Hand in Hand in Virgin River
bisschen uneben, aber keinesfalls schlecht. „Schön“, lobte Kelly sie. „Willst du, dass ich es backe und dir nach Hause mitgebe?“
Courtney hob den Kopf. „Hast du kapiert, dass ich keine Mutter haben will?“
Kelly konnte nicht anders. Sie lächelte. „Hättest du gerne einen Baseballschläger, um deinen Kommentar zu unterstreichen?“
„Wirklich“, betonte Courtney.
„Ich habe es begriffen. Du wirst immer und vor allem für immer nur eine Mutter haben, Courtney. Und es tut mir sehr leid, dass du sie verloren hast. Meine Mutter starb auch, als ich noch sehr jung war. Ich verstehe, dass es nicht leicht ist.“
„Hat dein Vater noch mal geheiratet? Und Kinder gehabt?“
Oh, Kelly fühlte sich sehr schlecht. Aber es gab keine Möglichkeit, der Wahrheit auszuweichen. „Mein Dad ging zuerst von uns, da war ich sechs.“
„Oh.“
„Ein Unfall. Wir waren alle darin verwickelt – ich, Jillian, unsere Eltern. Jillian und ich wurden nicht verletzt. Mein Vater überlebte es nicht und meine Mutter war gelähmt und saß den Rest ihres Lebens im Rollstuhl. Ich war gerade sechzehn, da starb sie. Unsere Großmutter hat mich und meine Schwester großgezogen. Sie war schon nicht mehr die Jüngste. Und als ich fünfundzwanzig war, verschied meine Nana, doch sie war sehr, sehr alt. Sie wurde über neunzig.“
Courtney schwieg unbeholfen. Es dauerte lange. „Ja, ich möchte das gebackene Brot gerne mit nach Hause nehmen.“
„Großartig“, meinte Kelly. „Es wird dir schmecken.“
11. KAPITEL
Zwei Tage nach dem Jagdausflug ihres Dads und dem gemeinsamen Backen mit Kelly war Courtney wieder einmal bei Jerry Powell. Es handelte sich dabei um ihre wöchentliche Sitzung. Sie fand es merkwürdig, dass Lief, als er ihr ein Kompliment wegen ihres Erscheinungsbilds gemacht hatte, meinte, dass sie normal aussah. Kelly und Jillian wollten sich damit nur bei ihr einschleimen. Und als Gabe Tahoma ihr sagte, wie hübsch sie aussähe, kam sie sich wie ein süßes kleines Mädchen vor, allerdings nicht wie ein weibliches Wesen, das er als Freundin in Betracht zog. Doch als Jerry Powell ihr versicherte, dass sie gut aussähe, spielte das aus irgendwelchen Gründen plötzlich eine Rolle für sie. Und sie glaubte ihm.
„Nun, du wirkst dadurch älter. Das steht schon mal fest“, erklärte er.
„Ich würde gerne größer aussehen“, erwiderte sie.
Er lachte in sich hinein. „Und ich würde gerne ein wenig kleiner wirken. Wie hat dich das Leben in der letzten Zeit behandelt?“
Sie zuckte die Achseln. „Ich bin nicht selbstmordgefährdet.“
„Ich mag die Art, wie du mir solche Sachen um die Ohren haust, Courtney. Und ich freue mich darüber. Bedeutet das, dass du grundsätzlich glücklich bist?“
„Ja, grundsätzlich schon.“
„Was gehört in dieser Woche zu den glücklichen Dingen?“
„Nun, ich kriege bald den Welpen. Gleich nach Thanksgiving. Wenn er sieben Wochen alt ist. Als ich ihn mir ausgesucht habe, wusste ich nicht, dass er der größte aus dem Wurf sein würde.“
„Bist du bereit für den Welpen?“
„Bereit?“
„Ich meine, hast du schon alles Nötige für ihn vorbereitet?“
„Oh ja. Einiges. Leine, Näpfe, Halsband, Kauknochen, Körbchen.“ Dann verzog sie das Gesicht. „Hundekiste.“
„Was hat es mit dieser Hundekiste auf sich?“, fragte er. „So wie du es sagst, klingt es ziemlich unglücklich.“
„Lief möchte, dass der Hund in dieser Kiste bleibt, wenn wir nicht zu Hause sind und auf ihn aufpassen können. Er hat gesagt, der Welpe würde sonst alles kaputtmachen oder auf den Teppich pinkeln oder kacken.“
„Ich glaube, das entspricht den Tatsachen, Courtney“, sagte Jerry. „Welpen sind ein paar Monate lang kleine Monster, die alles zerkauen. Von den anderen Dingen ganz zu schweigen.“
„Aber eine Kiste?“
„Ich glaube, die Kiste für den Hund gehört zur Erziehung …“
„Trotzdem bleibt es eine Kiste!“
„Courtney, hast du mal im Internet dazu recherchiert? Ich glaube, die Philosophie, die hinter der Kiste und der Erziehung steht, hat viel damit zu tun, dass der kleine Hund im Haus sicher ist.“
Sie ließ die Schultern hängen. „Also heißt das …“
„Aber – solange du dich gut und aufmerksam um ihn kümmerst, darf er draußen herumlaufen, stimmt’s?“, fragte Jerry.
„Stimmt“, erwiderte sie traurig. „Ich hasse den Gedanken, dass er eingesperrt wird, wenn ich in der Schule bin. Das machen die Hawkins ganz anders.“
„Ich weiß.
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