Handbuch für Detektive - Roman
gebraucht, um herauszufinden, wo ich war.»
«Sie hätten es mir von Anfang an sagen können.»
«Nein, Sie hätten alles versaut, wenn ich das getan hätte. Wie heute, bloß dass unser Freund da draußen wach gewesen wäre und daran gedacht hätte, seine Knarre mitzubringen.»
Draußen waren Emily und Miss Greenwood bei dem baumelnden Autoreifen angelangt. Sie sprachen noch immer miteinander und schienen zu einer Art Übereinkunft gelangt zu sein. Miss Greenwood nickte, die Arme vor demBauch verschränkt, während Emily einen Fuß auf den Autoreifen gestellt hatte.
«Diese Emily ist wirklich der Knaller», sagte Sivart kauend. «Erinnert mich ein bisschen an Cleos kleines Mädchen. Na ja, diese Penny war wirklich ein seltsames Kind. Redete kaum, hörte aber immer genau zu, als würde sie sich alles notieren. Gewöhnlich habe ich sie hier hinten auf der Schaukel sitzen sehen. Richtig zu spielen schien sie eigentlich nie. Es war eher so, dass sie einfach irgendwie …
wartete.
»
Unwin strich sich Butter auf seine Pfannkuchen. «Hoffmann wirkte beinahe, als hätte er Angst vor ihr, als ich sie zusammen in Lamechs Traum erlebt habe.»
Sivart grinste und stieß die Gabel in einen weiteren Speckstreifen. «War auch besser so. Ich wünschte, Sie hätten ihn sehen können, als ihm klar wurde, was sie mit
seinen
Schlafwandlern machte. Ich dachte, ihm würde der Schädel aufbrechen und wir würden beide rausfallen.»
«Wissen Sie, Penny hat mich an dem Tag, als ich hier rausfahren wollte, am Bahnhof abgefangen. Wir haben alles vorher abgesprochen, haben darüber geredet, dass Sie unser Mann da draußen im Feld sein würden. Danach brauchten wir absolute Funkstille während der ganzen Aktion. Zwischen Arthur und Enoch gab es einfach keine sicheren Kanäle.»
«Deshalb ist sie auch jeden Morgen am Bahnhof», sagte Unwin. «Sie wartet darauf, dass Sie zurückkommen und ihr sagen, es ist vorüber.»
Sivart kaute nachdenklich, spülte dann alles mit einem Schluck Kaffee hinunter. «Ich gehe nicht mehr zurück, Charlie», sagte er.
Die beiden Frauen kamen herein, und Miss Greenwoodgoss sich sogleich einen Kaffee ein. Emily blieb in der Tür stehen, bis Sivart sie hereinwinkte und sagte: «Setzen Sie sich. Essen Sie was.» Schließlich nahm sie sich zögernd einen Stuhl und legte ihre Brotzeitdose auf den Tisch.
Sivart blickte auf das schwarze Kästchen und sagte: «Haben Sie da drin einen alten Detektiv, der in Ruhestand gehen will und eine anständige Wampe unter seinem Mantel hat?»
«Nein», sagte Emily. «Die sind alle noch im Dienst.»
«Na ja, für mich sind diese Tage vorbei», stimmte er ihr zu. Dann wandte er sich an Miss Greenwood. «Wie steht es mit Ihnen, meine Süße?»
«Ich werde erst mal ein bisschen schlafen», sagte sie.
«Hier? Oder im Knast?»
«Hier», sagte Emily. «Aber das hängt ganz von Detektiv Unwin ab. Er schreibt schließlich den Bericht.»
Miss Greenwood blickte Unwin über den Rand ihrer Tasse hinweg an.
«Ich werde alles reinschreiben, was ich weiß», sagte er. «Aber ich bin wieder ein Schreiber, deshalb ist es auch meine Aufgabe, zu entscheiden, was relevant ist und was nicht.»
Sivart schüttelte den Kopf und kicherte. «So spricht ein waschechter Spürhund», sagte er.
Eine ganze Weile war nur das Klappern der Gabeln auf den Tellern und der Löffel in den Kaffeetassen und das Ticken einer Uhr im anderen Zimmer zu hören. Als Sivart satt war, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und hob die Arme über den Kopf. «Trotzdem», sagte er, «wünschte ich, wir hätten uns alle hier an den Tisch setzen und darüber reden können. Wir drei, Sie, ich, Hoffmann. Selbst Arthur da unten.»
Miss Greenwood hatte begonnen, auf ihrem Stuhl einzudösen,doch jetzt schien sie wieder zuzuhören. Ihre Stimme war kalt, als sie sprach. «Wäre hilfreich für Ihre Memoiren gewesen», sagte sie.
Sivart rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Unwin wusste, dass sie alle das Gleiche dachten – dass diese Memoiren, falls Sivart sie jemals schreiben sollte, die Geschichte erzählen müssten, die in den Akten stand, und nicht die Version, die sie mittlerweile kannten. Der Detektiv sah Unwin Hilfe suchend an, doch es war Emily, die als Erste das Wort ergriff.
«Vielleicht können wir ja das Archiv für Sie öffnen», sagte sie. «Für Ihre Nachforschungen.»
Sivart zog die Serviette aus seinem Kragen und sagte: «Prima. Das wäre prima.» Er stand auf und fing an, das Geschirr
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