Handyman Jack 01 - Die Gruft
wie man sich die Rakoshi zu Willen machen kann, und sie gaben dieses Wissen von Generation zu Generation weiter. Als unsere Eltern starben, vermachte unsere Großmutter das Ei und die Halsketten Kusum und mir.«
»Ich wusste, dass die Ketten etwas damit zu tun haben.«
Kolabatis Stimme wurde schrill und ihre Hand tastete unwillkürlich nach ihrem Hals. »Was weißt du über die Kette?«
»Ich weiß, dass diese beiden Steine da Rakoshi-Augen verdammt ähnlich sehen. Ich schätze, sie sind so was wie Clubausweise.«
»Sie sind mehr als das«, sagte Kolabati jetzt mit ruhigerer Stimme. »Da mir kein besseres Wort einfällt, kann ich nur sagen: Sie sind Magie.«
Jack ging zurück ins Wohnzimmer und lachte leise.
»Du findest das komisch?«, fragte Kolabati hinter ihm.
»Nein.« Er ließ sich in einen Sessel fallen und lachte wieder kurz auf. Das Lachen beunruhigte ihn – er schien es nicht unter Kontrolle zu haben. »Es ist nur so, dass ich dir die ganze Zeit zugehört habe und dir jedes Wort ohne Einschränkung glaube. Das ist das Komische – ich glaube dir! Das ist die lächerlichste, fantastischste, widersinnigste und unlogischste Geschichte, die ich je gehört habe, und trotzdem glaube ich jedes Wort!«
»Das solltest du auch. Die Geschichte ist wahr.«
»Selbst das mit der Zauberkette?« Jack hob die Hand, als sie ihm antworten wollte. »Vergiss es. Ich habe jetzt schon so viel gefressen. Eine Zauberkette könnte das berühmte Minzplätzchen zu viel sein.«
»Es stimmt!«
»Mich interessiert viel mehr, welche Rolle du bei alldem spielst. Du musst doch davon gewusst haben.«
Sie setzte sich ihm gegenüber. »Freitagnacht in deiner Wohnung wusste ich, dass da ein Rakosh vor deinem Fenster war. Und Samstag auch.«
So viel hatte sich Jack bereits zusammengereimt. Aber er hatte andere Fragen: »Warum ich?«
»Er kam zu deiner Wohnung, weil du an der Durba-Gras-Tinktur genippt hast, die einen jagenden Rakosh zu dem vorbestimmten Opfer führt.«
Das angebliche Abführmittel von Grace! Ein Rakosh musste sie in der Nacht von Montag auf Dienstag verschleppt haben. Und Nellie letzte Nacht. Aber Nellie – diese Fleischfetzen, die im flackernden Licht der Flammen emporgehalten wurden … er schluckte die Galle herunter, die ihm in die Kehle stieg – Nellie war tot. Jack war am Leben.
»Wie kommt es dann, dass ich noch unter den Lebenden weile?«
»Meine Halskette hat dich beschützt.«
»Sind wir wieder da angekommen? Na gut – erzähl es mir.«
Sie zog ihre Halskette nach vorn und hielt sie dabei an den Kettengliedern neben den beiden augenähnlichen Steinen. »Die hier ist seit Urzeiten in meiner Familie von einer Generation auf die nächste weitergereicht worden. Das Geheimnis ihrer Herstellung ist schon vor langer Zeit in Vergessenheit geraten. Sie hat … Kräfte. Sie besteht aus einem bestimmten Eisen, das angeblich Macht über Rakoshi verleiht, und macht den Träger für Rakoshi-Augen unsichtbar.«
»Nun komm aber, Kolabati…!« Das war einfach zu viel.
»Es stimmt! Der einzige Grund, warum du hier sitzt und daran zweifeln kannst, liegt darin, dass ich dich in den beiden Situationen, als der Rakosh auf der Suche nach dir war, mit meinem Körper abgeschirmt habe! Ich habe dich verschwinden lassen! Für einen Rakosh war deine Wohnung leer. Wenn ich das nicht getan hätte, wärst du jetzt so tot wie die anderen.«
Die anderen … Grace und Nellie. Zwei harmlose alte Damen.
»Aber warum die anderen? Warum?«
»Um das Nest zu ernähren! Rakoshi müssen sich in regelmäßigen Abständen von menschlichem Fleisch ernähren. In einer Stadt wie dieser dürfte es nicht schwierig gewesen sein, ein Nest von fünfzig Rakoshi zu füttern. Ihr habt hier eure eigene Kaste von Unberührbaren – Schnapsbrüder, Obdachlose, Ausreißer –, Leute, die niemand vermisst und wo sich niemand die Mühe machen würde, nach ihnen zu suchen, selbst wenn ihre Abwesenheit bemerkt würde.«
Das erklärte all die verschwundenen Obdachlosen, von denen die Zeitungen voll waren. Jack sprang auf die Füße. »Von denen rede ich gar nicht! Ich rede von zwei wohlhabenden Damen, die an diese Kreaturen verfüttert worden sind!«
»Du musst dich irren.«
»Das tue ich nicht.«
»Dann muss es ein Unfall gewesen sein. Kusum wird ganz bestimmt kein Aufsehen riskieren. Er würde sich gesichtslose Menschen aussuchen. Vielleicht haben diese Damen das Elixier aus Versehen in die Finger bekommen.«
»Möglich.« Jack war alles andere
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