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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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ihm, als er Sie fragte, ob der Ring Ihr Eigentum sei?
    Ich sagte, er gehöre mir, nahm ihn und steckte ihn an den Finger.
    Aber es war nicht Ihr Ring?
    Sobald ich ihn annahm, war er mein. Herr Mansell hatte ihn mir tags zuvor zum Geschenk gemacht.
    Ferris sah die Zeugin bedeutungsvoll an. Sie glaubten also, es würde Ihrem Geliebten zum Schaden gereichen, wenn der Ring in jenem Zimmer gefunden würde?
    Orkutt stand sofort auf, um Einspruch zu erheben.
    Ich bestehe nicht auf der Antwort, sagte Ferris gelassen, die Herrn Geschworenen bedürfen ihrer nicht, um die Sachlage zu erkennen.
    Sie hätten die Frage gar nicht stellen sollen, erwiderte Orkutt kühl, indem er seinen Sitz wieder einnahm.
    Wie lange behielten Sie den Ring am Finger, nachdem Sie das Haus verlassen hatten? fuhr der Bezirksanwalt fort.
    Nur wenige Minuten.
    Wo befanden Sie sich, als Sie ihn abzogen?
    Auf der Brücke in der Warrenstraße, sagte sie leise.Was taten Sie damit?
    Sie senkte den Blick. Ich ließ ihn ins Wasser fallen.
    Die Antwort enthielt ihre innersten Gedanken zu jener Zeit.
    Sagen Sie uns, welches die letzten Worte waren, die Sie mit dem Angeklagten wechselten, als Sie sich, damals im Walde von ihm trennten?
    Er sagte: »So nehmen wir also Abschied, Imogen?« und ich erwiderte: »Der morgige Tag wird darüber entscheiden«. »Soll ich denn hier bleiben?« fragte er, und ich antwortete: »Ja«.
    Auf diese an und für sich so einfachen Worte folgte eine unheimliche Totenstille. Die Zeugin blickte ängstlich fragend zu Orkutt hinüber. Ich hoffte auf die Wirkung meiner Unterredung mit Frau Klemmens, fügte sie gleichsam erklärend hinzu.
    Der Bezirksanwalt neigte zustimmend das Haupt.
    Sehen Sie seitdem den Angeklagten heute zum erstenmal wieder? fragte er.
    Nein, ich traf ihn am folgenden Mittwoch im Bahnhof zu Syrakus.
    Wie kamen Sie am Tage nach dem Morde dahin?
    Ich war auf dem Wege nach Buffalo, ich wünschte Herrn Mansell zu sprechen.
    Hatten Sie Nachricht erhalten, daß Sie ihn in Syrakus treffen würden?
    Nein, die Begegnung war völlig unerwartet.
    Was taten Sie, als Sie einander sahen?
    Ich war so überrascht – ich erinnere mich nicht, was ich tat und sagte.
    Und er?
    Er fuhr betroffen zurück, dann fragte er, ob ich ihn habe aufsuchen wollen.
    Und Sie erwiderten?
    Ich weiß nicht was – mir war, als sei alles nur ein Traum. –
    Hätte sie gesagt: ein entsetzlicher Traum, es würde niemand wundergenommen haben. –
    Wie endete die Begegnung? fragte Ferris weiter.
    Ich verließ den Wartesaal und fuhr nach Hause zurück mit dem Zug, der schon auf dem Bahnhof stand.
    Und er?
    Entfernte sich gleichfalls; wohin er sich begab, weiß ich nicht.
    Können Sie uns sagen, Fräulein Dare, fragte nun Ferris mit scharfer Betonung, wer von Ihnen sich zuerst von dem andern abwandte?
    Ich glaube – sagte sie und schwieg sodann; ihr Auge schweifte über die Menge und blieb auf den beiden Detektivs haften, die mit atemloser Spannung ihrer Antwort harrten. Die Frage mußte wohl von großer Wichtigkeit sein.
    Ich weiß es nicht, erwiderte sie endlich; ich glaube, wir entfernten uns gleichzeitig voneinander.
    Bei Ihrem Eide, Fräulein Dare, beharrte der Bezirksanwalt, fällt Ihnen kein Merkmal ein, an dem sich erkennen ließe, wer von Ihnen die schnelle Trennung veranlaßte, während Sie doch wünschen mußten, das traurige Ereignis zu besprechen, das für Ihre beiderseitige Zukunft so wichtig war?
    Nein; ich weiß nur, daß ich den Ort aus eigenem Antrieb verließ, und nicht infolge eines Schrittes, den ich ihn tun sah.
    Ferris verbeugte sich. Ich bin fertig, Herr Verteidiger, sagte er zu Orkutt gewandt.
    Als der Bezirksanwalt seinen Platz wieder eingenommen hatte, sah er sich sichtlich befriedigt im Gerichtszimmer um und erwartete ruhig die weitere Entwicklung der Angelegenheit. Er hatte erreicht, was er wollte und durch dasVerhör auf geschickte Art erwiesen, daß Imogen selbst Verdacht gegen den Angeklagten hege. Die Geschworenen hatten den Eindruck empfangen, daß das Weib, welches ihn liebte, an seiner Unschuld zweifelte und ihn für den Mörder seiner Tante hielt. – Das konnte nicht ohne Wirkung bleiben.
    Alles wartete nun auf den Verteidiger. Nach einem kurzen Zwiegespräch mit seinem Klienten erhob sich Orkutt jedoch und erklärte zu allgemeinem Erstaunen, er habe keinerlei Fragen an die Zeugin zu stellen und verzichte auf das Kreuzverhör.
    Imogen Dare trat ab und kehrte zu ihrem früheren Sitz auf der Zeugenbank zurück.
    Byrd,

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