Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
nachdenklich werden. Sie wissen schon, die Endzeit? Wenn die Gläubigen in die Ewige Seligkeit geführt werden? Könnte das der Anfang sein? Und sollte Olive eine der Ersten sein, die geholt wurden?«
Was soll ich – was soll irgendwer – darauf antworten, überlegte Jack.
Evelyn lächelte und tätschelte seinen Arm. »Seligkeit oder nicht, die Show muss weitergehen. Ich muss mich beeilen. Ich soll Professor Mazukos Podiumsdiskussion über chinesische UFOs ansagen. Bis später?«
»Sicher«, sagte Jack immer noch benommen. »Später.«
Er wanderte zum Aufenthaltsbereich und ließ sich in einen Sessel fallen. Olives Leiche – verschwunden. Wie war sie aus einem Hotel voller Menschen rausgezaubert worden?
Rausgezaubert… eine tolle Wortwahl.
Und ohne eine Spur von ihrer Ermordung zu hinterlassen.
Damit waren er und die Killer die Einzigen, die wussten, dass Olive Farina tot war.
Aber war sie auch tot? Wusste er das genau?
Jack erlebte einen typischen SESOUP-Moment – er hatte etwas gesehen, hatte aber nicht das geringste greifbare Indiz, um es zu beweisen.
Er musste aufhören, so zu denken. Olive war tot. Das war keine Frage. Aber wer hatte sie zerfleischt? Die beiden Männer in Schwarz, denen er begegnet war? Oder jemand anderes?
All das verursachte Jack erhebliches Unbehagen. Das hatte doch ein ruhiger, sicherer Job sein sollen. Nichts Gewalttätiges.
Aber der Zustand von Olives Leiche hatte laut und klar verkündet, dass hier irgendjemand äußerst brutal vorging.
Natürlich bestand noch immer die Möglichkeit, dass Olives Ermordung nichts mit Melanies Verschwinden zu tun hatte.
Ja, richtig. Das wäre wirklich ein Glücksfall.
Olive spurlos verschwunden… genauso wie Melanie. Hieß das, Melanie war irgendwo versteckt… ohne Lippen, ohne Augen, mit einem gebrochenen Genick?
Ein logischer Schluss, dachte Jack, denn jeder andere außer den Mördern würde Olive einfach nur für vermisst halten – oder in die Seligkeit geführt –, wenn er nicht in das Zimmer eingedrungen wäre. Er war froh, dass er Lew nichts von Olive erzählt hatte. Er würde zur gleichen Schlussfolgerung gelangen, und das könnte den armen Kerl glatt umbringen.
Er sah, wie die SESOUPer in einen der Konferenzräume strömten. Vielleicht waren diese Leute gar nicht so verrückt, wie es schien. Und vielleicht könnte er bei einer dieser Podiumsdiskussionen etwas Nützliches erfahren.
Während er den Leuten folgte, entdeckte er ein Flugblatt, das an der Wand hing. Er trat näher heran, um es zu lesen.
S UCHE NACH
F ORSCHUNGSOBJEKTEN
Wenn einer Ihrer Patienten ein Alien ist oder
Wenn eins Ihrer Geschwister oder eins Ihrer Kinder das Ergebnis einer sexuellen Begegnung mit Aliens ist
M ELDEN S IE SICH UMGEHEND !
Andererseits, dachte er, sind diese SESOUP-Typen möglicherweise sogar noch verrückter, als sie einem erscheinen.
Obgleich er in seiner Kindheit zeitweise überzeugt gewesen war, dass sein Bruder zumindest zum Teil ein Außerirdischer war, widerstand er der Versuchung, die Telefonnummer zu notieren.
Er betrat den Konferenzsaal und fand einen Platz in einer der hinteren Reihen. Er unterdrückte den Impuls, laut zu rufen: ›Alle, die an Telekinese glauben, heben bitte eine Hand!‹ Stattdessen hörte er zu, wie Evelyn Professor Hideki Mazuko von der Universität Tokyo vorstellte – welche Abteilung, sagte sie nicht – und zu ihrem Erschrecken hörte, dass der Mann kein Englisch sprach. Er sprach jedoch Französisch. Evelyn ebenfalls, daher würde sie die Ansprache von Dr. Mazuko simultan übersetzen.
Während ein Asiate mit ausgeprägtem Kinn in grauem Anzug, weißem Hemd und rotblau gestreifter Krawatte unter höflichem Applaus aufs Podium trat, stöhnte Jack innerlich auf und hielt Ausschau nach einem Fluchtweg. Er erkannte, dass er es wohl nicht schaffen würde, ohne über ein paar SESOUP-Vertreter zu stolpern, daher fügte er sich in sein Schicksal.
Dr. Mazuko sagte ein paar Worte auf Französisch und hielt dann inne, damit Evelyn sie auf Englisch wiederholte. Jack hatte immer angenommen, dass für die Wasserfolter Wasser nötig war. Hier war der Beweis für seinen Irrtum.
Nachdem die unendliche Stop-and-go-Vorrede beendet war, bat Professor Mazuko darum, die Beleuchtung zu dämpfen, damit er jüngere Fotos von UFOs über Tokio zeigen konnte.
Eine Folge von Bildern von verschwommenen Lichtflecken zuckte über die Leinwand, wobei das Publikum jedes mit
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