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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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flüsterte Hickory seinem Kollegen zu, was in aller Welt soll denn das bedeuten? Mir schien, als müsse es dem Verteidiger ein leichtes sein, die Zeugin aufs Glatteis zu führen, und er macht nicht einmal den geringsten Versuch dazu. – Will Orkutt etwa aus Liebe zu ihr seinen Nebenbuhler an den Galgen bringen?
    Wo denken Sie hin? Für kein Weib auf Erden würde er absichtlich einen Prozeß verlieren. Er betrachtet Fräulein Dares Zeugnis eben von einem ganz andern Gesichtspunkt als Sie; er glaubt, daß sie die Wahrheit spricht.
    Um so schlimmer für Mansell, lautete Hickorys Erwiderung. Er ist ein Narr gewesen, sich ihm anzuvertrauen.
    Aehnlicher Meinung wie Hickory waren der Richter, die Geschworenen und die ganze Zuhörerschaft. Orkutt stand allem Anschein nach auf schlüpfrigem Boden.

Siebenundzwanzigstes Kapitel.
    Noch bis zum späten Nachmittag dauerte die Vernehmung der Belastungszeugen. Ihre Aussagen dienten sämtlich dazu, den Verdacht gegen den Angeklagten zu verschärfen, so daß sich der günstige Eindruck, den seine Persönlichkeit auf alle Anwesenden gemacht hatte, mehr und mehr verlor.
    Wenn Orkutt sich nun nicht bald zusammennimmt, wird er für seinen Klienten nichts mehr ausrichten können, äußerte ein Zuhörer im Vorsaal des Gerichtsgebäudes.
    Endlich war der Augenblick gekommen, da der Rechtsanwalt die Verteidigungsrede beginnen sollte. Ruhig und siegesgewiß stand er da. Obgleich von Natur weder besonders wohlgestaltet noch imponierend, gehörte Orkutt doch zu den Menschen, welche verstehen, jeder Gelegenheit gerecht zu werden. Im entscheidenden Augenblicke war es stets, als wüchse seine Schlagfertigkeit; seine Worte sprühten von Geist und Leben, und dabei schien selbst seine äußere Erscheinung eine Kraft und Größe zu gewinnen, die ihr für gewöhnlich abging.
    Welche Gefühle ihn auch heute bewegen mochten, von dem Augenblick an, da er sich erhob, um Mansells Sache zu führen, kannte er kein anderes Bestreben, als den Angeklagten zu retten und als Sieger aus dem Kampfe hervorzugehen.
    Meine Herren Geschworenen, begann er, es liegt heute nicht in meiner Absicht, mit dem verehrten Herrn Bezirksanwalt über das Beweismaterial zu streiten, das er uns mit so viel Scharfsinn vorgeführt hat. Die Pflicht, welche ich zu erfüllen habe, ist eine weit einfachere. Ich will Ihnen zeigen, daß der Angeklagte völlig unschuldig ist, trotz allerBeweisgründe, die sich bergehoch gegen ihn auftürmen und obgleich es ihm weder an Beweggründen noch an Gelegenheit gefehlt hat, das Verbrechen zu begehen. Mit anderen Worten: die Verteidigung bestreitet nicht etwa die Tatsachen, welche zu unserer Kenntnis gekommen sind, sondern die Folgerung, die der Herr Bezirksanwalt und vielleicht auch andere daraus gezogen haben. Hier schweifte Orkutts Blick nach der Zeugenbank hin; dann fuhr er fort: Es kann nicht die Hand des Angeklagten gewesen sein, die den Mordstreich auf die Witwe Klemmens geführt hat, dem steht eine physische Unmöglichkeit im Wege. Ja, meine Herren, der Angeklagte gibt zu, daß er ein großes Verlangen nach jener Geldsumme trug, daß er sich nach Sibley begab, in der Hoffnung, seine Tante werde sie ihm vorstrecken. Er kam heimlich dahin und auf dem bezeichneten Umwege. Die Zusammenkunft im Walde hat wirklich stattgefunden und auch die Angaben über den Inhalt seiner Unterredung mit dem Mädchen, das er zum Weibe begehrte, bestreitet mein Klient nicht. Es ist richtig, daß er den Diamantring Fräulein Dare an den Finger steckte und daß sie ihn wieder abzog, auch trotz seiner Bitten bei ihrer Weigerung, ihn anzunehmen, beharrte. Auf welche Weise sie ihm sein Geschenk wieder gegeben hat, vermag er nicht zu sagen, denn es ist ihm nur erinnerlich, daß er ihre Hand mit dem Ringe fortschob, als sie auf der Rückgabe bestand. Der Angeklagte hat in der von den Zeugen beschriebenen Hütte geschlafen und sich noch bis zum nächsten Mittag dort und im Walde aufgehalten. Dies alles gibt er zu, ohne Vorhalt. – Aber, meine Herren, was mein Klient bestreitet und nun und nimmermehr zugeben wird, ist, daß er den Mordstreich geführt hat, durch welchen die Witwe Klemmens ihres Lebens beraubt wurde. Hiefür bin ich bereit, den Beweis anzutreten:
    Durch die Aussage der Belastungszeugen ist erwiesen,daß der Mordanfall auf Frau Klemmens am Dienstag den 26. September, früher als drei Minuten nach zwölf Uhr erfolgte. Zuerst wünsche ich festzustellen, daß die Witwe zehn Minuten vor zwölf noch unverletzt und

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