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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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ihre Räumlichkeiten vielleicht feststellen zu müssen, dass diese in ihrer Abwesenheit mit einer deutschen Standuhr, einem ausgestopften Grizzlybären, einem Schaukasten voller napoleonischer Schwerter oder einem anderen unerwarteten Gegenstand ausgestattet worden waren.
    »Dies ist euer Erbe«, pflegte Mr Talbot seinen verbleibenden beiden Töchtern zu sagen, die jetzt nur mehr zu existieren schienen, um seinen Sinn für Perfektion zu stören. »Eure Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese Familie hat ihr Vermögen in Industrie und Technik gemacht. Zweifellos schulden wir der menschlichen Erfindungsgabe und ihrem rechtmäßigen Nachkommen – dem Fortschritt – unseren Reichtum, unseren Erfolg und unsere derzeitige Lebenssituation. Und dennoch …«, und an dieser Stelle pflegte er innezuhalten und sich in Philosophenmanier über den glänzenden Backenbart zu streichen, »lässt sich Fortschritt nur im Hinblick auf die Vergangenheit begreifen. Wir sind Riesen, die aber wiederum auf den Schultern von Riesen stehen. Ich paraphrasiere natürlich Newton, einen der größten Denker Englands. Ihr beide nun müsst, wenn ihr in diesem Haus irgendwie von Nutzen sein wollt, die Sammlung genauso uneingeschränkt verstehen wie ich selbst. Zu diesem Behuf möchte ich, dass ihr einen kurzen Aufsatz über den Ursprung und Zweck dieses Stücks verfasst.« Er pflegte sich mit dem Taschentuch ein vor lauter Gefühlsregung feuchtes Auge abzutupfen und die Finger über die Flanke eines präparierten Schnabeltiers, die Zahnräder und das Getriebe einer Maschine, mit der sich sechzig Äpfel auf einmal schälen ließen, oder die sich wölbenden Hüften einer Porzellanvase gleiten zu lassen.
    Erst als Mr Talbots Tochter Lilian gezwungen war, sich aus dem Großen Haus zu verabschieden, gab es Anzeichen für das Nachlassen seiner Sammelleidenschaft. In den Wochen nach Lilians Sündenfall und vor ihrer Abreise sowie einige Zeit im Anschluss daran, ergänzte Mr Talbot weder seine Sammlung in irgendeiner Weise noch ordnete er sie. Die Uhren hörten zu ticken auf, die Modelle und Motoren standen still. Der Wintergarten war abgesperrt, und der Heizofen für das Treibhaus erkaltete. Ein schweigender Mantel aus Staub legte sich behutsam über alles – anscheinend einschließlich der Erinnerung an den Sündenfall seiner Tochter.
    Eines Tages erhielt Mr Talbot eine Einladung der Gesellschaft zur Verbreitung Nützlichen und Interessanten Wissens, die letztlich zu faszinierend war, um von ihm ausgeschlagen zu werden. Ein gewisser Mr Bellows sollte einen Vortrag zum Thema aeronautischer Maschinen halten.
    »Du solltest hingehen, Vater«, sagte Alice sanft. »Welch größeres Symbol für die Herrschaft der Menschheit über Himmel und Erde gibt es schon als eine Flugmaschine?«
    Das konnte auch Mr Talbot nicht bestreiten. Binnen einer Woche glänzte die ganze Sammlung wieder, und Mr Bellows war mit seinen Plänen, seinen Büchern und seinen Modellen im Dachgeschoss untergebracht.
     
    »Ich habe jeden Winkel der Zivilisation mit dem Licht der Forschung ausgeleuchtet«, erklärte Mr Talbot eines Abends beim Essen. »Ich habe jede Nische menschlichen Bestrebens erkundet, jede Ritze von Geschichte und Wissenschaft. Ich habe, wenn man so will, den Fortschritt seziert. Und um die wertvollsten Artefakte in meiner Sammlung festzuhalten, habe ich nun vor, einen Experten in den neuesten Techniken der Bilderstellung zu engagieren. Einen Fotografen.« Er beendete den Satz mit einem gewaltigen Ausatmen, als sei es eine Erleichterung, das Wort nur auszusprechen, wie das Öffnen eines Geschwürs.
    Niemand sagte etwas. Über den weitläufigen, überladenen Esstisch tauschte Alice einen Blick mit der Tante ihres Vaters, Tante Lambert, aus.
    »Es gibt da gewisse forschende und hervorragende Mitglieder der Gesellschaft zur Verbreitung Nützlichen und Interessanten Wissens«, fuhr Mr Talbot fort, »die ein Interesse an bestimmten Gegenständen hegen, die sich in meinem Besitz befinden. Besäße ich eine fotografische Abbildung solcher Stücke, könnte ich vielleicht die Neugier dieser Männer stillen, indem ich sie ein Bild ansehen ließe. Außerdem glaube ich, dass Fenton derlei Dinge für das Britische Museum macht, und was für die gut genug ist, ist gut genug für mich.«
    »Soweit ich weiß, können diese Kameras Bilder erfassen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben«, erhob sich eine zitternde Stimme aus den Schatten des Speisezimmers. »Geister und

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