Handyman Jack 02 - Der Spezialist
»Was ist los?«
Und dann fiel sie ihm um den Hals und klammerte sich an ihn und erzählte eine zusammenhanglose Geschichte von Weihnachtsgeschenken, die den Aids-Kindern gestohlen worden waren. Als sie schließlich zu Ende erzählt hatte, schluchzte sie haltlos.
»Hey, hey«, sagte Jack und drückte sie an sich. »Das wird sich schon alles regeln lassen.«
Er wußte, daß Gia nicht zu Gefühlsausbrüchen neigte. Sicher, sie war Italienerin, aber sie stammte aus Norditalien, und das Blut, das in ihren Adern floß, war höchstwahrscheinlich eher schweizerisch. Daß sie nun so heftig weinte … was immer auch geschehen war, es mußte sie zutiefst verletzt haben.
»Es ist diese unendliche Herzlosigkeit, die mich so verzweifelt macht«, sagte sie und schluckte krampfhaft. »Wie kann jemand nur so etwas Gemeines tun? Und wie kannst du dir das Ganze nur so verdammt ruhig anhören!«
Hm-mm.
»Du empfindest eine Menge Zorn, der offensichtlich herauswill und ein Ventil sucht. Ich weiß, daß es dich tief verletzt hat, Gia, aber nicht ich bin hier der Übeltäter.«
»Oh, ich weiß, ich weiß. Es ist nur – du warst noch nie dort unten. Hast diese Kinder noch nie gesehen. Hast sie niemals im Arm gehabt, sie gehalten. Jack, sie haben nichts. Noch nicht einmal Eltern, die sich um sie sorgen, und schon gar keine Zukunft. Wir haben diese Spielsachen gesammelt, damit sie ein schönes Weihnachten haben, ein denkwürdiges Weihnachten – für viele von ihnen das letzte Weihnachten. Und nun …«
Ein weiteres Aufschluchzen.
Mein Gott, es war schlimm. Er mußte etwas sagen, etwas tun, irgend etwas, damit sie auf andere Gedanken kam und nicht mehr so schrecklich leiden mußte.
»Weißt du, wie die Geschenke aussahen? Ich meine, hast du so etwas wie eine Liste? Denn falls du eine hast, dann gib sie mir, und ich ersetze …«
Sie wich zurück und starrte ihn an. »Es waren Spenden, Jack. Die meisten waren bereits in Geschenkpapier eingewickelt und bereit für die Bescherung. Es geht nicht darum, sie zu ersetzen. Wir wollen sie zurückhaben! Verstehst du?«
»Ja … und nein.«
»Jemand muß diese Kerle aufstöbern – diejenigen, die es getan haben – und ihnen eine Lektion erteilen … ein Exempel an ihnen statuieren … ein öffentliches Exempel. Weißt du, was ich meine?«
Jack hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. »Ich denke schon. Ich meine, es sollte so geschehen, daß der nächste Kerl, der die gleiche Idee hat, es sich zwei-, vielleicht sogar dreimal überlegt, ehe er eine solche Tat begeht.«
»Genau. Ganz genau.«
Mit übertrieben unschuldigem Gesichtsausdruck – und immer noch gegen ein Lächeln ankämpfend – sagte er: »Und wer könnte uns wohl einfallen, der ein solches Exempel statuieren könnte?«
»Das weißt du verdammt genau«, entgegnete sie und fixierte ihn mit ihren blauen Augen.
»Moi?« Und nun mußte er wirklich grinsen. »Aber ich dachte, du bist mit meinen Methoden nicht einverstanden.«
»Das bin ich auch nicht. Und ich werde es auch niemals sein. Aber nur dieses eine Mal …«
»… könntest du damit leben.«
»Ja.« Sie wandte sich ab und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber nur dieses eine Mal.«
Sie wanderte in seinem Wohnzimmer umher, strich mit den Fingern ziellos über den Geschirrschrank aus Färber-Eiche, dann über das Rollpult, in dem er seinen Computer untergebracht hatte …
»Aber, Gia …«
»Bitte«, unterbrach sie ihn und hob die Hand. »Ich weiß, was du sagen willst. Bitte, frag mich nicht nach irgendeiner moralischen oder philosophischen Logik, wenn ich dich einerseits aufgrund dessen, was du tust, nicht heiraten will, und andererseits zu dir komme, wenn es ein Problem gibt, bei dem alles darauf hinweist, daß es nur mit Hilfe deiner speziellen Taktik gelöst werden kann. Ich kämpfe schon den ganzen Morgen mit mir – das heißt, ich versuchte zu entscheiden, ob ich es dir gegenüber überhaupt erwähnen sollte. Sogar im Taxi dachte ich daran, dem Fahrer zu sagen, er sollte in die Fifty-ninth abbiegen und die ganze Angelegenheit vergessen …«
»Das ist ja wirklich toll«, sagte er verletzt. »Das tut wirklich weh. Seit wann ist es so, daß du nicht mit praktisch allem, was dich bedrückt oder nicht bedrückt, zu mir kommen kannst?«
Sie hielt inne und sah ihn an. »Du weißt, was ich meine. Wie oft habe ich mich schon abfällig über diese ›Handyman Jack‹-Angelegenheit geäußert?«
»Etwa eine Million Male.« Eher wohl drei Millionen,
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