Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
andere Erklärung. Ich glaube, er hat Olive entdeckt, sah den Zwilling und rannte hinter ihm her.«
»Warum hat er dann nichts von der Leiche verlauten lassen?«
»Vielleicht ist er ein Dieb und ist in ihr Zimmer eingebrochen, um zu stehlen. Oder vielleicht hat er schon ein langes Vorstrafenregister und hatte Angst, dass man ihm die Schuld gibt. Es ist nicht wichtig. Soweit es mich betrifft, ist für mich die Tatsache, dass er die Leiche nicht gemeldet hat, ein Beweis dafür, dass er nicht mit den Zwillingen zusammenarbeitet.«
»Ich kann dir nicht folgen.«
»Denk doch nach, Mauricio: Warum wurde Olivia auf diese Art und Weise zugerichtet? Sieh dir die Wunden an. Offensichtlich sollte damit an die Rinderverstümmelungen erinnert und Panik unter unseren Teilnehmern erzeugt werden. Eine solche Entdeckung würde sie in alle Winde zerstreuen. Sie würden sich in die Sicherheit ihrer Häuser und Wohnungen im ganzen Land flüchten.«
Mauricios dunkle Affenaugen weiteten sich. »Glaubst du, die Zwillinge wissen, was wir tun?«
»Nein. Zweifellos wissen sie, dass irgendwer irgendetwas vorhat, aber sie wissen nicht, wer, was oder warum. Unter diesen Umständen ist es für sie das Beste, die Versammlung aufzulösen. Sie haben es versucht, und sie sind damit gescheitert.«
»Aber nur ganz knapp. Wenn ich nicht in diesem Augenblick auf den Korridor hinausgegangen wäre…« Mauricio ließ das Ende des Satzes offen.
»Richtig«, sagte Roma und nickte. »Aber hatten wir Glück… oder wurden wir geleitet?«
»Wir können noch den ganzen Tag Spekulationen anstellen. Die Frage ist, was unternehmen wir wegen des Fremden?«
»Wir beobachten ihn«, sagte Roma.
»Mit anderen Worten, nichts!«, rief Mauricio, und Zorn klang aus seiner Stimme, als er sich zu seiner wahren Form aufblähte. Er richtete sich auf den dickeren, kräftigeren Beinen auf, fletschte die Zähne und fixierte Roma mit seinen Augen, die das Rot reifer Erdbeeren hatten. »Bestimmt der Fremde jetzt, was Sache ist?«
»Beobachten ist nicht ›Nichts‹.«
»Und was ist mit der Lieferung heute Nacht? Lassen wir sie auch in seine Hände gelangen?«
»Haben wir eine andere Wahl?«, fragte Roma. »Die Andersheit hat das Sagen, vergiss das nicht. Wenn der Fremde die Lieferung empfing, dann war das kein Irrtum. Ich spüre, dass hier eine andere Absicht verfolgt wird, eine, die sich durchaus mit unserer verträgt.«
»Ich nicht«, widersprach Mauricio, und seine Stimme erhob sich, während er sich mit den großen, knotigen Fäusten auf die schwarz bepelzte Wölbung seiner Brust schlug. »Irgendetwas ist gestern Nacht schief gelaufen. Ich habe nicht vor, es ein zweites Mal geschehen zu lassen.«
»Mauricio!«, sagte Roma, während die Kreatur zur Tür schlurfte.
»Ich kenne nur einen Weg, wie das zu regeln ist.«
»Warte!«
Aber Mauricio ignorierte ihn. Er richtete sich auf und drehte den Türknauf, dann nahm er wieder seine Kapuzineraffengestalt an und trat hinaus auf den Korridor.
»Tu nichts –!«
Die Tür fiel krachend zu und schnitt ihm das Wort ab. Er eilte zur Tür und riss sie auf, aber Mauricio war nirgendwo zu sehen.
Was wollte die Kreatur? Er hoffte, dass sie nichts Übereiltes vorhatte.
18
Nachdem er sein zweites Glas Sam Adams zur Hälfte getrunken hatte, fühlte Jack sich etwas besser. Er wollte es gerade leeren und auf sein Zimmer gehen, als er jemanden hinter sich spürte.
Er wandte sich um und sah Roma.
»Haben Sie in Monroe etwas erfahren?«, fragte der Professor.
Himmel noch mal, dachte Jack verärgert und verdrossen, ist mir etwa jemand dorthin gefolgt? Werde ich beobachtet?
»Wie kommen Sie darauf, dass ich in Monroe war?«
Roma grinste. »Ich habe dort Kontakte. Es ist eine kleine Stadt, wie Sie wissen. Und wenn ein Fremder dort Fragen nach 1968 stellt, dann dauert es nicht lange, bis diese Nachricht die Runde macht.«
Canfield hatte wahrscheinlich von seinem Besuch gehört und Roma informiert. Das beruhigte Jack ein wenig… er war lieber in Monroe ein Gegenstand des Tratsches, als beschattet zu werden.
»Dann denke ich, Sie wissen, was ich gefunden habe:
nada.«
»Aber wie haben Sie sich gefühlt, als Sie dort waren?«, fragte Roma und fixierte ihn eindringlich.
»Gefühlt? Als hätte ich meine Zeit vergeudet.«
»Nein, nein«, sagte Roma. »In der Luft. Haben Sie nicht Restspuren von etwas Seltsamem gefühlt, von etwas… anderem?«
»Von etwas anderem? Nein. Warum sollte ich? Erst Canfield, jetzt Sie. Was
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