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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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– und brummte in väterlichem Ton: »Es handelt sich um einen moralisch-ethischen Standpunkt. Einen Haken mit Köder zu versehen und diese kleinen blitzenden Blinker zu benutzen, um Fische zu fangen, ist verwerflich! Denken Sie mal darüber nach. Sie präparieren einen gemeinen kleinen Haken, damit er aussieht wie etwas Eßbares, etwas zur Lebenserhaltung. Ein Fisch kommt angeschwommen, freut sich, daß er endlich sein Mittagessen gefunden hat, und schwupps! Schon hängt er am Haken und wird aus dem Wasser gezogen. Ist das fair? Sind Sie etwa stolz auf eine solche Tat?«
    Er richtete sich auf und fixierte den jungen Mann mit seinen dunklen, braunen Augen. »Ich soll mich an einem sogenannten Sport beteiligen, der auf Täuschung und Betrug aufgebaut ist? Nein, das kann ich nicht.«
    »Sie meinen es ernst!« stieß der junge Mann hervor und wich zurück. »Sie meinen das alles tatsächlich ernst!«
    »Bin ich vielleicht ein Komiker?« fragte Abe. »Der Laden hier mag Ihnen von mir aus ziemlich unordentlich vorkommen, aber ich verkaufe Sportartikel. Sport-Artikel. Und das bedeutet mir etwas. Ein Netz ist etwas Sportliches. Man wartet, bis ein Fisch vorbeikommt, und dann schnappt man ihn mit dem Netz. Der Schnellste bleibt Sieger. Das ist ein Sport. Ein Netz verkaufe ich Ihnen gerne. Aber Haken? Von mir kriegen Sie die nicht!«
    Der junge Mann machte kehrt und eilte zur Tür. »Hauen Sie lieber ab, solange Sie es noch können«, murmelte er Jack zu, als er an ihm vorbeihastete. »Dieser Heini ist völlig meschugge.«
    »Tatsächlich?« fragte Jack. »Wie kommen Sie darauf?«
    Während die Tür zuschlug, ging Jack zur Theke. Abe hatte es sich wieder gemütlich gemacht. Er saß wie eine fette Kröte auf einem hohen Hocker, auf dem er für den größten Teil seines Arbeitstages seine angestammte Position einnahm. Er hatte die Hände auf seine gespreizten Oberschenkel gelegt und erinnerte an einen Humpty-Dumpty im reifen Mannesalter.
    Jack legte sein kleines Präsent auf die Theke.
    »Entenmanns Schokoladenkuchen?« fragte Abe und hüpfte erstaunlich behende von seinem Hocker herunter. »Jack, das sollst du doch nicht tun.«
    »Ich hatte mir ausgerechnet, daß dein Magen mittlerweile ziemlich knurren muß.«
    »Stimmt schon, aber das hättest du wirklich nicht tun sollen. Du weißt doch, ich halte Diät.«
    »Ja, aber dieser Kuchen ist völlig fettfrei.«
    Abe tippte mit dem Finger auf den Aufkleber mit den entsprechenden Angaben. »Das ist er tatsächlich.« Er grinste. »Nun, in diesem Fall vielleicht ein winziges Stück.«
    Seine kurzen, dicken Finger waren erstaunlich geschickt, als sie den Karton öffneten und mit einem aus dem Nichts auftauchenden Messer ein großes Stück abschnitten, das sofort in Abes Mund verschwand.
    »Mmmm«, sagte er, schloß genüßlich die Augen und schluckte. »Wer würde glauben, daß diese Köstlichkeit tatsächlich fettfrei ist? Nur schade, daß sie nicht auch kalorienfrei ist.« Er deutete mit der Messerspitze auf Jack. »Möchtest du auch?«
    »Nein. Ich habe ziemlich spät zu Mittag gegessen.«
    »Du solltest mal kosten. Ständig bringst du mir die köstlichsten Sachen, und ich sehe dich niemals essen.«
    »Das kommt daher, weil ich alles für dich mitbringe. Genieße es.«
    Das tat Abe auch sofort mit einem zweiten Stück Kuchen.
    »Wo ist Parabellum?« erkundigte sich Jack.
    Abe antwortete mit vollem Mund: »Schläft.«
    Aus irgendeinem Impuls heraus, den Jack nicht nachvollziehen konnte, hatte sich Abe einen kleinen blauen Papagei gekauft und ihn auf geradezu väterliche Art in sein Herz geschlossen.
    »Er mag sowieso keine Schokolade«, meinte er und wischte sich die Hände an seinem Hemd ab. Braune Streifen gesellten sich zu gelben Streifen, die aussahen wie Senfspuren. »Hey. Willst du mal sehen, was Willenskraft ist? Paß auf.«
    Er klappte den Karton zu und schob ihn von sich weg.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Jack. »Das ist das erste Mal, daß ich dich so etwas habe tun sehen.«
    »Ehe du dich versiehst, bin ich genauso dünn wie du.« Er fand einen Krümel auf der Theke und schnippte ihn sich in den Mund, dann liebkoste er den Kuchenkarton mit sehnsüchtigen Blicken. »Jawoll, Sir. Ehe du dich versiehst.«
    In einem, wie Jack genau wußte, geradezu übermenschlichen Willensakt stieß Abe sich von der Theke ab und zuckte die Achseln. »Na?«
    »Ich brauche ein paar Dinge.«
    »Dann mal los.«
    Abe verriegelte die Ladentür, drehte ein Schild mit der Aufschrift Über Mittag

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