Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
bewegte, dabei seine Gene in mehr und mehr Neuronen ihres Gehirns einpflanzte, bis er alles entfernt hatte, was ihre Persönlichkeit ausmachte, und es durch jemand anderen ersetzt hatte, jemanden mit einer virushaften Ethik, eine weitere Drohne wie Jeanette.
Diese Möglichkeit verursachte ihr Übelkeit, so dass sie sauer aufstoßen musste. Sie wollte einen Weg finden, diesen Vorgang aufzuhalten. Und Jeanette zurückholen. Doch zuerst musste sie für ihre eigene Rettung sorgen.
Sie betrachtete Jack. Wenn sein Organismus sich tatsächlich gegen den Virus wehrte, dann würde er Antikörper produzieren. Wenn es ihr gelänge, diese Globuline zu isolieren und in ihren eigenen Blutkreislauf zu injizieren…
Ihre Zuversicht erstarb so schnell, wie sie aufgeflackert war. Wenn-wenn-wenn… selbst wenn es zutraf, wäre der Prozess langwierig. Bis dahin wäre sie längst ein wiedergeborenes Mitglied der Einheit.
Sie musste eine andere Möglichkeit finden. Vielleicht fand Fielding eine Lösung. Ganz gleich, was geschähe, Kate hatte das sichere Gefühl, dass Jack der Schlüssel zu allem war. Aber alles verharrte in Wartestellung, bis er seinen augenblicklichen Zustand überwunden hätte, falls es ihm überhaupt gelänge.
Sie schaute erneut nach ihm – er schlief noch immer, schwitzte aber nicht mehr so stark – dann begab sie sich in das verwirrende Durcheinander seines Wohnzimmers. Sie blieb stehen, als sie auf einem Rauchtisch etwas entdeckte, das aussah wie eine Pistole. Lieber Himmel, es
war
eine Pistole. Sie ging näher. Besaß Jack eine Waffe? Offensichtlich. Kate hasste Waffen. Schlimm genug, dass ihr Bruder eine hatte, aber sie konnte nicht fassen, dass er so unvorsichtig war, sie in Anwesenheit eines Kindes achtlos herumliegen zu lassen. Gias kleine Tochter hätte ...
Moment mal. Sie hatte einen roten Plastikgriff, und der Rest sah aus, als bestünde er aus Blech. Der Drehknopf eines Energiereglers ragte seitlich heraus. Gleich daneben waren zwei Worte, umrahmt von Blitzsymbolen, ins Metall eingraviert:
Atomic Disintegrator.
Kate lächelte und schüttelte den Kopf. Eine Spielzeugstrahlenpistole – nein, eine Zündplättchenpistole. Außerdem offensichtlich antik.
Sie sah sich neugierig um. Betrachtete seine Schätze. Was trieb er? Zog er etwa über Flohmärkte und nahm alles mit, das nicht niet- und nagelfest war? Keines von den Dingen, die sie sah, schien jünger als fünfzig Jahre zu sein. Eine Daddy-Warbucks-Lampe, ein Dick-Tracy-Wecker –
viele
Uhren, alle alt, keine funktionierend. Eingerahmte Urkunden und weitere Uhren, die Pendel stillstehend, bedeckten die Wände. Sie inspizierte die Urkunden – alle von Clubs und geheimen Gesellschaften, die sich dem Personenkult von Shadow, Captain Midnight, Doc Savage verschrieben hatten… was um alles in der Welt sah er nur in diesem Schund?
Das Einzige, das ins einundzwanzigste Jahrhundert gehörte – oder genauer gesagt: in die zweite Hälfte des zwanzigsten – war der Computermonitor auf einem eichenen Rollpult. Und auf dem Monitor lag ein vage vertraut aussehender schwarzer Gegenstand. Kate beugte sich interessiert vor und erstarrte, als sie die Zeitzünderuhr der Bombe erkannte, die Jack am Vortag gefunden hatte. Sie erkannte sie an den vier abgeschnittenen Drahtenden wieder, die sich aus dem Gehäuse schlängelten. Der einzige Unterschied war, dass das Display nun erleuchtet war und die Uhrzeit angab.
Und daneben lagen diese silbernen kleinen mikrobatteriegroßen Elemente mit den Enden der abgeschnittenen Drähte, die an der Uhr angebracht gewesen waren. Wie hatte Jack sie genannt? Zündkapseln. Aber wo war dieser knetgummiartige Sprengstoff?
Sie schaute auf dem Rollpult nach, durchsuchte das ganze Zimmer, fand aber nichts. Wahrscheinlich hatte er den Sprengstoff irgendwo versteckt. Sie wollte zwar nicht in Jacks Schubladen herumkramen, aber sie würde sich um einiges besser fühlen, wenn sie wusste, dass auch der Sprengstoff noch vorhanden war. Sie hatte den Verdacht, dass Jack ihn dazu benutzt hatte, um am frühen Morgen den Wagen in die Luft zu sprengen, und diese Vorstellung gefiel ihr ganz und gar nicht.
Doch die Schubladen des alten Rollpults enthielten nichts als Papiere und Videokataloge. Sie achtete darauf, keinen Blick auf die Papiere zu werfen, und dehnte ihre Suche auf den genauso alten Schreibsekretär aus. Und dort, in der obersten Schublade, wurde sie fündig. Immer noch in Zellophanpapier eingewickelt und mit den leeren Löchern, in
Weitere Kostenlose Bücher