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Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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gab es keine Hochhäuser, Wohnsilos oder Bürogebäude, nur adrette vierstöckige Stadtvillen direkt am Bürgersteig. Alle hatten Backsteinfronten, die bei einigen naturbelassen waren, während andere in verschiedenen Pastelltönen strahlten. Hölzerne Läden flankierten die Fenster und die nach hinten versetzten Haustüren. Einige hatten sogar Gärten hinter den Häusern. Eine Gegend, in der Kindermädchen in gestärkten weißen Uniformen und livrierte Chauffeure in Bentleys und Rolls Royce üblich waren. Einen Block weiter im Norden ragte wie ein gewaltiger Wächter die elegante, überraschend fragil wirkende Queensboro-Brücke gen Himmel.
    Er erinnerte sich gut an die Adresse. Er war schon einmal hier gewesen. Bei dem Auftrag für die britische Botschaft hatte er Gias Tanten kennengelernt. Sie hatten ihn zu einer kleinen Gesellschaft bei sich zu Hause eingeladen. Er wollte nicht hingehen, aber Burkes hatte ihn überredet. Dieser Abend hatte sein Leben verändert. Er hatte Gia kennengelernt.
    Als er den Sutton Place überquerte, hörte er eine Kinderstimme rufen: »Jack! Jack! Jack!«
    Mit wehenden Locken und ausgestreckten Armen kam ein kleiner Wirbelwind mit weit aufgerissenen blauen Augen und einer Zahnlücke aus der Haustür geschossen und den Bürgersteig entlanggerannt. Sie sprang mit der völligen Selbstverständlichkeit einer Siebenjährigen in die Luft, die nicht den geringsten Zweifel daran hat, dass man sie auffangen, hochheben und durch die Luft wirbeln wird.
    Und genau das tat Jack. Dann drückte er sie an seine Brust, während sie ihre dünnen Armchen um seinen Hals schlang.
    »Wo warst du, Jack?«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Wo bist du die ganze Zeit gewesen?«
    Jacks Antwort scheiterte an einem faustgroßen Klumpen in seiner Kehle. Erschüttert über die Intensität der Gefühle, die in ihm hochkamen, konnte er sie nur noch fester an sich drücken. Vicky! Die ganze Zeit über hatte er darüber gegrübelt, wie sehr ihm Gia fehlte, und dabei war ihm nie in den Sinn gekommen, wie sehr er die Kleine vermisste. Während des Jahres, in dem er und Gia zusammen gewesen waren, hatte er Vicky fast täglich gesehen und war zu einem Zentrum ihres grenzenlosen Vorrats an Zuneigung geworden. Ihm war nie klar geworden, wie sehr der Verlust von Vicky zu dem Gefühl von Leere beigetragen hatte, das er in den letzten zwei Monaten verspürt hatte.
    Ich liebe dich, Kleines.
    Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr.
    Über Vickys Schulter hinweg sah er Gia, die mit finsterem Gesicht in der Tür stand. Er wandte sich ab, um die Tränen zu verbergen, die ihm in die Augen getreten waren.
    »Du drückst mich aber furchtbar fest, Jack.«
    Er setzte sie ab. »Ja, entschuldige, Vicks.« Er räusperte sich, um sich zu sammeln, dann nahm er ihre Hand und ging mit ihr der Haustür und Gia entgegen.
    Sie sah gut aus. Unsinn, in diesem hellblauen T-Shirt und den Jeans war sie einfach umwerfend. Kurzes blondes Haar – es blond zu nennen war so, als würde man die Sonne als irgendwie hell bezeichnen: Ihr Haar glänzte, es leuchtete. Blaue Augen wie der Winterhimmel, nachdem die Schneewolken davongezogen sind. Ein kräftiger, voller Mund mit einem breiten Lächeln. Hohe Schultern, hohe Brüste, helle Haut mit einem leichten Schimmer auf den Wangen. Es war ihm immer noch unbegreiflich, wie so ein Geschöpf italienischer Abstammung sein konnte.
     
    10
     
    Gia schluckte ihren Ärger hinunter. Sie hatte Vicky gesagt, sie solle keinen Aufstand machen, aber kaum hatte die Jack gesehen, war sie zur Tür heraus, bevor Gia sie aufhalten konnte. Sie hätte Vicky am liebsten für ihren Ungehorsam bestraft, aber sie wusste, dass sie das nicht tun würde. Vicky liebte Jack.
    Er sah aus wie immer. Sein braunes Haar war vielleicht ein wenig länger und er schien seit ihrer letzen Begegnung ein paar Pfund abgenommen zu haben, aber sonst war er ganz der Alte. Noch immer die gleiche Spannkraft, in der die Luft um ihn herum zu pulsieren schien, die gleiche katzenhafte Eleganz der Bewegungen, die gleichen warmen braunen Augen, das gleiche schiefe Lächeln. Im Augenblick wirkte das Lächeln aufgesetzt und sein Gesicht war gerötet. Er schwitzte.
    »Hallo«, sagte Jack auf der obersten Stufe. Seine Stimme klang heiser.
    Er beugte ihr sein Gesicht entgegen. Sie wollte zurückweichen, legte ihm gegenüber dann aber äußerliche Gleichmütigkeit an den Tag. Er würde sie nicht aus der Fassung bringen. Sie würde unnahbar sein. Er bedeutete ihr

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