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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Gesicht auf. »Lüg mich nicht an! Ich weiß von dem Schiff und ich weiß von den Westphalen-Frauen.«
    Kusum war, als wäre er vom Blitz getroffen. Sie wusste alles!
    »Wie …?«, war alles, was er hervorbrachte.
    »Ich bin dir gestern gefolgt.«
    »Du bist mir gefolgt?« Er war sich sicher gewesen, sie abgeschüttelt zu haben. Sie musste bluffen. »Hast du beim letzten Mal nichts gelernt?«
    »Vergiss das letzte Mal. Ich bin dir gestern Nacht zu deinem Schiff gefolgt.«
    »Das kann nicht sein!«
    »Das denkst du. Aber ich habe die ganze Nacht abgewartet und beobachtet. Ich habe die Rakoshi gehen sehen und ich habe gesehen, wie sie mit ihrer Gefangenen zurückgekommen sind. Und dann habe ich heute von Jack erfahren, dass Nellie Paton, eine Westphalen, gestern Nacht verschwunden ist. Mehr brauchte ich nicht zu wissen.« Sie funkelte ihn an. »Keine weiteren Lügen, Kusum. Ich frage dich jetzt: wie?«
    Benommen wankte Kusum in das Wohnzimmer und ließ sich in einen Stuhl sinken. Er musste sie jetzt einweihen … ihr alles erzählen. Fast alles. Es gab da eine Sache, die konnte er ihr nie erzählen – er ertrug es selbst kaum, auch nur daran zu denken.  Aber er konnte ihr alles andere erzählen. Vielleicht verstand sie es ja.
    Er begann mit seiner Geschichte.
     
    8
     
    Kolabati musterte ihren Bruder genau, während er erzählte, um zu sehen, wann er log. Seine Stimme war klar und tonlos, seine Miene ruhig mit einem schwachen Hauch eines Schuldgefühls, wie ein Ehemann, der seiner Frau eine unbedeutende Affäre beichtet.
    »Ich fühlte mich verloren, als du Indien verlassen hast. Es war, als hätte ich auch meinen zweiten Arm verloren. Trotz all meiner Anhänger, die sich um mich drängten, verbrachte ich die meiste Zeit allein – du würdest vielleicht sogar sagen, zu viel Zeit. Ich begann mein Leben zu überdenken und das, was ich damit getan und was ich nicht getan hatte. Trotz meines wachsenden Einflusses fühlte ich mich des Vertrauens unwürdig, dass von so vielen Menschen in mich gesetzt wurde. Was hatte ich denn geleistet, außer mein Karma abgrundtief zu beschmutzen? Ich gestehe, dass ich mich eine Zeit lang im Selbstmitleid gebadet habe. Schließlich beschloss ich, eine Reise nach Bharangpur zu unternehmen, zu den Ruinen des Tempels, die jetzt das Grabmal unserer Eltern und unseres Erbes sind.«
    Er hielt inne und sah ihr direkt ins Gesicht. »Die Grundmauern stehen dort immer noch, wusstest du das? Die Asche von allem anderen ist verschwunden, in den Sand gespült oder vom Wind davongetragen, aber das steinerne Fundament steht noch, und die Höhlen der Rakoshi darunter sind unversehrt. Die Berge rundherum sind immer noch nicht besiedelt. Trotz der dort herrschenden Überbevölkerung meiden die Leute diese Gegend immer noch. Ich bin dort drei Tage lang geblieben, um mich selbst zu erneuern. Ich habe gebetet, ich habe gefastet, ich habe die Höhlen durchwandert… und nichts ist passiert. Ich fühlte mich so leer und wertlos wie zuvor. Und dann fand ich es!«
    Kolabati sah ein Licht in den Augen ihres Bruders aufglimmen und immer heller leuchten, so als fache jemand im Innern seines Schädels ein Feuer an.
    »Ein unversehrtes männliches Ei, direkt unter der Oberfläche im Sand einer der kleinen Nischen. Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten und was ich damit tun sollte. Und dann wurde es mir klar: Ich hatte eine zweite Chance erhalten. Vor mir lag die Möglichkeit, all das zu erreichen, was ich aus meinem Leben hätte machen sollen; die Möglichkeit, mein Karma zu reinigen und es eines Mitglieds unserer Kaste würdig zu machen. Ich deutete es als mein Schicksal. Es war mir auferlegt, ein Rakoshi-Nest zu begründen und es zu benutzen, um meinen Schwur zu erfüllen.«
    Ein männliches Ei. Kusum erzählte weiter, wie er den diplomatischen Dienst manipuliert und sich den Posten in der Botschaft in London verschafft hatte, aber Kolabati hörte ihm kaum zu. Ein männliches Ei… Sie erinnerte sich daran, wie sie als Kinder die Ruinen des Tempels und das darunter befindliche Höhlensystem auf der Suche nach einem männlichen Ei durchkämmt hatten. In ihrer Jugend hatten sie es beide für ihre Pflicht gehalten, ein neues Nest aufzubauen, und dazu fehlte ihnen unbedingt ein männliches Ei.
    »Nachdem ich mich in der Botschaft eingerichtet hatte«, erzählte Kusum gerade, »habe ich nach Captain Westphalens Nachkommen geforscht. Ich erfuhr, dass nur noch vier Personen aus seinem Geschlecht am Leben waren.

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