Handyman Jack 01 - Die Gruft
musste sich vergewissern.
Er nahm den Trolley auf und blieb einen Moment stehen, während er sein weiteres Vorgehen überlegte. Der Einäugige hatte ihn bemerkt, war aber anscheinend nicht interessiert. Dagegen musste Jack etwas unternehmen.
Mit einem Entzückensschrei bückte er sich und gab vor, etwas vor dem Trolley aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, drehte er sich mit dem Rücken zur Straße, blieb aber im Blickfeld des Einäugigen, den er anscheinend nicht bemerkt hatte, und griff in das Oberteil seines Kleides. Er zog das Bündel Geldscheine hervor, achtete darauf, dass vom Hauseingang aus auch ja zu sehen war, wie dick es war, und tat dann so, als würde er einen weiteren Schein hinzufügen. Er stopfte die Scheine in seinen falschen BH zurück und schlurfte weiter.
Nach ungefähr dreißig Metern blieb er stehen, um etwas an einem Schuh zu richten, und nutzte diese Gelegenheit für einen Blick hinter sich. Der Einäugige war aus seinem Versteck hervorgekommen und folgte ihm.
Gut. Jetzt musste er ein Treffen herbeiführen.
Er holte verstohlen den Totschläger aus der Papiertüte und zog sich die Schlaufe über das Handgelenk, dann trottete er weiter, bis er zu einer Seitenstraße kam. Offenbar völlig unbekümmert bog er ab und wurde von der Dunkelheit verschluckt.
Jack hatte erst ein paar Meter durch die müllübersäte Gasse zurückgelegt, als er das Geräusch hörte, auf das er gewartet hatte: schnelle, schleichende Schritte, die sich ihm von hinten näherten.
Als sie ihn fast erreicht hatten, warf er sich nach links mit dem Rücken direkt an die Hauswand. Eine dunkle Gestalt hechtete an ihm vorbei und stolperte über den Trolley.
Die Gestalt rappelte sich unter Metallklappern und gemurmelten Flüchen wieder auf die Füße und wandte sich drohend Jack zu. Jetzt war Jack in seinem Element und genoss, wie die Erregung wie elektrischer Strom durch sein Nervensystem floss. Dies war einer der angenehmen Nebeneffekte seiner Arbeit – einem Arschloch wie dem hier seine eigene Medizin kosten zu lassen.
Der Einäugige schien zu zögern. Wenn er nicht sehr blöde war, dann musste er begriffen haben, dass sich sein Opfer für eine alte Dame ein bisschen zu schnell bewegte. Jack wollte ihn nicht verschrecken und rührte sich daher nicht. Er hockte sich einfach eng an die Hauswand und stieß ein hohes Kreischen hervor, bei dem sogar Una O’Connor neidisch geworden wäre.
Der Einäugige zuckte zusammen und warf einen verstohlenen Blick die Gasse hinauf und hinunter.
»He! Halt’s Maul!«
Jack kreischte noch einmal.
»Halt deine verdammte Fresse!«
Jack sackte noch tiefer in sich zusammen, umklammerte fest den Griff des Totschlägers und stieß einen weiteren spitzen Schrei aus.
»Na gut, du Schlampe!«, stieß der Einäugige zwischen den Zähnen hervor, während er sich auf sein Opfer stürzte. »Du hast es so gewollt.« In seiner Stimme schwang Vorfreude mit. Er hatte offensichtlich Freude daran, Menschen zusammenzuschlagen, die sich nicht wehren konnten. Als der Kerl mit erhobenen Fäusten über ihm stand, richtete Jack sich zu voller Höhe auf und holte mit der Linken aus. Er erwischte den Einäugigen mitten im Gesicht mit einer heftigen Ohrfeige, die ihn zurücktaumeln ließ.
Jack wusste, was jetzt kommen würde, daher war er schon in Bewegung, bevor seine Ohrfeige noch richtig gelandet war. Und richtig, kaum hatte sein Angreifer das Gleichgewicht wieder gefunden, versuchte er, zur Straße zurückzukommen. Er hatte soeben bemerkt, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Wahrscheinlich hielt er Jack für einen getarnten Polizisten. Als er auf dem Weg in die Freiheit an Jack vorbeischoss, stellte der sich ihm in den Weg und zog ihm eins mit dem Totschläger über den Schädel. Kein harter Schlag – eigentlich nur eine Bewegung aus dem Handgelenk –, aber er erzeugte ein zufriedenstellendes Klatschen. Der Körper wurde schlaff, aber reflexartig hatte er sich noch nach hinten geworfen. Der Schwung warf ihn mit dem Kopf voran gegen die gegenüberliegende Wand, wo er mit einem Seufzer zusammensackte.
Jack streifte sich die Perücke und das Kleid ab und schlüpfte wieder in seine Straßenschuhe, dann ging er zu dem Einäugigen hinüber und stieß ihn mit der Fußspitze an. Er stöhnte und rollte auf den Rücken. Er schien benommen, daher streckte Jack die freie Hand aus, um ihn an der Schulter zu rütteln. Ohne Vorwarnung peitschte plötzlich der rechter Arm des Räubers vor und hieb mit
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