Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
sofort stellte sich ein Déjà-vu-Gefühl ein: die verdorrten Pflanzen im Fenster, der dunkle Gastraum, der schale Biergeruch und, an der Bar, dieselben Trinker, die ihm schon bei seinem ersten Besuch das Leben schwer gemacht hatten. Wie hießen sie noch? Barney und Lou. Richtig.
Alles war genauso wie zuvor – als wäre er in der Zeit zurückgesprungen. Dieselben Schnapsgläser und Bierkrüge auf der Bar, und Sandy hätte schwören können, dass Barney dasselbe verwaschene T-Shirt trug. Lebten die beiden etwa hier?
»Hey, Kumpel.«
Sandy schaute nach rechts und sah den muskulösen hispanischen Eigentümer auf sich zukommen.
Julio grinste. »Sie sind sicher hergekommen, um mir meinen Anteil an dem Erbe zu bringen, oder?«
»Wie bitte?«, fragte Sandy verblüfft.
Julio hielt Sandys ursprünglichen Identi-Kit-Ausdruck in der Hand und wedelte damit vor seinem Gesicht herum.
»Der Typ, den Sie gesucht haben, Kumpel! Ich habe Ihnen verraten, wo Sie ihn finden können, daher geben Sie mir jetzt meinen Anteil, okay?«
Was sollte das sein – eine neue Form von Raubüberfall?
»Das war doch nur ein Scherz.«
Julios Gesichtsausdruck schien düster und bedrohlich. »Sehen Sie mich lachen, Kumpel? Amüsiere ich mich etwa?«
»Vielleicht war es ein Fehler«, sagte Sandy und wandte sich zur Tür. »Ich glaube, ich sollte lieber ...«
Julios Hand fühlte sich um seinen Arm wie eine Stahlfessel an. »Er wartet hinten auf Sie.«
Er versetzte Sandy einen Stoß in Richtung des hinteren dunklen Teils der Bar. Es war kein bösartiger Stoß, doch fest genug, um ihm klar zu machen, wie er sich zu verhalten und wohin er zu gehen hatte, ob er wollte oder nicht.
Hinter sich hörte Sandy Barney und Lou kichern. Ich glaube, die lachen über mich, Ha-ha. Jeder ist ein Komiker.
Während er sich zwischen den Tischen, die mit umgedrehten Stühlen beladen waren, hindurchschlängelte, wurde hinter einem freigeräumten Tisch, auf dem eine große Flasche Orange Gatorade stand, allmählich eine Gestalt erkennbar. Der Erlöser… mit dem Rücken an der Rückwand. Aber er sah furchtbar aus. Selbst bei dieser schlechten Beleuchtung konnte Sandy seine eingesunkenen, fiebrig glänzenden Augen und seine bleiche Haut ausmachen.
»Mein Gott, was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte Sandy.
»Setzen Sie sich.« Die Stimme war nicht mehr als ein mattes Krächzen.
Sandy schob sich einen Stuhl zurecht und nahm ihm gegenüber Platz, so weit entfernt wie möglich, aber gerade noch so am selben Tisch. Was immer er in sich trug, Sandy hatte keine Lust, damit angesteckt zu werden.
»Sind Sie krank?«
Der Erlöser schüttelte den Kopf. Er schien kaum genug Kraft zu haben, um sich aufrecht zu halten. »Ich wurde vergiftet.«
Sandy brauchte ein paar Sekunden, um die Worte zu verarbeiten. Vergiftet?
Vergiftet?
»Kein Scheiß? Von wem? Warum?«
»Lassen Sie mich von vorn anfangen. Sie hatten Recht, als Sie an dem zweifelten, was ich Ihnen erzählt habe, von wegen ich würde undercover für die Regierung arbeiten. Das war alles Quatsch.«
Bin ich nicht klasse, dachte Sandy mit einem Anflug von Stolz. Er unterdrückte ein Grinsen und begnügte sich mit einem knappen Kopfnicken.
»Ich verdiene meinen Lebensunterhalt«, fuhr der Erlöser fort, »indem ich für entsprechende Bezahlung spezielle Jobs erledige. Einer dieser Jobs ist Personenschutz. Ich mache das auf selbstständiger Basis, wissen Sie? Vergangene Woche wurde mir ein gewisser Dr. James Fielding zugeteilt. Sie kennen den Namen?«
Sandy hatte noch nie von ihm gehört, aber er wollte nicht allzu dumm dastehen. »Der Name klingt mir irgendwie vertraut, aber ich weiß nicht, wo ich ihn unterbringen soll.«
Der Erlöser trank aus seiner Gatorade-Flasche. »Wahrscheinlich haben Sie den Namen heute Morgen in den Nachrichten gehört: Er wurde in der vergangenen Nacht ermordet.«
»Oh, Mann! Und Sie sollten ihn beschützen!« Sandy zählte zwei und zwei zusammen. »Sind Sie deshalb vergiftet worden?«
Der Erlöser nickte. »Fielding wollte mir nicht verraten, warum, aber aus irgendeinem Grund hatte er Angst vor einem ehemaligen Patienten namens Terrence Holdstock. Er sagte, er hätte nicht genug Beweise, um damit zur Polizei zu gehen, er hätte jedoch Angst um sein Leben.«
»Ging es vielleicht um einen Kunst- oder Behandlungsfehler?«
»Keine Ahnung. Ich habe einige Nachforschungen angestellt – genau genommen kam ich gerade von einer solchen Informationsbeschaffung zurück, als unser Freund
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