Handyman Jack 01 - Die Gruft
zusammenhielten; unter kontinuierlichem Fluchen gelang es ihm, eine zu lösen. Danach brauchte er nur einen Augenblick, um eines der L-förmigen Seitenteile aus dem Gestänge zu biegen.
»Was hast du damit vor?«
»Einen Weg nach draußen finden.«
Er stieß die zwei Meter lange Eisenstange gegen die Decke. Lackreste rieselten herunter, begleitet vom unverkennbaren Dröhnen von Metall auf Metall. Bei der Decke und den Wänden des Korridors war es das Gleiche.
Der Fußboden dagegen bestand aus diversen Lackschichten auf dicken Eichenbohlen. Jack begann, das Ende seiner Stange zwischen zwei der Bohlen zu klemmen.
»Wir werden durch den Boden gehen«, sagte er und schnaufte vor Anstrengung.
Kolabati entsetzte der Gedanke.
»Da unten sind die Rakoshi!«
»Ich kann mich ihnen jetzt stellen oder später. Und ich hätte es dann doch lieber zu meinen Bedingungen als zu denen von Kusum.« Er sah sie an. »Willst du einfach nur herumstehen oder hilfst du mit?«
Kolabati stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Stahlstange. Eine Bohle knirschte und gab nach.
11
Jack bearbeitete die Bohlen mit grimmiger Entschlossenheit. Nach kurzer Zeit waren sein Hemd und seine Haare schweißnass. Er zog das Hemd aus und arbeitete weiter. Sich durch den Boden zu arbeiten schien eine nutzlose, fast selbstmörderische Geste –so wie ein Mann, der aus einem brennenden Flugzeug in einen aktiven Vulkan springt. Aber er musste etwas tun. Alles war besser, als einfach nur dazusitzen und auf Kusums Rückkehr zu warten.
Der faulige Gestank der Rakoshi stieg von unten herauf, umhüllte ihn und brachte ihn zum Würgen. Je größer das Loch im Boden wurde, desto stärker wurde der Geruch. Schließlich war die Öffnung groß genug, dass seine Schultern hindurchpassten. Um zu sehen, was sie erwartete, steckte er seinen Kopf hindurch. Kolabati kniete neben ihm und linste über seine Schulter.
Unten war es dunkel. Die Notbeleuchtung bestand aus einer einzigen Glühbirne rechts in einer Ecke, und in ihrem Licht konnte er eine Anzahl großer isolierter Rohre sehen, die links und rechts von ihrem Loch direkt unter den Stahlträgern verliefen, auf denen die Fußbodenbohlen aufgeschraubt waren. Direkt unter ihnen befand sich ein Steg, der zu einer Eisenleiter führte.
Er wollte bereits losjubeln, als er bemerkte, dass er auf das obere Ende einer Leiter blickte. Sie führte nach unten. Jack wollte nicht nach unten. Alles andere, nur nicht nach unten.
Ihm kam eine Idee. Er hob den Kopf und wandte sich an Kolabati.
»Funktioniert diese Halskette wirklich?«
Sie schreckte zusammen und ihre Reaktion war sehr zurückhaltend: »Was meinst du mit ›funktionieren‹?«
»Na, das, was du mir erzählt hast. Wird man dadurch wirklich unsichtbar für die Rakoshi?«
»Ja, natürlich. Warum?«
Jack konnte sich nicht vorstellen, wie so etwas sein konnte, aber er hatte sich vorher auch nicht vorstellen können, dass es so etwas wie Rakoshi gab. Er streckte seine Hand aus.
»Gib sie mir.«
»Nein!« Ihre Hand fuhr schützend an ihre Kehle, während sie aufsprang und vor ihm zurückwich.
»Nur für ein paar Minuten. Ich schleiche mich nach unten, finde einen Weg aufs Deck zurück, öffne die Tür und lasse dich hinaus.«
Sie schüttelte heftig den Kopf: »Nein, Jack!«
Warum war sie nur so stur?
»Na, komm. Du weißt nicht, wie man ein Schloss knackt. Ich bin der Einzige, der uns beide hier herausbringen kann.«
Er stand auf und tat einen Schritt auf sie zu, aber sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand und schrie.
»Nein! Nicht anfassen!«
Jack erstarrte. Er konnte sich ihr Verhalten nicht erklären. In Kolabatis Augen stand die nackte Panik.
»Was ist los mit dir?«
»Ich kann sie nicht abnehmen«, sagte sie mit etwas ruhigerer Stimme. »Es ist niemandem aus unserer Familie gestattet, sie jemals abzulegen.«
»Ach, komm …«
»Ich kann es nicht, Jack! Bitte verlange das nicht von mir!« Die Panik lag wieder in ihrer Stimme.
»Ist ja gut! Alles gut!« Jack hob die Hände mit offenen Handflächen und trat zurück. Er wollte nicht, dass sie erneut losschrie. Das könnte einen Rakosh anlocken.
Er ging zu der Öffnung im Fußboden und blieb dort nachdenklich stehen. Kolabatis Verhalten verblüffte ihn. Und was sie da gesagt hatte, dass niemand in ihrer Familie seine Halskette ablegen durfte, stimmte nicht – er hatte schließlich Kusum letzte Nacht ohne die seine gesehen. Aber da wollte Kusum auch von den Rakoshi
Weitere Kostenlose Bücher