Hand in Hand in Virgin River
beobachtete Kelly beim Arbeiten.
„Magst du mir ein bisschen helfen?“, erkundigte sich Kelly.
Courtney zuckte die Achseln. „Klar. Glaub ich.“
„Ich mache ein paar Brote, die wie Zöpfe aussehen.“ Sie teilte ein wenig Teig ab, bestreute die Arbeitsfläche mit Mehl und gab ihr etwas von dem Teig ab. „Wenn ich im Restaurant Brot gebacken habe, was sehr selten passierte, konnte ich immer mindestens hundert Brote herstellen. Unsere Lieblingsbäckerei hat uns normalerweise mit Brot beliefert, doch ab und zu haben wir auch selbst Brot gemacht. Ich backe gerne Brot. Es gibt viele herrliche Gerüche in einer Küche, allerdings ist der Duft von frisch gebackenem Brot unschlagbar.“
Die ganze Brotbackgeschichte interessierte Courtney offenbar überhaupt nicht, dann sie fragte: „Was gefällt dir an meinem Vater?“
Kelly riss die Augen auf. Courtney knetete an ihrem Teigbällchen herum. Sie schaute Kelly nicht an. „Ich … äh … Er ist ein sehr netter Mann. Was magst du denn an ihm?“
„Ich?“, erwiderte Courtney. „Das spielt doch wirklich keine Rolle, oder? Wir sind doch sowieso nur noch zu zweit.“
„Du musst aber doch wissen, was du toll an ihn findest“, entgegnete Kelly.
„Er ist manchmal ziemlich nett. Doch ab und zu ist er streng mit mir, und zu dir kann er nicht streng sein. Aber wenn ihr heiratet und Kinder kriegt, wird dir vielleicht nicht gefallen, wie streng er mit ihnen umgeht.“
Das veranlasste Kelly, mit dem Teigkneten aufzuhören. „Ähm, so ein Gedanke ist mir noch nie gekommen.“
„Dass er streng zu deinen Kindern sein könnte?“, fragte Courtney.
„Ihn zu heiraten und überhaupt Kinder zu bekommen!“
„Oh. Dann wirst du vermutlich ziemlich bald darüber nachdenken. Mein echter Dad hat das auch getan – geheiratet und ist noch einmal Vater geworden.“
„Im Ernst, Courtney – das ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Nicht ein einziges Mal.“
„Na ja, und was hast du sonst im Sinn?“
Grundgütiger, dachte Kelly. Die Feuerprobe. „Nun, gucken wir mal. Ich dachte, was für ein netter Kerl dieser Lief Holbrook ist. Und attraktiv auch noch. Und sehr talentiert – ich habe zwar erst einen seiner Filme angeschaut, aber der hat mich dermaßen zu Tränen gerührt, dass ich mir seither keinen mehr angesehen habe.“
„ Deerslayer “, meinte Courtney. „Meine Mom hat diesen Film geliebt.“
„Na ja, ich war beeindruckt, doch ich habe mir fast die Augen aus dem Kopf geheult.“
„Was noch?“, ließ Courtney nicht locker. „Über meinen Dad? Magst du, dass er reich ist?“
„Er ist reich?“, fragte Kelly.
„Ach was. Sag bloß“, meinte Courtney sarkastisch.
„Ich schätze, darüber habe ich mir ebenfalls noch nie Gedanken gemacht“, erwiderte Kelly. „Na ja, ich war vorher auch schon mit reichen Typen befreundet. Ich habe ihnen trotzdem kein Geld geklaut und bin dann abgehauen.“ Sie grinste.
„Na gut. Was denn dann?“
„Ich weiß nicht. Er bringt mich zum Lachen – er ist witzig. Das ist ein großes Plus. Und ich bin Chefköchin und glaube, dass er mir heute eine Ente schießen wird.“
„Brutal“, entgegnete Courtney.
„Ich werde dich nicht zwingen, sie zu essen“, sagte Kelly und lachte trotz allem. „Für dich gibt es einen Hotdog.“
„Ich möchte sie nicht mal sehen!“
„Na ja, ich werde die Ente wohl auch, wenn du nicht zum Abendbrot bleibst, zubereiten müssen“, erklärte Kelly.
„Wirst du sie etwa rupfen ?“
„Natürlich. Ich weiß, wie man Enten, Gänse, Hühner, Kapaune, Tauben, Truthähne, Fasane ausnimmt …“
„In Ordnung. Schon kapiert.“
„Und Wachteln“, ergänzte Kelly. „Alles mit Schwimmhäuten oder drei Zehen, aber das musste ich nur selten. Ich hatte einen fantastischen Schlachter, der auf Geflügel spezialisiert war. Außerdem sind normalerweise die Jäger dafür verantwortlich, die Beute vorzubereiten. Ich vermute, dein Dad wird sie rupfen.“
Und dann konzentrierte sich Kelly auf ihre drei noch auszurollenden Teigstreifen. Sie war sich bewusst, dass Courtney sie beobachtete. Deshalb versuchte sie, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Courtney sich etwas abgucken wollte, ihre Hände ruhig zu halten, als sie die Teigstreifen miteinander verflocht. Dann fettete sie das Backblech mit einer dünnen Schicht Butter ein, bepinselte die Oberfläche der Brotlaibe mit einem geschlagenen Ei und stellte es beiseite, um sich dem nächsten Brot zu widmen.
Sie schaute auf Courtneys Kreation. Ein
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