Hand in Hand in Virgin River
Weile zu erlassen. Du hättest, wenn es nötig gewesen wäre, für mich dasselbe getan. Konzentriere dich jetzt auf dieses Projekt – über die Miete sprechen wir später. Ich ernte gleich einmal ein paar Paprika für dich.“ Dann beugte sie sich zu ihr hinüber. „Glaubst du wirklich, dass du damit etwas verdienen könntest?“
„Laura sagte, es sei ihr bestgehütetes Geheimnis – sie verkauft fast alles, und ihr Gewinn liegt bei wenigstens einhundert Prozent. Das einzige Problem, das ich dabei sehe, ist die Menge. Ich bin mir nicht sicher, wie viel ich herstellen oder loswerden kann. Der Bauernmarkt schließt Ende November, sodass ich eine andere Vertriebsmöglichkeit finden muss, wie kleine Lebensmittel- oder Delikatessenläden, Genossenschaften und Ähnliches.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist ein Experiment.“
„Mann, es wäre wirklich toll, wenn du hierbleiben könntest!“ Jill nahm ihren Strohhut ab und fuhr sich durch ihr dunkles Haar. Plötzlich hielt sie inne. „Ich habe das Gefühl, Lief hätte auch nichts dagegen!“
„Bitte, ich kenne ihn doch erst seit ein paar Wochen“, widersprach Kelly. Aber die hauchzarte Röte, mit der sich ihre elfenbeinfarbene Haut überzog, verriet sie.
Jillian grinste. „Ha! Sieh dich an! Du magst ihn.“
„Nun, ich muss ihn wohl mögen! Er hängt die ganze Zeit hier herum, und ich habe mir sogar seinen Film angeschaut. Allerdings heißt das nicht, dass er etwas mit meinen Soßen und Chutneys zu tun hat, es ist nur eine Möglichkeit, die mich davor bewahrt, in eine dieser verrückten Küchen voll irrsinniger Egoisten zurück zu müssen. Und es ist mir eine große Herzensangelegenheit – diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen.“
Jillian lehnte sich wieder zurück. „Aber ich muss dich etwas fragen – was ist mit Luca? Hast du immer noch Liebeskummer seinetwegen?“
Kellys Augen glitzerten. „Lief hat da so eine ganz eigene Art, Luca aus meiner Erinnerung zu vertreiben. Ich wundere mich inzwischen, wo ich mein Hirn gelassen hatte, als ich glaubte, mich in jemanden wie Luca zu verlieben. Alles, was ich davon gehabt hätte, wäre gewesen, dass mein bis dahin verrücktes Leben noch verrückter geworden wäre.“
„Nun, das ist ja mal eine ziemliche Wendung …“
„Klingt es nachvollziehbar, wenn ich sage, dass ich meine Arbeit als Chefköchin liebe, doch das Leben in dieser dysfunktionalen Köchewelt hasste?“
„Ich denke, in dieser Küche wird alles gut gehen, Kell. Da wird dir keiner in dein Chutney reinreden.“
Eine Woche vor Halloween wurde das Grundstück des viktorianischen Anwesens mithilfe von Denny und Colin geschmückt. Es gab jetzt Heuballen, Vogelscheuchen, und in den Bäumen flatterten Fledermäuse aus Papier. Colin hatte sich eine Leiter von seinem Bruder geborgt und hängte eine Hexe auf einem Besen hoch oben in eine Eiche, deren Blätter in den Herbstfarben glänzten. Außerdem hatte er ein paar merkwürdig geformte Kürbisse für die Veranda ausgehöhlt und die großen runden Kürbisse für die Kinder aus dem Ort aufgehoben. Mit seinem künstlerischen Talent hatte er die tollsten Kürbisgesichter geschnitzt. Und überall standen dicke, orangefarbene und schwarze Kerzen, Laternen und Eimer voller Herbstblätter und -blumen. Orange- und rostfarbene, dunkelrote und gelbe Chrysanthemen säumten den Weg. Denny und Jillian hatten sich einen altmodischen Heuwagen von der Bristol-Farm ausgeliehen und ihn mit Kürbissen beladen.
Kelly baute ihren Erfrischungsstand draußen, gleich am Eingang zur hinteren Veranda auf. Sie hatte einen großen Topf Kürbissuppe gekocht, Muffins, Kürbispastetchen und -brot gebacken. Und für Nachschub war gesorgt. Für die Suppe hatte sie mehr als genug Plastikteller und kleine Plastiklöffel bereitgestellt. Jack und Preacher brachten tragbare Grills, Wannen mit Bier und Softgetränken mit, die sie zu allen Dorffeiern beisteuerten. Sie stellten einen Tisch mit Brötchen, Gewürzen, Chips, Tassen, Tellern und Servietten sowie einen großen Spendentopf auf. Sie hatten zwar einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn, hatten dennoch ein Geschäft zu führen und ihre Familien zu ernähren.
Das Ganze begann mittags an einem hellen und sonnigen Spätherbsttag im Oktober. Um Viertel vor zwölf fuhren die ersten Autos hupend die Auffahrt hinauf. Kelly, die ihren eigenen Leckereienstand ausgestattet hatte, war fertig und rief ins Haus hinein: „Sie kommen!“
Innerhalb einer Minute sprang Jillian durch die
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