Handyman Jack 01 - Die Gruft
beruhigt. Er drehte sich zu Kolabati um und zog ihren Kopf an seinen Mund.
»Wir müssen in die andere Richtung«, flüsterte er.
Ihre Augen folgten seinem ausgestreckten Finger, dann wandte sie sich wieder ihm zu. Sie nickte.
»Da sind die Rakoshi.«
Wieder nickte sie.
Kolabati war nur ein undeutlicher Umriss neben ihm. Jack stand da und suchte nach einem anderen Ausweg. Er fand keinen. Ein vages, helleres Rechteck lockte von der anderen Seite des Korridors, wo dieser in den Hauptladeraum mündete. Er hätte jeden anderen Weg lieber genommen, aber sie mussten da durch. Sie hatten nun die Wahl: zurück die Leiter hoch in die Steuermannskajüte, was eine Sackgasse war, oder weiter durch den Laderaum.
Er hob Kolabati hoch, nahm sie in die Arme und trug sie dem Laderaum entgegen. Er konnte nur beten, dass die Macht, die hoffentlich tatsächlich von dieser Halskette ausging, sich damit auch auf ihn übertrug. Auf halber Höhe des Korridors wurde ihm klar, dass er auf diese Weise seine Hände überhaupt nicht gebrauchen konnte. Er stellte Kolabati zurück auf die Füße und zog zwei der Einwegfeuerzeuge aus den Taschen, dann bedeutete er ihr, auf seinen Rücken zu springen. Sie schenkte ihm ein kurzes grimmiges Lächeln und tat wie geheißen. Er hakte die Arme unter ihre Knie und trug sie huckepack. So hatte er die Hände frei, in denen er je eines der Feuerzeuge umklammert hielt. Sie schienen lächerlich unzureichend, aber irgendwie war es dennoch beruhigend, sie in der Hand zu halten.
Er kam zum Ende des Korridors und blieb stehen. Vor ihnen und nach rechts erstreckte sich der Laderaum. Dort war es heller als in dem Korridor hinter ihnen, aber nur graduell; es war dunkler, als Jack es in Erinnerung hatte. Aber gestern Nacht hatte Kusum auf seiner Plattform gestanden und die Gasbrenner hinter ihm waren auf Hochtouren gelaufen.
Es gab auch noch andere Unterschiede. In dem schwachen Licht konnte man nur mühselig Details erkennen, aber Jack sah, dass die Rakoshi sich nicht mehr um den Aufzug versammelt hatten. Stattdessen waren sie jetzt über den ganzen Raum verteilt. Einige hockten im tiefen Schatten, einige waren reglos an den Wänden zusammengesackt und wieder andere waren in ständiger Bewegung, liefen herum und drehten sich im Kreis. Der Gestank der Rakoshi lag schwer in der feuchten Luft. Die glänzenden schwarzen Wände verschwanden nach oben in der Dunkelheit. Die hoch angesetzten Lampen an den Wänden spendeten nur wenig trübes Licht, so wie ein abnehmender Mond in einer nebligen Nacht. Alle Bewegungen waren langsam und gedehnt. Es war wie der Anblick einer Opiumhöhle in einer vergessenen Ecke der Hölle.
Ein Rakosh kam auf sie zu. Obwohl es hier unten viel kühler war als in der Steuermannskajüte, spürte Jack, wie ihm der Schweiß am ganzen Körper ausbrach. Kolabatis Arme schlossen sich fester um seinen Hals und er spürte, wie sich ihr Körper versteifte. Der Rakosh sah direkt in ihre Richtung, gab aber keine Anzeichen, dass er ihn oder Kolabati sah. Er schwenkte ziellos in eine andere Richtung ab.
Es funktionierte! Die Halskette wirkte! Der Rakosh hatte direkt zu ihnen hinübergeblickt und sie doch nicht gesehen.
Direkt gegenüber, in der linken vorderen Ecke des Frachtraums, sah Jack eine Öffnung, die identisch war mit der, in der sie gerade standen. Die würde wohl in den vorderen Laderaum führen. Ein steter Strom von Rakoshi unterschiedlicher Größe kam aus dem Gang oder lief wieder hinein.
»Mit diesen Rakoshi stimmt etwas nicht«, flüsterte ihm Kolabati über die Schulter ins Ohr. »Sie wirken so lahm, so lethargisch.«
Du hättest sie gestern Nacht sehen sollen, hätte Jack am liebsten gesagt, weil er sich daran erinnerte, wie Kusum sie zur Raserei aufgepeitscht hatte.
»Und sie sind kleiner und heller, als sie sein sollten.«
Diese nachtschwarzen Gestalten von über zwei Metern Größe waren bereits weit größer und dunkler, als es Jack lieb war.
Plötzliches lautes Fauchen, Knurren und Scharren lenkte ihre Aufmerksamkeit nach links. Zwei Rakoshi umkreisten einander, bleckten die Zähne und fuchtelten mit den Klauen durch die Luft. Andere sammelten sich um die beiden und begannen ebenfalls zu fauchen. Da bahnte sich ein Kampf an.
Plötzlich spannte sich einer von Kolabatis Armen so um seinen Hals, dass er keine Luft mehr bekam, wäh rend sie mit dem anderen quer durch den Raum wies.
»Da«, flüsterte sie. »Das da ist ein richtiger Rakosh.«
Obwohl er wusste, dass er von
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