Handyman Jack 01 - Die Gruft
sagte Gia zu dem Spiegel, »ich nehme dieses.«
Es waren keine Änderungen nötig, also wurde das Kleid eingepackt und Gia nahm es unter den Arm. An der 3rd Avenue rief sie ein Taxi für die Gruppe.
»Ich möchte dich etwas fragen«, sagte Gia halblaut auf dem Weg zurück zum Sutton Square. »Das geht mir jetzt schon seit zwei Tagen im Kopf herum. Es geht um die … die Erbschaft, die du Vicky hinterlassen willst. Du hast das Donnerstag anklingen lassen.«
Einen Moment war Nellie erschreckt. Hatte sie über die Einzelheiten ihres Testaments gesprochen? Ja … ja, das hatte sie. In der letzten Zeit war sie so durcheinander.
»Worüber machst du dir Gedanken?« Es sah Gia gar nicht ähnlich, über Geld zu reden.
Gia lächelte verlegen. »Bitte lach nicht, aber du hast einen Fluch erwähnt, der auf dem Vermögen der Westphalen liegt.«
»Ach, Liebes.« Nellie war erleichtert, dass es nur das war. »Das ist nur Gerede!«
»Du meinst, du hast dir das ausgedacht?«
»Nicht ich. Das ist etwas, was Sir Albert vor sich hingemurmelt haben soll, als er alt und senil war.«
»Sir Albert?«
»Mein Urgroßvater. Er war derjenige, der das Vermögen erworben hat. Das ist eine interessante Geschichte. Mitte des vergangenen Jahrhunderts war die Familie in einer höchst misslichen finanziellen Lage – warum, weiß ich nicht, und wahrscheinlich spielt es auch keine Rolle. Auf jeden Fall fand Sir Albert kurz nach seiner Rückkehr aus Indien einen alten Lageplan des Kellers von Schloss Westphalen, der ihn zu einem großen Juwelenschatz führte, der dort schon seit der Zeit der Normannen versteckt lag. Schloss Westphalen war damit gerettet. Die meisten Juwelen wurden zu Geld gemacht, dass dann sorgfältig investiert wurde, und seitdem ist das Vermögen der Westphalen beständig gewachsen.«
»Und was ist mit dem Fluch?«
»Ach, kümmere dich gar nicht darum! Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen! Irgendwas wie ›die Linie derer von Westphalen wird in Blut und Leid enden‹ und ›dunkle Gestalten‹ würden uns holen. Aber mach dir keine Sorgen, meine Liebe. Bisher sind wir alle ziemlich alt geworden und eines natürlichen Todes gestorben.«
Gia entspannte sich. »Das hört sich gut an.«
»Denke einfach nicht mehr daran.«
Aber Nellie stellte fest, dass sie selbst daran denken musste. Der Fluch der Westphalen … Teddy, Grace und sie hatten immer Witze darüber gemacht. Aber wenn man den alten Geschichten Glauben schenken konnte, dann war Sir Albert als verängstigter alter Mann gestorben, der eine Todesangst vor der Dunkelheit hatte. Es hieß, er habe seine letzten Jahre von scharfen Hunden bewacht verbracht und immer ein Feuer in seinem Zimmer brennen lassen, selbst an den heißesten Tagen.
Nellie schauderte. Man konnte leicht Witze reißen, wenn man jung und zu dritt war. Aber Teddy war schon vor langer Zeit an Leukämie gestorben – wenn auch nicht in ›Blut und Leid‹, sondern eher durch langsames Dahinsiechen – und Grace war wer weiß wo. War sie von einer »dunklen Gestalt« geholt worden? Konnte doch etwas an diesem …
Blödsinn! Wieso lasse ich mir Angst machen durch die irren Sprüche eines verrückten alten Mannes, der seit mehr als einem Jahrhundert tot ist?
Und dennoch … Grace war verschwunden und dafür gab es keine Erklärung. Noch nicht.
Als sie sich Sutton Square näherten, spürte Nellie, wie sich eine Erwartungshaltung in ihr aufbaute. Während sie einkaufen waren, hatte es etwas Neues über Grace gegeben – sie war sich dessen sicher! Sie hatte sich seit Donnerstag nicht aus dem Haus weggerührt, weil sie Angst hatte, sie würde eine Nachricht über Grace verpassen. Aber war das nicht so, als beobachte man einen Topf voll Milch? Sie würde und würde nicht aufkochen, bis man ihr einmal den Rücken zudrehte. Aus dem Haus gehen war wohl das Gleiche: Grace hatte wahrscheinlich angerufen, kaum dass sie aus dem Haus waren.
Nellie hastete zur Haustür und klingelte, während Gia das Taxi bezahlte. Ihre Fäuste ballten sich ohne ihr Zutun, während sie ungeduldig wartete, dass ihr geöffnet wurde.
Grace ist zurück! Ich weiß es! Ich weiß es einfach!
Aber ihre Hoffnung zerplatzte und erstarb, als sich die Tür Öffnete und sie das verbitterte Gesicht von Eunice sah.
»Irgendwelche Neuigkeiten?«
Die Frage war unnötig. Das langsame traurige Kopfschütteln verriet Nellie nur, was sie bereits wusste. Plötzlich fühlte sie sich erschöpft und am Ende ihrer Kräfte.
Sie wandte sich Gia zu,
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