Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
vorbei.
Nachdem er gestern Fieldings Ausführungen über den Verseuchungsstoff in seinen Kulturen gehört hatte, war die Vorstellung einer Virusinfektion höchst beunruhigend. Aber Fielding hatte auch gemeint, dass die Verunreinigung keinerlei Symptome auslöse. Das war beruhigend, denn Jack hatte im Augenblick Symptome im Überfluss.
Er müsste eigentlich sofort nach Hause. Das Einzige, was ihm jetzt half, waren ein paar Stunden ungestörten Schlafs unter einem ganzen Stapel Bettdecken.
6
»Die Telefone standen den ganzen Vormittag über nicht still«, sagte George Meschke. »Die Reaktion war mehr als heftig und übertraf meine Erwartungen bei weitem.«
Sandy saß in seinem Redaktionsbüro, lässig zurückgelehnt, die Beine übereinander geschlagen. Vergangene Woche hatte er noch wie auf Kohlen hier gesessen und gehofft, dass man ihm wegen irgendeines kleinen Fehlers nicht den Kopf abriss. Nun hingegen war er völlig entspannt. Plauderte mit seinem Boss. Denn er hatte absolut Oberwasser. Die Auflage schoss in die Höhe. Allein die Einnahmen von dieser Woche waren genauso hoch wie die des gesamten ersten Quartals.
Und alles nur wegen einer einzigen Person, dachte Sandy.
Moi.
Er sagte: »Ich wusste, dass meine Amnestie-Idee ein weites Echo finden würde.«
»Aber was für ein Echo!«, sagte Meschke und fuhr sich mit beiden Händen durch die wenigen noch vorhandenen Haarsträhnen auf seinem fast kahlen Schädel. Sein buschiger Schnurrbart zeigte dieselbe Grauschattierung. »Es ist Samstagvormittag, die Leute haben die Story gelesen und bringen die Telefonleitungen zum Glühen! Einfach unglaublich!«
Genauso unglaublich ist, dachte Sandy, während er sich in dem sonst eher verlassenen Redaktionssaal umschaute, dass wir Samstagmorgen haben und ich arbeite. Und was noch verrückter ist: Ich bin froh, hier zu sein.
»Sie sollten im Rathaus anrufen«, sagte er. »Dort würde es etwas nützen.«
»Da Sie es gerade erwähnen, Sie müssen sich selbst mit dem Rathaus in Verbindung setzen. Ich weiß, es ist Sonnabend, aber sehen Sie zu, ob Sie den Bürgermeister und den Bezirksstaatsanwalt und den Polizeichef aufstöbern und um ihre Meinung zu der Angelegenheit bitten können. Wir brauchen etwas für die Montagsausgabe.« Meschke rieb sich die Hände und grinste wie ein kleiner Junge. »Können Sie sich das vorstellen? Wir hatten gerade eine Samstagsausgabe, und jetzt haben wir am Montag schon die nächste. Vier Ausgaben des
Light
in einer Woche! Wer hätte das jemals für möglich gehalten?«
Montagsausgabe oder nicht, Sandy war nicht besonders scharf darauf, diese Interviews zu machen. Zu jeder anderen Zeit hätte er nach einer solchen Gelegenheit geschnappt, aber nach der heutigen Morgenausgabe wusste er, dass er bei den hohen Tieren der Stadt nicht unbedingt einen Beliebtheitspreis gewinnen würde, jedenfalls nicht, nachdem er sie dermaßen in Verlegenheit gebracht hatte.
Aber so geht das Spiel nun mal, tröstete er sich. Vor allem sollten sie wissen, dass man kein Omelett zubereiten kann, ohne ein paar Eier zu zerschlagen.
»Ich werde mal nachsehen, wer noch in der Stadt ist.«
»Wir müssen alles aus dieser Sache rausholen, was rauszuholen ist, Sandy. Jede Sondernummer, die wir rausbringen, verschafft uns mehr Werbung und mehr Leser, von denen uns viele – wie ich hoffe – treu bleiben, wenn wir wieder wöchentlich erscheinen.«
Wöchentlich… plötzlich war er zutiefst deprimiert.
»Und eins müssen Sie wissen«, sagte Meschke, senkte die Stimme und beugte sich vor. »Ich habe mit Harness über Sie gesprochen. Dass Sie für das, was Sie für die Zeitung getan haben, eine gewisse Anerkennung verdienen. Er ist geradezu berauscht, wie gut die Dinge laufen, und zeigt sich mit allem einverstanden.« Er zwinkerte. »Bereiten Sie sich innerlich schon mal auf eine Riesenüberraschung auf Ihrem nächsten Gehaltsscheck vor.«
»Ein Bonus?«, fragte Sandy. »Cool!«
Aber seine Gedanken rasten in die Zukunft. Calvin Harness war der Herausgeber und Inhaber der Aktienmehrheit. Es stand sicher außer Zweifel, dass er begeistert war, denn die höheren Profite und die gesteigerte Qualität von Sandys Artikeln erhöhten die Chancen, dass
The Light
von einem der großen nationalen Presseimperien aufgekauft wurde. Harness würde abkassieren. Meschkes Aktienbezugsrecht verschaffte ihm ebenfalls einen Platz an der Sonne. Aber Sandy… was hätte er am Ende davon?
Es wurde Zeit, den alten Lebenslauf wieder
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