Handbuch für Detektive - Roman
enthüllte, Emily in die Hände gespieltund letztlich das gleiche Ziel verfolgt hatte. Offenbar ohne voneinander zu wissen, hatten die beiden Frauen gemeinsam den alten Krieg zwischen der Agentur und dem Wanderzirkus wiederaufleben lassen.
Die Blätter raschelten wie Papier, als der Wind in sie hineinfuhr. Emily blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. «Was für ein Durcheinander ich angerichtet habe. Ich hätte das alles besser machen können.»
«Seien Sie nicht zu hart zu sich», sagte Sivart.
Sie schloss halb die Lider und zitierte: «‹Für den Detektiv von heute ist die Wahrheit nur selten sein Lohn; gewöhnlich ist sie eine Strafe. Und wenn es Ihnen nicht gelingt, das Böse bis in die finsterste Ecke seiner hässlichen Höhle zu verfolgen, dann seien Sie froh, wenn Sie wenigstens am Rande des Dunkels stehen und es beim Namen nennen können.›»
Sie blickte Arthur an, während sie ihre Waffe sinken ließ.
Als sei ein Mechanismus in ihm ausgelöst worden, beugte sich der Aufseher plötzlich über sein Akkordeon und begann zu spielen. Seine Hände zogen die Bälge auseinander, drückten sie wieder zusammen, und seine großen Fingernägel tanzten auf den Tasten. «So ging es doch, stimmt’s, Liebes?», fragte er.
Miss Greenwood trat auf ihn zu. «Hören Sie auf, mich so zu nennen», sagte sie.
Arthurs Lied war alles andere als ein Schlaflied, denn es war laut und schmissig. «Sicher», sagte er und stampfte mit dem Fuß den Takt mit. «Das ist es. Wie geht noch mal der Text? ‹Bis zum Meer folg ich dir, und es gibt nur noch ein Wir, in meinem Traum von deinem Traum von …›»
Miss Greenwoods Schuss ließ ihn hintenüber fallen. Erstolperte über die Wurzeln einer alten Eiche, stürzte und blieb zusammengekauert an ihrem Stamm liegen. Seine Arme bewegten noch immer die Bälge des Akkordeons, doch durch die beiden Löcher, die die Kugel in den Stoff geschossen hatte, ging die Luft hinein und wieder hinaus. Die Töne des Instruments klangen wie ein heiseres Flüstern.
Detektiv Sivart nahm seinen Hut ab und setzte sich auf die Bettkante. Er blickte zu Boden und wartete, bis es ganz still geworden war. Dann knipste er das Licht aus.
Der Esstisch war groß für das kleine Haus, und Unwin musste sich, um an seinen Platz zu gelangen, an der Wand entlangdrücken. Er blickte sich um, während sich Sivart in der Küche zu schaffen machte. Überall standen Regale voller alter Bücher, und an der Wand hingen Fotografien. Sie hingen so nahe beieinander, dass sich ihre Rahmen fast berührten und von der Tapete – einem verblichenen Muster aus Karren und Heuhaufen – nichts mehr zu sehen war. Auf einem vergilbten Foto saß die Riesin Hildegard auf einem Baumstumpf, offene Kisten mit Feuerwerkskörpern um sich herum. Mit erhobenem Kinn schaute sie entrückt und königlich auf ihrem begrünten Thron, hinter halb geschlossenen Lidern in die Kamera.
Auf einem anderen Bild saß die junge Miss Greenwood am Tresen einer billigen Milchbar, vor sich ein Sodaglas mit Strohhalm. Ihr Lächeln war sparsam. Ein kleines Mädchen saß auf dem Hocker neben ihr, ließ die Beine baumeln und hielt die Fußknöchel gekreuzt. Penelopes Haar war zu einem Zopf zurückgebunden, und sie blickte argwöhnisch in die Kamera.
«Bin in einer Minute da», rief Sivart aus der Küche.
Unwin wurde bewusst, dass er mit den Fingern auf dem Tisch herumgetrommelt hatte, und er hörte damit auf. Durch das Fenster erblickte er den Teich am Fuß des Hügels. Emily und Miss Greenwood gingen am Gewässer spazieren und plauderten.
Sivart kam ins Zimmer, ein blaues Geschirrtuch über die Schulter geworfen. Er hatte seine Jacke und das Hemd ausgezogen und trug die schwarzen Hosenträger direkt über dem Unterhemd. «Hoffe, Sie haben Hunger», sagte er. Er stellte ein Tablett ab, auf dem gebratene Eier und knusprige Speckstreifen lagen, die meisten Dotter waren zerlaufen. Er verließ das Zimmer und als er wiederkam, brachte er Teller und Gabeln, einen Berg Toast, Pfannkuchen, eine Schüssel Brombeeren und Butter.
Der Detektiv musterte alles und runzelte die Stirn. Als er das nächste Mal aus der Küche zurückkehrte, hatte er eine Kanne Kaffee und ein Sahnekännchen dabei. «Hab schon seit Tagen nichts mehr gegessen», sagte er und stopfte sich eine Serviette in den Kragen.
Auch Unwin war hungrig. Er nahm sich von den Pfannkuchen und dazu eine Handvoll Brombeeren. Sivart spießte Speckstreifen auf eine Gabel und sagte: «Sie haben lange genug
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