Handyman Jack 01 - Die Gruft
auf sein Schiff. Es wurde Nacht. Er hatte noch in der Botschaft zu tun, aber es war ihm unmöglich gewesen, auch nur eine Minute länger zu bleiben, Notfallsitzung hin oder her. Er hatte sich entschuldigt, was ihm mehr als nur ein Stirnrunzeln seiner Vorgesetzten eingebracht hatte, aber jetzt konnte er sich deren Missfallen leisten. Ab Morgen würde er den Deckmantel diplomatischer Immunität nicht mehr brauchen. Dann war die Letzte der Westphalen tot, er war auf See und mit seinen Rakoshi auf dem Weg nach Indien, um dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte.
Dann war da noch die Sache mit Jack, um die er sich kümmern musste. Er hatte bereits beschlossen, wie er mit ihm verfahren würde. Er würde es Jack gestatten, an Land zu schwimmen, sobald sie auf See waren. Ihn umzubringen war zurzeit nicht notwendig.
Er konnte sich immer noch nicht erklären, wie Jack das Schiff gefunden hatte. Die Frage beschäftigte ihn seit Stunden und hatte ihn bei den Beratungen in der Botschaft immer wieder abgelenkt. Höchstwahrscheinlich hatte ihm Kolabati davon erzählt, aber er wollte es sicher wissen.
Ein leeres Taxi fuhr endlich vor ihm an den Bordstein. Kusum ließ sich auf den Rücksitz fallen.
»Wohin, Kumpel?«
»57. Straße Richtung Westen. Ich sage Bescheid, wenn Sie anhalten sollen.«
»Kein Problem, Mann.«
Er war unterwegs. Und bald würden auch die Mutter und das Jungtier unterwegs sein, um ihm die letzte Westphalen zu bringen, und dann war er fertig mit diesem Land. Seine Anhänger warteten. Indien stand ein neues Zeitalter bevor.
13
Jack erstarrte, als die Kreaturen begannen, auf der Suche nach dem Ursprung des Schreis hin und her zu laufen. Hinter sich spürte er Kolabatis Körper, der sanft gegen seinen Rücken pochte, so als würde sie lautlos an seinem Hals schluchzen.
Was hatte er gesagt, das sie so schockiert hatte? Es musste dieses »Kaka-ji« sein. Was bedeutete es?
Die Oberkante der Holzplattform des Fahrstuhls hatte sich jetzt bis auf Brusthöhe hinabgesenkt. Mit dem linken Arm immer noch unter Kolabatis Knie gehakt, machte Jack seinen rechten Arm los und zog sich und seine Last auf die Plattform. Er rappelte sich auf die Knie und kroch zu dem Steuerkästchen direkt neben einem der Propanbrenner. Sobald er ihn erreichen konnte, drückte er auf den Knopf, der den Aufzug wieder nach oben schickte. Mit einem Schlingern und einen lauten Quietschen wechselte der Fahrstuhl die Richtung. Alle Rakoshi richteten sofort wieder ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Plattform. Jack ließ sich am Rand der Plattform auf die Knie sinken und starrte zurück auf die Rakoshi. Kolabati hing immer noch an ihm.
Als sie vier oder fünf Meter über dem Boden waren, ließ er Kolabatis Beine los. Wortlos löste sie ihre Arme von seinem Hals und rutschte auf die andere Seite der Plattform hinüber. Sobald der Körperkontakt zu ihr abgebrochen war, regte sich unten ein wütender Chor aus Knurr- und Zischlauten. Die Rakoshi konnten ihn jetzt sehen.
Sie stürzten voran wie eine stygische Flutwelle und peitschen die Luft mit ihren Klauen. Jack sah ihnen mit sprachloser Faszination zu, geschockt von der Intensität ihrer Wut. Plötzlich sprangen drei von ihnen mit weit ausgestreckten Armen und ausgefahrenen Krallen in die Luft. Jacks erster Impuls war ein Lachen, so sinnlos erschien dieser Versuch – die Plattform befand sich mehr als fünf Meter über dem Boden. Doch als die Rakoshi auf ihn zuschossen, erkannte er mit Entsetzen, dass sie ihr Ziel nicht verfehlen würden. Er rollte zurück und sprang auf die Füße, als sich ihre Klauen in die Kante der Plattform bohrten.
Der Rakosh in der Mitte war nicht so weit gesprungen wie die beiden anderen. Er erwischte das Holz nur ganz am Rand und die Enden der hölzernen Bohlen zersplitterten unter seinem Gewicht. Holzstücke brachen ab und der Rakosh stürzte mit ihnen zurück auf den Boden.
Die beiden anderen hatten besseren Halt gefunden und zogen sich jetzt auf die Plattform. Jack sprang nach rechts, wo ein Rakosh sich gerade über die Kante stemmte. Er sah entblößte Fänge und einen spitzmäuligen, ohrlosen Kopf. Abscheu durchwallte ihn, als er das Gesicht mit einem Fußtritt traktierte. Die Wucht des Tritts sandte einen scharfen Schmerz durch sein Bein. Aber die Kreatur hatte nicht einmal gezuckt. Es war, als habe er gegen eine Steinmauer getreten.
Dann erinnerte er sich an die Feuerzeuge in seinen Händen. Er drehte die Ventile voll auf und zündete sie an. Zwei
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