Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
aufgebaut und fliegende Händler verkauften Döner, Hotdogs, getrocknete Früchte und Nüsse, Brezeln und frisch gepressten Orangensaft. Die Gerüche mischten sich in der Luft mit den Bildern und der Geräuschkulisse. Alle Plattenläden an der 7th Avenue machten Werbung für Polio, die gerade angesagte Band, indem sie die Straße mit den Songs aus ihrem Debütalbum beschallten. An der Fußgängerampel über die 46. Straße wartete Jack neben einem Puerto Ricaner auf grün, der einen riesigen Ghettoblaster auf der Schulter trug, dessen Salsageplärre in der Lautstärke bei den meisten kleineren Säugetieren zu Sterilität führen musste. Mädchen mit bauchfreien Tops und sehr knappen Gymnastikhöschen aus Satin düsten auf Rollerblades durch den Verkehr mit winzigen Ohrstöpseln in den Ohren und Walkmans im Gürtel.
    Direkt in der Brandung dieser Menschenflut stand ein großer schwarzer Blinder mit einem Schild auf der Brust und einem Hund zu seinen Füßen, der dem Ansturm einen Becher hinhielt. Jack warf ein paar Münzen in den Becher, als er an dem Mann vorbeischlüpfte.
    New York faszinierte Jack. Er liebte seine Schäbigkeit und seine Farbenpracht, den Pomp und die Verirrungen der Architektur. Er konnte sich gar nicht vorstellen, woanders zu leben.
    Als er an den 50ern angekommen war, wandte er sich nach Osten, bis er zu Municipal Coins kam. Er blieb vor dem Schaufenster stehen und warf einen kurzen Blick auf den billigen Schrott unter dem weißroten Ankaufschild im Schaufenster –Sondermünzen, historische Aktien und Ähnliches –, dann trat er ein.
    Monte erkannte ihn sofort.
    »Mr. O’Neil, wie geht es Ihnen?«
    »Gut. Sie sollen mich doch Jack nennen, erinnern Sie sich nicht?«
    »Natürlich«, grinste Monte. »Ich bin immer dafür, auf Förmlichkeit zu verzichten.« Er war klein und mager. Seine Haare waren schon recht schütter, seine Arme waren dürr, dafür zierte ein gewaltiger Zinken sein Gesicht. Wäre er ein Tier, dann ein Moskito. »Freut mich, Sie zu sehen!«
    Natürlich freute ihn das. Jack wusste, dass er wahrscheinlich Montes bester Kunde war. Ihre Geschäftsbeziehung reichte schon Jahre zurück, seit Abe ihm geraten hatte, Gold zu kaufen.
    Vor allem Krügerrands.
    Das ist völlig anonym, hatte Abe gesagt und damit sein wichtigstes Argument bis zum Schluss aufgehoben. So anonym, als würdest du ein Brot beim Bäcker kaufen.
    Also hatte er gegen Bares Münzen gekauft und sie später für noch mehr Bargeld wieder verkauft. Eigentlich hätte er seine Gewinne dem Finanzamt melden müssen, aber da die nicht einmal wussten, das es ihn gab, wollte er sie auch nicht mit weiteren Informationen belasten.
    Jack hatte seitdem immer mal wieder in Gold investiert, und auch jetzt kaufte er an. In seinen Augen war der Markt für Münzen am Boden, also kaufte er auch seltene Münzen. Vielleicht würden Sie über Jahre hinweg nicht an Wert gewinnen, aber für ihn war es eine langfristige Investition. Sie waren seine Alterssicherung – wenn er lange genug am Leben blieb, um das entsprechende Alter zu erreichen.
    »Ich glaube, ich habe etwas, was Sie interessieren wird«, sagte Monte. »Eine der schönsten Barber Halves, die mir je untergekommen ist.«
    »Aus welchem Jahr?«
    »Eine 1901 S.«
    Es folgte das unvermeidliche Feilschen über die Qualität der Prägung, Kratzer und Ähnliches. Als Jack den Laden verließ, gehörte ihm die Barber Half und eine 1909-Barber-Vierteldollar-Sondermünze, die er sorgfältig eingewickelt zusammen mit einem Röhrchen voller Krügerrand in seiner linken Brusttasche verstaut hatte. In der rechten Tasche hatte er noch ungefähr 100 Dollar in bar. Auf dem Rückweg durch die Stadt fühlte er sich viel wohler.
    Jetzt konnte er sich um Gia kümmern. Er überlegte, ob Vicky bei ihr sein würde. Wahrscheinlich. Er wollte ihr nicht mit leeren Händen gegenübertreten. Er machte an einem Postkartenladen Halt und fand auch, was er suchte: einen Haufen pelziger kleiner Kugeln, etwas kleiner als Golfbälle, mit zwei dünnen Fühlern, platten kleinen Füßen und großen rollenden Augen: Wuppets. Vicky liebte Wuppets fast so sehr wie Orangen. Und er liebte ihren Gesichtsausdruck, wenn sie ihm in die Taschen griff und dort ein Geschenk fand.
    Er entschied sich für einen orangenen Wuppet und machte sich auf den Heimweg.
     
    7
     
    Zum Mittagessen gab es eine Dose kaltes Bier und eine Packung Barbecue Pringles in der Kühle seiner Wohnung. Eigentlich sollte er um diese Zeit auf dem Dach sein

Weitere Kostenlose Bücher