Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
zu einer neuen Familie geworden waren. Sie waren die Rettungsanker, die ihn davor bewahrten, in ein düsteres Niemandsland abzudriften.
»Ja«, sagte er, »ich glaube, jeder braucht so etwas wie eine Familie.«
»Und diese Fischsuppen-Gruppe…«
»SESOUP!«
»Egal – ist eine Art ausgedehnte Familie. Und wie in jeder Familie gibt es dort auch schon mal Auseinandersetzungen.«
»Tödliche Auseinandersetzungen?«, fragte Jack. »Auseinandersetzungen, bei denen Hälse umgedreht, Augen herausgerissen und Lippen abgeschnitten werden?«
Abe zuckte die Achseln. »Hey, wenn die Polizei eine Leiche findet, wer wird dann als Erster verdächtigt? Jemand aus der Familie. Und in diesem Fall ist die Familie ziemlich meschugge.«
»Ja, schon möglich«, sagte Jack. »Aber eins muss ich dir sagen, Abe. Nach dem, was passiert ist, fange ich an, mir gewisse Fragen zu stellen.«
»Oy, das ist doch nicht dein Ernst, oder? Ich komme langsam zu der Überzeugung, dass du schon viel zu lange mit diesen Leuten zusammen bist.«
»Irgendetwas ist im Gange, etwas viel Größeres als ein Haufen von Verschwörungsfanatikern, die zusammensitzen und die neuesten Theorien austauschen. Ich spüre es, Abe. Jemand lauert in den Kulissen und zieht die Fäden. Ich weiß nicht, ob es nicht eine dieser berühmten geheimen Organisationen oder eine Dienststelle der Regierung ist…«
»Wenn es eine Dienststelle der Regierung ist, dann solltest du dich sofort aus diesem Durcheinander hinausschleichen, wenn nicht sogar noch schneller. Du und die Regierung sollten nicht miteinander in Berührung kommen. Soll doch jemand anderer die vermisste Lady suchen.«
»Aber ich kann nicht«, beteuerte Jack und wünschte sich, er könnte aussteigen. Gleichzeitig jedoch verfolgte ihn das, was Melanie Ehler ihrem Mann mitgeteilt hatte.
»Warum denn nicht, zur Hölle noch mal?«
»Habe ich es dir nicht gesagt? Weil nur ich sie finden kann. Nur ich werde alles verstehen.«
5
Jack schloss seine Wohnungstür hinter sich und erstarrte. Er ließ den Blick durch das Wohnzimmer wandern, während er die Semmerling aus dem Knöchelholster zog.
Keine Beanstandungen.
Er lauschte. Kein Laut außer dem Summen des Kühlventilators der CPU und den Ticks und Tacks der verschiedenen Pendeluhren – Modelle von Shmoo, Felix dem Kater und Sleepy dem Zwerg an den Wänden. Kein ungewöhnlicher Geruch.
Er spürte niemand anderen im Apartment, doch irgendetwas stimmte nicht. Mit der Pistole am Oberschenkel durchsuchte er schnell alle Zimmer – er kannte jedes mögliche Versteck, und jedes war leer. Alle Fenster waren doppelt verschlossen, und keines wies Spuren eines gewaltsamen Eindringens auf. In solchen Augenblicken wünschte er sich, er hätte Gitter vor den Fenstern anbringen lassen. Das Problem war nur, dass Gitter eine doppelte Wirkung hatten, und es könnte die Situation eintreten, dass er schnellstens durch eins der Fenster nach
draußen
gelangen musste.
Jack und seine Mitmieter bildeten eine Wachgesellschaft auf gegenseitiger Basis. Sie waren äußerst vorsichtig, wen sie ins Haus ließen. Ein Vierfachriegel sicherte seine Wohnungstür. Niemand würde sie aufbrechen, aber wie er sehr wohl aus eigener Erfahrung wusste, gab es kein Schloss, das sich nicht irgendwie überwinden ließ. Kein System war perfekt.
Vor langer Zeit hatte er die Installation einer Alarmanlage in Erwägung gezogen, diese Idee aber verworfen. So etwas würde nur die Polizei auf den Plan rufen, und das Letzte, was er wollte, waren Cops – ob städtische oder private –, die auf der Suche nach einem Eindringling in seinen vier Wänden herumschnüffelten.
Ihm fiel Kenways Bewegungsmeldungsrecorder ein, und er wünschte sich, er besäße so einen. Damit wäre das Problem ein für alle Mal gelöst gewesen.
Jack drehte sich langsam um die eigene Achse. Er war hier alleine. Und allem Anschein nach war er auch der Einzige, der hier gewesen war, seit er am Vortag die Wohnung verlassen und abgeschlossen hatte.
Aber er steckte die Semmerling nicht weg. Seine Nackenhaare sträubten sich, und sein Nervensystem befand sich in höchster Alarmbereitschaft.
Warum?
Er konnte nicht den Finger darauf legen, aber die Wohnung und ihr Inhalt schienen irgendwie ›kaputt‹ zu sein, nur ein winziges bisschen aus dem Gleichgewicht.
Er überprüfte seinen Computer, den Aktenschrank, blätterte die Papiere auf seinem Schreibtisch durch, zählte die Waffen im Fach hinter dem Schreibsekretär. Nichts
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