Handyman Jack 01 - Die Gruft
einer zehn Zentimeter langen Klinge nach ihm. Jack ergriff das Handgelenk mit einer Hand und drückte mit der anderen auf einen Punkt hinter dem linkem Ohr des Einäugigen, direkt unterhalb des Knochens. Der Kerl stöhnte vor Schmerz und als Jack den Druck langsam verstärkte, begann er zu zappeln wie ein Fisch am Haken. Schließlich ließ er das Messer fallen. Als Jack seinen Griff lockerte, hechtete er zu seinem Messer, aber das hatte Jack erwartet. Er trug den Totschläger immer noch an der Schlaufe um sein Handgelenk. Er ergriff ihn und legte den Schwung seines Handgelenks und eines Gutteil des Unterarms in den Schlag, der den Handrücken des Einäugigen traf. Dem Knacken der Knochen folgte ein Schmerzensschrei.
»Du hast sie gebrochen!« Er rollte auf den Bauch und dann auf die Seite. »Dafür kriege ich dich dran, Mistbulle!« Er stöhnte und jammerte und fluchte unzusammenhängend vor sich hin, während er seine verletzte Hand umklammerte.
»Bulle?«, meinte Jack in seinem sanftesten Tonfall. »So viel Glück hast du nicht. Das hier ist persönlich.«
Das Wimmern verstummte. Der Kerl schielte mit seinem gesunden Auge durch das Dunkel. Beunruhigung spiegelte sich auf seinem Gesicht. Als er sich mit der gesunden Hand an der Wand abstützte, um sich aufzurichten, hob Jack erneut den Totschläger.
»Das ist nicht fair, Mann.« Der Räuber zog die Hand zurück und legte sich wieder hin. »Das ist voll nicht fair.«
»Fair?« Jack lachte so bösartig er nur konnte. »Wolltest du etwa zu der alten Dame fair sein, die du hier in der Seitenstraße überfallen hast? Hier gelten keine Regeln, mein Junge. Nur du und ich. Und ich werde dir den Arsch aufreißen.«
Er sah wie der Mann die Augen aufriss. Sein Tonfall spiegelte seine Angst wider.
»Hey, Mann. Ich weiß nicht, was hier abgeht, aber du hast den Falschen erwischt. Ich bin erst letzte Woche aus Michigan angekommen.«
»Letzte Woche interessiert mich nicht. Nur letzte Nacht… die alte Dame, die du überfallen hast.«
»Hey, ich habe keine alte Dame überfallen. Wirklich nicht!« Der Einäugige zuckte und wimmerte und Jack hob drohend den Totschläger. »Ich schwöre bei Gott, Mann. Echt nich’!«
Jack musste zugeben, der Kerl war gut. Sehr überzeugend.
»Ich werde deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen: Sie hatte eine Autopanne, sie trug eine Kette, die aussah wie Silber, mit zwei gelben Steinen in der Mitte, und sie hat mit den Fingernägeln dein linkes Auge zerkratzt.« Als er sah, wie dem Kerl ein Licht aufging, spürte er, wie die Wut in ihm gefährliche Ausmaße annahm. »Letzte Nacht war sie noch nicht im Krankenhaus, aber jetzt ist sie es. Und dafür hast du gesorgt. Sie kann jeden Augenblick sterben. Und wenn sie das tut, dann bist du daran schuld.«
»Hey, Mann, nein, hör zu …«
Jack griff dem Kerl ins Har und hämmerte seinen Kopf gegen die Hauswand. »Du hörst mir zu: Ich will die Kette! Wo hast du sie versetzt?«
»Versetzt? Diesen Müll? Ich habe sie weggeworfen.«
»Wo?«
»Weiß ich nicht mehr.«
»Dann sorg dafür, dass es dir wieder einfällt!« Jack rammte den Schädel noch einmal gegen die Hauswand, um Nachdruck zu erzeugen.
Vor seinem Auge sah er die gebrechliche alte Dame in ihrem Krankenzimmer, die kaum noch sprechen konnte, weil sie von diesem Arschloch zusammengeschlagen worden war. Ein dunkler Schlund öffnete sich in seinem Innern. Vorsicht! Reiß dich zusammen!
Der Kerl musste bei Bewusstsein bleiben.
»Ist ja schon gut! Lass mich nachdenken!«
Jack zwang sich zu einem langsamen, tiefen Atemzug. Und dann noch einen. »Denk nach. Du hast dreißig Sekunden!«
So lange brauchte der Kerl nicht.
»Ich dachte, es wäre Silber. Aber als ich sie dann bei Licht sah, war es das nicht.«
»Ich soll also glauben, dass du nicht mal versucht hast, dafür ein paar Kröten zu kriegen?«
»Ich … ich wollte sie nicht haben.«
Jack überlegte. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
»Was soll das heißen?«
»Ich konnte sie nicht ausstehen. Sie fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Ich habe sie in ein Gebüsch geworfen.«
»Hier gibt es kein Gebüsch.«
Der Einäugige zuckte zusammen. »Doch. Zwei Blocks weiter.«
Jack zog ihn unsanft auf die Füße. »Zeig’s mir.«
Er hatte recht. Zwischen dem West End und der 12th Avenue, da wo die 58. Straße zum Hudson abfällt, gab es einen kleine Ginsterhecke, so eine wie die, die er als kleiner Junge jeden Sonntag bei seinen Eltern in Jersey stutzen
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