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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dem Rakosh nicht gesehen werden konnte, machte Jack unwillkürlich einen Schritt zurück. Das Monster war riesig, fast einen halben Meter größer und dunkler als die anderen, und es bewegte sich bestimmter und entschlossener.
    »Es ist ein Weibchen«, flüsterte Kolabati. »Das muss diejenige sein, die aus unserem Ei geschlüpft ist. Die Rakoshi-Mutter. Wenn man sie kontrollieren kann, dann kontrolliert man das ganze Nest.«
    Trotz ihrer Angst war sie ganz offensichtlich auch begeistert und fasziniert. Jack vermutete, dass es ein Teil ihrer Erziehung war. Hatte sie nicht gesagt, sie sei eine der »Hüter der Rakoshi«?
    Jack musterte wieder die Mutter. Es fiel ihm schwer, sie als weiblich zu sehen – sie hatte nichts Feminines an sich und verfügte nicht einmal über Brüste, was wohl bedeutete, dass die Rakoshi ihre Jungen nicht säugten. Sie sah aus wie ein überdimensionierter Bodybuilder, dessen Arme, Beine und Rumpf auf groteske Weise gedehnt worden waren. An ihrem Körper gab es nicht ein Gramm Fett – man konnte jeden Muskelstrang unter der tintenfarbenen Haut spielen sehen. Aber das Fremdartigste an ihr war das Gesicht, so als habe jemand einen Haifischkopf genommen, die Schnauze abgeflacht und die Augen enger aneinandergerückt. Nur der reißzahnbewehrte Schlitz von einem Mund war unverändert geblieben. Aber der kalte, reglose Blick des Hais war ersetzt durch ein sanftes gelbes Glühen vollkommener Bösartigkeit.
    Sie bewegte sich sogar wie ein Haifisch, grazil und gleitend. Die anderen Rakoshi machten der Mutter Platz – sie teilten sich vor ihr wie die Makrelen vor einem Weißen Hai. Sie steuerte auf die beiden Kämpfer zu und als sie sie erreichte, riss sie sie auseinander und schleuderte sie ohne Mühe fort. Ihre Kinder erduldeten die raue Behandlung widerstandslos.
    Jack sah zu, wie die Mutter einen Rundgang durch den Raum machte und dann wieder zum Durchgang in den vorderen Frachtraum ging.
    Wie sollen wir hier rauskommen?
    Jack sah zur Decke des Laderaums hoch – eigentlich zu der Luke in der Decke, aber die war im Dunkeln nicht zu sehen. Dort mussten sie hin, zum Deck. Aber wie?
    Er schob den Kopf in den Laderaum und musterte die Wände auf der Suche nach einer Leiter. Es gab keine. Aber da, oben in der hinteren Steuerbordecke des Raumes, befand sich der Aufzug. Wenn es ihm gelang, den nach unten zu holen …
    Aber dazu musste er nicht nur in den Laderaum hinein, sondern auch noch quer hindurch.
    Der Gedanke lähmte ihn. Zwischen diesen Kreaturen hindurch…
    Jede Minute, die er zögerte und die er länger auf diesem Schiff verbrachte, verstärkte die Gefahr, in der er sich befand, und doch hielt ihn ein tief verwurzelter Abscheu zurück. Da war etwas in ihm, dass es vorzog, hier zu hocken und auf den Tod zu warten, statt in den Laderaum zu gehen.
    Er kämpfte dagegen an, nicht mit dem Verstand, sondern mit blanker Wut. Er traf die Entscheidungen, nicht irgendein dummer Instinkt.
    »Festhalten!«, flüsterte er Kolabati zu. Dann machte er den ersten Schritt aus dem Korridor in den Laderaum.
    Er bewegte sich langsam, mit äußerster Vorsicht und Bedachtsamkeit. Die meisten der Rakoshi sah er nur als Schattenspiele auf dem Boden. Er musste  über die schlafenden hinwegsteigen und den wachen aus dem Weg gehen. Obwohl seine turnschuhbewehrten Füße kein Geräusch machten, hob sich doch immer wieder ein Kopf und sah in ihre Richtung, wenn sie vorübergingen. Jack konnte kaum Details der Gesichter erkennen, und selbst wenn, hätte er nicht gewusst, wie ein verwirrter Rakosh aussah. Aber genau das waren sie wohl. Sie spürten, dass da jemand war, aber ihre Augen behaupteten das Gegenteil.
    Er spürte ihre reine, rohe Aggressivität, das nackte Böse in ihnen. Sie tarnten ihre Grausamkeit gar nicht erst – sie war direkt an der Oberfläche und umgab sie wie eine Aura.
    Jacks Herz setzte immer wieder einen Schlag aus, sobald eine der Kreaturen mit ihren gelben Augen in seine Richtung blickte. Sein Verstand konnte sich nicht mit der Tatsache abfinden, dass er für sie unsichtbar war.
    Der Gestank der Viecher wurde intensiver, während er sich seinen Weg durch den Laderaum bahnte. Sie mussten ein komisches Paar abgeben, wie sie da huckepack durch die Dunkelheit schlichen. Es war zum Lachen, solange man sich nicht klarmachte, wie unsicher ihre Lage war: Eine falsche Bewegung und sie würden in Stücke gerissen.
    Es war schon mühselig genug, sich einen Weg durch die liegenden Rakoshi zu bahnen, aber es

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