Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
Blut verbreitet.«
»Und hast du gestern nicht geblutet?«
»Nein. Ich ...«
Oh, verdammt, Holdstock. Der Kratzer in meiner Hand, während er mit Jeanette die Wohnung verließ.
»Jesus, Sie wollen doch nicht behaupten, dass Kate…?«
Die Frau nickte. Ihre Miene schien traurig zu sein. »Vor vier Tagen.«
»Augenblick mal. Wenn ich erst gestern infiziert wurde und schon jetzt so krank bin, warum wurde sie nicht ...?«
»Sie kann sich nicht dagegen wehren. Niemand von ihnen kann das.«
»Sie reden Unsinn. Wenn sie sich nicht dagegen wehren könnte, wäre sie kränker, dabei geht es ihr gut.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nur du kannst dich dagegen wehren.«
»Natürlich, klar«, sagte er. Er schloss die Augen. All dieses Gerede erschöpfte ihn nur.
»Nicht reden«, sagte die Frau. »Spare deine Kraft und hör zu: Der Virus wird sich ausbreiten. Er wird viele infizieren, und die vielen werden viele andere anstecken. Es wird Krieg geben zwischen denen, die infiziert wurden, und denen, die verschont blieben, ein Krieg, wie die Welt ihn noch nie erlebt hat, in dem Männer gegen Frauen kämpfen, Eltern gegen ihre Kinder, Kinder gegen Eltern, Bruder gegen Bruder.«
»So etwas ist bei AIDS nicht passiert, also warum ...?«
»Dies ist anders. Der Virus verbreitet sich so schnell wie der Wind. Alle Harmonie, alles Vertrauen schwindet, wenn Nichtinfizierte Infizierte töten oder all die, von denen sie annehmen, dass sie infiziert wurden. Doch die Infizierten werden sich wehren, sie schlagen sozusagen von innen zurück, indem sie ihre Krankheit weiterstreuen. Es kommt zu Blutbädern, zu Tod, zu Hass, zu Terror – dieser Planet hat schlimme Dinge gesehen, aber noch nie in einem solchen Ausmaß. Denn jetzt gibt es so viele mehr von euch, und niemand –
kein Einziger –
wird verschont.«
»Was ist so schlimm an dem Virus? Was macht er mit einem?«
»Das ist nicht so wichtig. Der Virus ist nicht das Ende. Er ist nur ein Mittel.«
»Mittel wozu?«
»Zu dem, was ich dir bereits aufgezählt habe: Krieg, Hass, Tod, Angst, Schmerz, Vernichtung.«
»Wer zum Teufel wünscht sich das?«
»Der Widersacher.«
Jack zwang sich, die Augen zu öffnen, und schaute sie an.
»Und wer soll das sein? Der Teufel?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt es. Du kennst ihn. Der Widersacher ernährt sich von menschlichem Leid, von Zwietracht, von Chaos. Der Virus schafft ihm ein Schlaraffenland.«
Kein Zweifel, die Lady lief ein wenig neben der Spur. Und sie war in sein Heim eingedrungen – hatte sogar ihren verdammten Hund mitgebracht – und Jack hatte keine Kraft, um sie rauszuwerfen.
Aber sie hatte ein zweites Glas Wasser in der Hand. Er nahm es dankbar entgegen und leerte es gierig. Vielleicht sollte sie doch noch nicht weggehen.
»Woher wissen Sie das alles?«
»Ich beobachte. Ich beobachte ständig.«
»Warum erzählen Sie es mir? Ich bin nichts Besonderes. Wenden Sie sich an die Regierung.«
»Die Regierung kann den Virus nicht aufhalten. Das kannst nur du. Du musst den Virus stoppen. Du bist der Einzige.«
»Ich könnte im Augenblick noch nicht mal einen Säugling stoppen.«
»Du musst. Es herrscht Krieg, und du bist ein Krieger.«
»Ich gehe grundsätzlich in keine Armee.«
»Es gibt keine Armee. Nur dich. Und man tritt nicht freiwillig ein. Man wird ausgewählt. Andere sind vor dir angetreten. Alle tot, bis auf einen, und der ist zu alt. Du wurdest auserwählt.«
»Einen Teufel wurde ich.«
»Stopp den Virus, ehe er sich ausbreitet, oder alle, die du liebst, gehen unter.« Sie machte kehrt und ging zur Schlafzimmertür. »Ich verlasse dich jetzt.«
Jack spürte, wie die Temperatur sank. Nein… schon wieder Schüttelfrost. Er zog die Decke bis ans Kinn hoch.
»Lady, wer sind Sie?«
Sie und ihr großer weißer Hund verharrten an der Tür und sahen ihn an. »Ich bin deine Mutter.«
Verblüfft suchte Jack nach einer Erwiderung. Sie ähnelte seiner Mutter überhaupt nicht. Schließlich beschränkte er sich auf die nackte Feststellung einer Tatsache.
»Meine Mutter ist tot.«
»Sie war deine Mutter, die dich geboren hat«, sagte die Frau. »Ich bin deine andere Mutter.«
Und dann war sie verschwunden.
Jack verspürte einen Schauer der Angst zwischen den Schüttelfrostanfällen. Er wusste, dass er sich das Erscheinen der Frau nur eingebildet hatte, doch ihre Worte hatten Resonanzen in ihm erzeugt, die immer noch durch sein Gehirn hallten. Ihre Warnung vor etwas, das sich an Leid und Hass
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