Hand von Thrawn 02 - Blick in die Zukunft
spürte, wie sich seine Emotionen veränderten, und fragte sich, ob seine Miene, wenn sie die Augen wieder öffnete, Kränkung, Zorn oder Entrüstung verraten würde.
Zu ihrer gelinden Überraschung sah sie nichts davon, sondern eher den Ausdruck gelassener Neugier. »Findest du, dass ich zu viel zu leisten versuche?«
»Ja«, antwortete sie und betrachtete ihn genau. »Wieso? Bist du anderer Meinung?«
Er zuckte die Achseln. »Vor ein oder zwei Jahren wäre ich anderer Meinung gewesen, ja«, gab er zurück. »Aber jetzt… ich weiß es nicht.«
»Ah«, machte Mara. Zuerst seine Äußerung bei dem Asteroidenstützpunkt der Cavrilhu-Piraten, dass er versuchen wolle, den Gebrauch der Macht einzuschränken, und jetzt wenigsten das zögerliche Eingeständnis, er könnte vielleicht zu viel tun. Das war immerhin ein Fortschritt. »Aber, wenn du nicht alles allein erledigst, wer dann?«
Von seinem Hochsitz auf einem Felsen aus ließ sich Kind der Winde vernehmen, und Luke lächelte. »Nein, Kind der Winde«, sagte Luke, »nicht einmal ein Jedi-Meister vermag alles. Im Grunde…« Er warf Mara einen sonderbaren Blick zu. »… sieht es manchmal sogar eher so aus, als wäre es gar nicht die Aufgabe eines Jedi-Meisters, alles zu können.«
Baut mit Ranken steuerte jetzt seinen eigenen Kommentar bei. »Ja«, nickte Luke.
»Was hat er gesagt?«, wollte Mara wissen.
»Er hat anscheinend ein Sprichwort der Qom Jha zitiert«, erklärte Luke. »Es ging darum, dass viele zusammengebundene Ranken stärker sind als dieselbe Anzahl einzeln verwendet. Ich schätze, es gibt davon praktisch auf jedem Planeten der Neuen Republik eine entsprechende Variante.«
Mara warf dem Qom Jha einen säuerlichen Blick zu. »Wie du weißt, war ich dazu fähig, Palpatines Stimme von jedem Ort der Galaxis aus zu vernehmen – und ich meine von jedem Ort aus: Kernwelten, Mittlerer Rand, sogar bei einem Abstecher zu den fernsten Welten des Äußeren Rands.«
»Und doch kannst du die Qom Jha und Qom Qae auf der anderen Seite des Raums nicht verstehen«, wandte Luke ein. »Das muss ganz schön ärgerlich sein.«
»Ärgerlich ist nicht gerade das Wort, nach dem ich gesucht habe«, erwiderte Mara ätzend. »Wie kommt es, dass du sie hören kannst und ich nicht? Falls das nicht irgendein professionelles Jedi-Geheimnis ist.«
Lukes Gefühle blieben unerschüttert. »Genau genommen ist es das«, sagte er. »Zwar nicht wirklich ein Geheimnis, sondern eine Folge davon, dass du keine Jedi bist.«
»Weshalb? Weil ich deine Akademie nicht abgeschlossen habe?«, rief Mara verächtlich.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte Luke. »Man kann durchaus ein Jedi werden, ohne die Akademie zu besuchen.« Er zögerte kaum merklich. »Da wir gerade beim Thema sind, warum wolltest du eigentlich nicht zurückkommen?«
Sie musterte sein Gesicht und fragte sich, ob dies ein Thema war, mit dem sie sich heute Abend befassen wollte. »Ich hatte etwas Besseres zu tun«, antwortete sie stattdessen.
»Ich verstehe«, sagte Luke, und dieses Mal spürte sie eine Gefühlsregung bei ihm. »Zum Beispiel mit Lando quer durch die Galaxis fliegen?«
»Sieh an«, sagte Mara und hob leicht die Augenbrauen. »Höre ich da einen Anflug von Eifersucht?«
Einmal mehr überraschte er sie. Anstatt wie ein Funke im Windhauch aufzulodern, verging das kurz entfachte Gefühl zu einer Art sanfter Traurigkeit. »Nein, keine Eifersucht«, sagte er leise. »Enttäuschung. Ich hatte immer gehofft, du würdest zurückkommen und deine Ausbildung beenden.«
»Deine Hoffnung war wohl nicht stark genug«, versetzte Mara und unterdrückte ihrerseits gewaltsam ein Aufflackern alter Verbitterung. »Ich dachte, nach allem, was wir auf Myrkr und Wayland gemeinsam durchgestanden hatten, hätte ich wenigstens ein wenig Rücksicht von dir verdient. Aber jedes Mal wenn ich auftauchte, hast du nur hallo gesagt und mich sonst hauptsächlich ignoriert. Kyp Durron oder einer von diesen anderen Frischlingen – die haben deine ganze Aufmerksamkeit bekommen.«
Luke zuckte zusammen. »Du hast Recht«, gab er zu. »Ich dachte… ich dachte vermutlich, du würdest nicht so viel Aufmerksamkeit wie sie brauchen. Kyp war jünger, unerfahrener…« Er verstummte.
»Nun siehst du, was es dir eingebracht hat«, konnte Mara nicht umhin, ihn zu erinnern. »Er hat um ein Haar die ganze Akademie zu Grunde gerichtet – ganz zu schweigen von dir, der Neuen Republik und allem anderen, das ihm im Weg war.«
»Es war nicht allein
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