sagte Lief zu ihr, als er von den Mädchen zu ihr schaute und sich mit ihnen ihrem Stand näherte. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man all das aus ein paar normalgroßen Kürbissen herstellen kann!“
„Du wirst sehr beeindruckt sein. Lass uns hiermit beginnen“, sagte Kelly, löffelte ihm eine cremige Suppe in eine Papptasse und garnierte sie mit ein wenig Petersilie. „Weißt du, wie lange man einen Kürbis frisch halten kann? Der hält ewig. Meine Urgroßmutter ließ immer noch ein paar davon so lange wie möglich auf dem Feld liegen, zumindest solange keine Gefahr von Frostschäden bestand. Danach lagerte sie die Kürbisse in einem kühlen, dunklen Keller …“
„Lass mich raten. Das ist keine Kürbisfüllung aus der Dose?“
„Wie bitte? Ich mache so gut wie nie was aus der Dose! Ich dünste und püriere.“
Er lächelte, rührte, um sich die Beschaffenheit anzusehen, in der Suppe herum, und führte den Löffel zum Mund. Seine Augen wurden groß. „Die schmeckt großartig!“
„Diese Suppe ist keine Kürbispastete in einer Schüssel, mein Herr“, sagte sie.
„Das stimmt“, pflichtete er ihr bei und löffelte seinen kleinen Becher aus. „Kelly, du hast so ein Talent.“
„Ja, oder?“ Nachdem er die Papptasse in die große Mülltonne neben dem Tisch warf, sagte sie: „So, und jetzt die Pastete. Ich verbessere nicht oft Rezepte meiner Großmutter, doch ich habe ein Kürbispastetenrezept, das mir besser schmeckte als ihres. Das passiert ziemlich selten“, erklärte sie und schnitt ihm ein sehr dünnes Stückchen davon ab.
„Komm schon, ein bisschen mehr“, beklagte er sich.
„Heute sind noch eine Menge anderer Leute hier, Mr Holbrook“, erwiderte sie und reichte ihm das kleine Stückchen.
Er nahm einen
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