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Handbuch für Detektive - Roman

Handbuch für Detektive - Roman

Titel: Handbuch für Detektive - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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gelingen würde, nicht einzuschlafen.
    Der Zirkus hatte sich endlich von dem Knäuel verwirrter Unterschreiber befreit und machte sich bereit, weiterzuziehen. Die Elefanten stampften ungeduldig, und Penny ließ Unwin stehen, um sich an der Spitze des bunten Zuges einzureihen.
    Zlatari bot ihm an, einzusteigen. Er lehnte das Angebot ab, legte jedoch seine Reiseschreibmaschine und die Aktentasche auf die Ladefläche. In dieser Woche hatte er endlich die Zeit gefunden, seine Fahrradkette zu ölen.
    Vielleicht hatte Penny ja recht, und dies war keine Angelegenheit, zu der man zu spät kommen konnte. Sein Blick fiel auf Caligaris altes Motto, das wie ein Wappen auf dem Dampflaster stand: ALLES, WAS ICH IHNEN SAGE, ENTSPRICHT DER WAHRHEIT, UND ALLES, WAS SIE SEHEN, IST SO REAL WIE SIE SELBST .
    Sollte das stimmen, dann war nichts, was Unwin sah, real, und das Ticken seiner Uhr war auch nur der Zaubertrick eines Magiers. Er hatte Zeit, so viel Zeit. Er hatte alle Zeit, die er brauchte.
    Einige von den Unterschreibern mummelten sich in die Decken, die sie sich aus dem Archiv mitgebracht hatten, standen am Straßenrand und sahen entgeistert der Parade zu, die sich langsam entfernte. Ein paar von ihnen marschierten mit, weil sie von all dem Gesehenen und Gehörten verwirrt waren oder nicht wussten, wohin sie gehen sollten. Auch andere Passanten schlossen sich dem Zirkus an, während er zwischen den Bürogebäuden hindurch nach Westen zog – zweifellos all diejenigen, die zu Penelopes Schlafwandlern gehört hatten, den Mitgliedern ihres Widerstandes. Siehatten dabei geholfen, im Schlaf den Zirkus wieder herzurichten, und sich noch an so viel erinnert, dass es Wirkung zeigte. Der Zirkus war auf die doppelte Größe angestiegen, als er schließlich die Stadt verließ.
    Er gestattete sich einen letzten Blick auf das Gebäude der Agentur, das ihm wieder den vertrauten Anblick bot: Es erschien ihm wieder wie ein finsterer Wachturm, ein Grabmal. Allerdings nicht sein eigenes, obwohl irgendjemand da drinnen – wahrscheinlich die Aufseherin persönlich – seinen Bericht erwartete. Doch wenn Unwin ihn schließlich ablieferte, aus weiter Ferne, würde es seine Empfängerin wohl überraschen, wenn sie herausfand, dass er im Lager des Feindes entstanden war? Bei dem Gedanken musste er lächeln, und das Lächeln überraschte ihn so sehr, dass er in Gelächter ausbrach. Er lachte immer noch, als vom Fluss ein Wind aufkam und ihm fast den Hut vom Kopf gerissen hätte. Er hielt ihn fest und lenkte sein Fahrrad mit einer Hand.
    Es würde mindestens ein paar Stunden dauern, ehe sie eine Pause machen würden, die so lang war, dass er seine Schreibmaschine hervorholen konnte, weshalb er einfach im Geiste mit seiner Arbeit weitermachte und sich den Bericht zurechtlegte, der der letzte einer ganzen Reihe von Berichten und der erste einer ganz neuen Reihe sein würde.
    Ich fuhr eine Weile neben dem Dampflaster her, überholte ihn dann und arbeitete mich an die Spitze des Zuges vor. Penelope Greenwood hielt die Zügel des Leitelefanten in der Hand, und das gewaltige Tier schlug im Wind mit den Ohren. Was uns an einem Wanderzirkus Angst macht, denke ich, ist nicht die Möglichkeit, dass er zu uns in die Stadt kommt. Oder dass er sie wieder verlassen wird, was schließlich immer geschieht. Was uns Angst macht, ist die Möglichkeit, dass er für immer seine Zelte abbrechen und nie mehr zurückkehren wird und, dass er uns mitnimmt, wenn er geht.
    Genau das geschieht jetzt mit mir, und ich habe Angst, aber ich fühle mich auch lebendig und hellwach.
    Wohin wird dieser Weg uns führen? Und wozu? Penny sagt, sie wird Caligaris Werk fortführen, und was auch immer geschieht, irgendwann einmal wird jemand all das aufschreiben müssen. Folglich habe ich in gewisser Weise doch meinen früheren Job zurückbekommen, doch die Worte bedeuten nichts, alles ist Geheimnis, und stets gibt es Raum für noch mehr Geheimnisse.
    Ich werde versuchen, alles aufzuzeichnen, während wir fahren, aber das kommt dann in einen anderen Bericht. Dieser endet hier, auf einer Brücke über dem Fluss, während die Elefanten uns die Wege entlangführen, an die sie sich erinnern können, und Hoffmann mit seinen tausendundeinen Stimmen immer noch irgendwo da draußen ist und uns die Spürhunde der Agentur bereits auf den Fersen sind, während die Stadt erwacht und der Fluss erwacht und die Straße unter unseren Füßen erwacht und alle Wecker am Grunde des Meeres zu klingeln

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