Handyman Jack 04 - Tollwütig
Lösung, als er zu seiner Rechten leise Stimmen vernahm. Er ging darauf zu.
Das Buschwerk öffnete sich zu einer Lichtung, und er stand vor einer offenbar viel befahrenen Asphaltstraße. Zwei vierradgetriebene Geländewagen parkten auf dem sandigen Bankett, und vier Männer, dreißig bis vierzig Jahre alt, waren damit beschäftigt, Schrotflinten zu laden und in leuchtfarbene Westen zu schlüpfen. Ihre Ausrüstung war teuer, das Beste vom Besten, nur Remingtons und Berettas.
Jack erkundigte sich nach dem Weg zum Parkway, und sie deuteten nach links. Ein Mann mit schütterem Kinnbart musterte ihn missbilligend von oben bis unten.
»Was ist Ihnen denn zugestoßen? Haben Sie mit einem Bären getanzt?«
»Schlimmer.«
»Allein durch diesen Wald zu laufen, ist lebensgefährlich«, sagte ein anderer Jägersmann. Er war hager und trug eine Brille. »Jemand könnte auf Sie schießen, wenn Sie keine bunte Jacke tragen.«
»Ich bleibe von jetzt an lieber auf der Straße.« Aber die Neugier behielt die Oberhand. »Was jagen Sie denn, wenn ich fragen darf?«, erkundigte Jack sich.
»Rotwild«, erwiderte der Ziegenbart. »Die staatliche Wildbehörde hat für einen befristeten Zeitraum die Schonzeit aufgehoben.«
»Dann wird ja wieder kräftig drauflos geballert, nicht wahr?«
»Könnte man so sagen. Aber der Bestand ist wirklich zu groß. Es gibt einfach zu viel von diesem Wild.«
»Und wir helfen ihm, indem wir es dezimieren, damit die anderen Tiere sich frei entfalten können«, erklärte ein glatzköpfiger Weidmann mit breitem Grinsen.
Jack zögerte, dann dachte er, er sollte die Männer ein wenig aufmuntern. »Vielleicht sollten Sie es sich noch einmal überlegen, ehe Sie losziehen.«
»Mist«, sagte der Kahlköpfige, und sein Grinsen verschwand schlagartig. »Sie sind doch nicht einer von diesen verrückten Tierschützern, oder?«
Plötzlich schlug ihm eine Woge der Feindseligkeit entgegen.
»Das bin ich nicht, Kumpel«, knurrte Jack mit zusammengebissenen Zähnen. Er war wirklich schnell reizbar. Er freute sich im Stillen darüber, wie der Mann einen ängstlichen Schritt rückwärts machte und dabei sein Gewehr geradezu Hilfe suchend umklammerte. »Ich wollte Ihnen nur sagen, dass da draußen etwas wirklich Gefährliches und Bösartiges unterwegs ist.«
»Wie zum Beispiel was?«, fragte der Ziegenbart grinsend. »Der Jersey Devil?«
»Nein. Aber es ist kein hilfloser Pflanzenfresser, der sich sofort hinlegt und stirbt, wenn er eine Kugel abkriegt. Ab heute, Freunde, steht ihr in diesen Wäldern hier nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette.«
»Damit kommen wir klar«, sagte der Hagere.
»Wirklich?«, fragte Jack. »Wann haben Sie jemals auf etwas geschossen, das eine ernsthafte Bedrohung für Sie war? Ich wollte Sie nur warnen, dass es da draußen etwas gibt, das sich wehrt und von dem ich glaube, dass Sie damit nicht so leicht fertig werden.«
Der Hagere schaute unbehaglich drein. Er sah die anderen an. »Und was ist, wenn er Recht hat?«
»O Scheiße!«, sagte der Kahlkopf. »Kriegst du es etwa mit der Angst zu tun? Lässt du dich von einem dieser verrückten Naturfreaks mit irgendwelchen Gespenstergeschichten ins Bockshorn jagen?«
»Na ja, eigentlich nicht, aber – «
Der vierte Jäger klemmte sich eine offenbar nagelneue Remington unter den Arm.
»Der Jersey Devil! Den will ich! Wäre das nicht eine tolle Trophäe für die Wand über dem Kamin?«
Sie lachten alle, und Charlie stimmte mit ein. Ausgelassen tauschten sie
High Fives
aus. Jack zuckte die Achseln und spazierte davon. Er hatte es versucht.
Jagdsaison. Er musste lächeln. Die Anwesenheit Narbenmauls in den Pine Barrens gab diesem Begriff eine ganz neue Bedeutung. Er fragte sich, wie diese tollen Jäger wohl reagieren würden, wenn sie erführen, dass die Jagd auf sie eröffnet war.
Und er fragte sich, ob in all den Geschichten von Jersey Devil nicht auch ein Körnchen Wahrheit steckte. Höchstwahrscheinlich hatte es früher keinen echten Jersey Devil gegeben, doch jetzt gab es ganz sicher einen.
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