Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
deine fette Halskette mit dem Hund durchschießen kann, ohne deine Gurgel zu treffen?«
Mit trotziger Miene zog er sich die Ringe von den Fingern und warf sie in die Mütze. Dann, mit einem Ausdruck tiefster Qual, packte er den goldenen Hund, zerriss die Kette und ließ sie ebenfalls in die Mütze fallen. Er schlug dem Animateur brutal auf die Schulter.
»Ich hab dir gesagt, du sollst mir den Kerl überlassen, aber nein, du musst unbedingt deine Scheißkanone rausholen!«
Der Animateur umklammerte seinen blutigen Turnschuh und schwieg.
Jack bückte sich, sammelte das Geld ein, das er fallen gelassen hatte, dann hob er die Mütze auf.
»Es macht richtig Spaß, mit euch Geschäfte zu machen«, sagte er, dann schlenderte er davon und ließ die beiden im Halbdunkel des Tunnels sitzen.
Er rechnete nicht damit, dass die ihn verfolgten. Schließlich waren sie jetzt nicht mehr bewaffnet, und einer der beiden schien nicht gerade gut zu Fuß. Außerdem wären sie viel mehr daran interessiert, aus dem Park zu verschwinden, ehe die Polizei kam, und sich dann eine gute Geschichte für den Croupier einfallen zu lassen, weshalb sie mit blutigem Fuß und leeren Händen zurückkehrten.
Jack stopfte sich das Geld in die Taschen, dann drückte er die Mütze gegen seinen blutigen Hals, während er seine Schritte zu einem gemütlichen Spaziergängertempo verlangsamte. Stark blutete er nicht, doch es reichte, um damit aufzufallen.
Er fühlte sich ein wenig benommen von den Nachwirkungen des Adrenalinschocks. Das war knapp gewesen. Er hatte Glück gehabt. Das Ganze hätte viel schlimmer ausgehen können – der Animateur hätte ihn einfach erschießen können, und mit Jack wäre es aus gewesen.
Warum hatte er sich überhaupt so spontan auf diese Affäre eingelassen? Das verstieß völlig gegen seine Regeln. Solche Dinge mussten sorgfältig geplant werden. Dumm, dumm, dumm.
Er gelangte zum Denkmal von Balto, dem Schlittenhund, und ging am Zoo vorbei. Als er die Stufen zur Fifth Avenue hinaufstieg, hatte er sich ausgerechnet, dass sein kleiner Beutezug wahrscheinlich über tausend Dollar einbrächte, wenn er erst einmal den Revolver, die Messer und den Schmuck verhökert hätte. Die Kinder der Little League würden sich davon eine Menge Trikots und Sportgeräte kaufen können.
Er bezweifelte jedoch, dass sie sich auch über die blutige Yankee-Mütze freuten.
2
»Zwei Tage nur, und er kehrt nach Florida zurück«, sagte Gia. »Du hast dieses Essen überlebt… dann wirst du auch deinen Vater überleben.«
Sie schaute aus ihren azurblauen Augen zu ihm hoch, dann widmete sie sich wieder dem
Little-Orphan-Annie-
Buch. Jack hatte die bei Fantagraphics erschienene Gesamtausgabe des Comicstrips von 1935 zusammen mit der Daddy-Warbucks-Lampe gekauft. Er hatte das Buch für Vicky erstanden, aber Gia hatte sich sofort darauf gestürzt.
Blond und bildschön saß sie ihm an dem kleinen Tisch in einiger Entfernung von den Schaufenstern gegenüber. Die Überreste dreier Mittagsmenüs lagen verstreut und zum größten Teil leer gegessen vor ihnen. Vicky, Gias Tochter, hatte einen Hamburger gehabt. Gia, die darüber klagte, dass sich in allen Salaten Fleisch befand, hatte sich für ein Gemüsechili entschieden, und Jack hatte einen Harley Hog Special bestellt – eine reichliche Portion mariniertes Schweinefleisch in einem Brötchen.
»Was ist mariniertes Schweinefleisch überhaupt?«, fragte Gia und betrachtete misstrauisch die Reste auf seinem Teller.
»Es ist ebenfalls weißes Fleisch.«
»Ein Schwein zu braten klingt schon schlimm genug, aber warum auch noch marinieren?«
»Ich glaube, sie legen es ein, braten es am Knochen, dann reißen sie es – «
»Hör sofort auf. Bitte. Oh, sieh doch«, sagte sie, faltete ihre Papierserviette zusammen und reichte sie über den Tisch, »dein Pflaster blutet durch.«
Er ließ zu, dass sie seinen Hals abtupfte.
»Da hast du dich ja schlimm beim Rasieren geschnitten. Was hast du benutzt – eine Machete?«
»Ich habe nicht aufgepasst.«
Jack ärgerte sich noch immer darüber, dass er einen Kratzer abbekommen hatte. Er hatte sich in einer Drogerie auf der Seventh Avenue Wundpflaster gekauft und die Wunde auf der Herrentoilette in einem McDonald’s gesäubert. Der Schnitt war nicht tief, aber er hatte zwei Pflaster gebraucht, um ihn abzudecken.
Er hatte nicht ausdrücklich erklärt, dass er sich beim Rasieren geschnitten hätte – er hasste es, Gia anzulügen –, doch er hatte
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