Hand in Hand in Virgin River
tiefer. Er wusste nie, was er zu erwarten hatte. „Klar“, antwortete er und fragte sich, ob es sich um ein Versprechen handelte, das er auch halten konnte.
„Ich habe Angst vor Pferden. Oh, an Blue habe ich mich inzwischen gewöhnt. Und auch an ein paar andere. Doch ich bin kein Naturtalent, verstehst du? Ich meine, ich bereue meine Reitstunden nicht. Ich bin froh, dass ich sie genommen habe und ich glaube, ich sollte damit weitermachen. Aber ich bin noch nicht gut. Ich habe ein Pferd, das ich nicht kenne, noch nicht richtig im Griff. Und ich würde normalerweise am liebsten stiften gehen, wenn ich weiß, dass ich auf ein Pferd steigen soll.“
Lief lachte laut auf. „Echt?“, stieß er hervor.
„Findest du das lustig?“, fragte sie tief getroffen.
„Ich finde es lustig, dass du mir bis jetzt noch nie davon erzählt hast, und dass du es trotzdem getan hast.“
„Ich glaube, Lilly Tahoma weiß Bescheid. Sie hat gemeint, dass sie froh war, dass sie mich so unerfahren kennengelernt hat, ohne schlechte Angewohnheiten, die sie mir hätte abgewöhnen müssen. Doch erwarte nicht von mir, dass ich auf der Farm herumlaufe, um nach Pferden Ausschau zu halten.“
„Courtney, wenn du auf Blue reitest, ist es in Ordnung?“
„Oh, ich liebe Blue“, gab sie zu. „Sie würde mich niemals abwerfen oder treten. Jedenfalls nicht absichtlich. Aber es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich mich wohl mit ihr fühlte.“
„Das verstehe ich völlig“, entgegnete er. Doch dann lachte er wieder.
„Okay, ich glaube nicht, dass du mich verstehst, wenn du immer noch lachst …“
„Court, meinst du denn, ich hatte nicht tausend Ängste, als ich in deinem Alter war?“
„Zum Beispiel?“
„Vor Gänsen“, erklärte er. „Wir hatten auf der Farm einen See, auf dem sich in jedem Frühling und Herbst Kanadagänse niederließen, die dort auf ihrem Weg nach Süden oder Norden eine Pause einlegten. Ich bin normalerweise immer mit meinem Rad zur Bushaltestelle gefahren, allerdings habe ich es nicht einmal geschafft, an diesem See vorbeizukommen, ohne dass mich eine dieser blöden Gänse gejagt und zu Tode erschreckt hätte! Meine Brüder hätten sie zurück auf das Wasser scheuchen können, doch sie haben herausgefunden, dass ich tierische Angst vor diesen Vögeln hatte und dachten gar nicht daran!“
„Im Ernst?“, fragte sie lachend. „Gänse?“
Finster schaute er sie an. „Hey, Gänse sind bösartig und sie sind so groß wie Hunde! Und sie veranstalten einen Heidenlärm!“
Sie kicherte. „Weiß noch jemand außer deinen Geschwistern davon?“
Er betrachtete sie prüfend und spürte, dass er ihr etwas erzählt hatte, das sie ebenbürtig in Courtneys Augen machte. „Alle wussten es. Und falls es dich interessiert, ich fürchte mich nicht mehr vor ihnen.“
Sie lächelte ihn an. „Schön für dich. Meine Pferdeangst steht immer noch zwischen uns. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich reiten gehen möchte.“
„Das überlasse ich dir“, erwiderte er. „Es ist deine Entscheidung. Aber ich werde zu Jim fahren, um seine Familie zu begrüßen. Komm mit. Falls etwas passiert, das dich deine Meinung ändern lässt, reiten wir aus.“
„Was könnte denn da passieren?“
„Nun, er könnte etwas sagen wie ‚Das ist die alte Gert, die kann kaum laufen, aber sie kann immer noch einen leichten Reiter tragen. Sie läuft nur einfach sehr sehr langsam.ʻ“
Das gefiel ihr. Er erkannte es an ihrem Lachen. Als sie klein war und ihre Mutter noch lebte, hatte sie ihn für urkomisch gehalten, weil er sie immer zum Lachen gebracht hatte. Er hatte sich genauso in Courtney wie in Lana verliebt. Eines Nachts hatte er Lana im Arm gehalten, und sie hatte zu ihm gesagt: „Falls mir je einmal etwas zustoßen sollte, kümmere dich bitte um Courtney. Stu ist ein Depp, der eine bösartige, dumme Ziege geheiratet hat, und ich möchte sicher sein, dass es meinem kleinen Mädchen gut geht.“ Er hatte ihr geantwortet: „Darum musst du mich doch nicht bitten!“
„Hör mal, Courtney“, meinte Lief. „Du könntest dich langweilen, das ist mir bewusst. Aber kannst du mir einen großen Gefallen tun?“
„Oh, Mann“, sagte sie und rutschte in ihrem Sitz nach unten.
„Es ist wegen meiner Mutter“, meinte er. „Sie wird wirklich richtig alt. Sie wird es sich nicht anmerken lassen, das ist gewiss, dennoch ist sie inzwischen achtzig. Sie wird nicht immer leben. Ich rufe sie öfter an, wie du weißt. In der letzten Woche ein paar
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