Handyman Jack 01 - Die Gruft
musste. Während der Kerl mit dem Augenverband mit dem Gesicht nach unten flach auf der Straße zu seinen Füßen lag, streckte Jack die Hand in die Hecke. Ein bisschen Tasten zwischen dem Kaugummipapier, benutzten Papiertaschentüchern, vergammelten Blättern und anderem, nicht so leicht identifizierbaren Müll führte ihn zu der Kette.
Jack starrte auf das matt schimmernde Etwas in seiner Hand. Ich habe sie! Gottverdammt, ich habe es wirklich geschafft!
Er wog sie in der Hand. Sie war schwer. Es war bestimmt nicht angenehm, sie zu tragen. Warum wollte Kusum sie unbedingt zurück? Als er sie so in der Hand hielt, wurde ihm klar, was der Einäugige mit den Worten, sie fühle sich merkwürdig an, gemeint hatte. Sie fühlte sich tatsächlich merkwürdig an. Ihm fielen dafür einfach keine anderen Worte ein.
Verrückt, dachte er. Das Ding ist doch nicht mehr als geschmiedetes Eisen und ein paar topasähnliche Steine.
Und doch konnte er nur schwer dem primitiven Drang widerstehen, sie so weit wie möglich wegzuwerfen und in der entgegengesetzten Richtung zu verschwinden.
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte der Einäugige und stand auf. Seine linke Hand war gräulich blau angelaufen und fast auf doppelte Größe angeschwollen. Er hielt sie sich vorsichtig gegen die Brust.
Jack hielt die Halskette hoch. »Deswegen hast du eine alte Dame zusammengeschlagen?«, fragte er leise und spürte, wie sich die Wut einen Weg nach außen bahnte. »Sie liegt jetzt schwer verletzt im Krankenhaus, nur weil du diese Kette haben wolltest, und dann hast du sie weggeworfen.«
»Hey, Mann!«, sagte der Kerl und deutete mit der gesunden Hand auf Jack. »Du siehst das falsch …«
Jack sah die Hand in der Luft einen halben Meter vor sich und die Wut in ihm explodierte plötzlich. Ohne Warnung schlug er mit dem Totschläger zu. Wieder erklang das Knacken brechender Knochen und ein Schmerzensschrei.
Als der Einäugige auf die Knie sank, ging Jack an ihm vorbei zur West End Avenue.
»Wollen wir doch mal sehen, wie so ein harter Kerl wie du mit diesen Händen jetzt noch alte Damen ausraubt.«
Die Finsternis in ihm zog sich wieder zurück. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er in die belebteren Gegenden der Stadt zurück. Die Halskette klimperte unangenehm in seiner Hand.
Bis zum Krankenhaus war es nicht weit. Er begann zu laufen. Er wollte die Kette so schnell wie möglich wieder loswerden.
20
Es ging zu Ende.
Kusum hatte die Privatschwester nach draußen geschickt und stand jetzt neben dem Bett und hielt die runzlige Hand in der seinen. Die Wut war verebbt, ebenso wie die Enttäuschung und die Bitterkeit. Sie waren nicht verschwunden, nur zur Seite geschoben, bis er sich ihnen stellen konnte. Sie waren beiseitegeschoben und hatten eine Leere in ihm hinterlassen.
Es war alles so sinnlos. All diese Jahre durch einen Akt der Bosheit ausgelöscht.
Er nicht mehr die geringste Hoffnung, die Kette noch vor dem Ende zurückzubekommen. Niemand konnte sie so schnell finden, nicht einmal der viel gerühmte Handyman Jack. Wenn es ihr Karma war, ohne die Kette zu sterben, dann musste Kusum das akzeptieren. Wenigstens konnte er von sich sagen, er habe alles in seiner Macht Stehende getan.
Ein Klopfen. Die Krankenschwester steckte den Kopf durch die Tür. »Mr. Bahkti?«
Er unterdrückte den Impuls, sie anzuschreien. Es wäre eine solche Erleichterung, jemanden anbrüllen zu können.
»Ich sagte doch, ich will nicht gestört werden.«
»Ich weiß. Aber da draußen ist ein Mann. Er hat darauf bestanden, dass ich Ihnen das hier gebe.« Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Er sagt, Sie warten darauf.«
Kusum trat zur Tür. Er konnte sich nicht vorstellen …
Etwas baumelte von ihrer Hand. Es sah aus wie – das war nicht möglich!
Er riss ihr die Halskette aus den Fingern.
Es ist wahr! Sie ist es! Er hat sie gefunden! Kusum hätte am liebsten vor Freude gesungen und mit der verdutzten Krankenschwester einen Freudentanz aufgeführt. Stattdessen schob er sie zur Tür hinaus und eilte zum Bett. Der Verschluss war beschädigt, daher schlang er die Kette um den Hals der fast leblosen Gestalt.
»Es ist alles gut!«, flüsterte er in ihrer Muttersprache. »Es wird dir jetzt wieder besser gehen!«
Er ging auf den Korridor und fand dort die Krankenschwester.
»Wo ist er?«
Sie deutete den Korridor hinunter. »Im Schwesternzimmer. Eigentlich dürfte er gar nicht auf der Station sein, aber er war sehr hartnäckig.«
Ich bin sicher,
Weitere Kostenlose Bücher