Handyman Jack 05 - Todesfrequenz
erzählen. Ich denke, das haben sie mittlerweile herausgekriegt, es aber noch nicht an die Öffentlichkeit gegeben.«
»Das wird helfen. Aber wenn es kein Motiv gibt, was haben wir, um Holdstock mit diesem Doktor in Verbindung zu bringen, außer dass er sein Patient war?«
»Wie wäre es mit einem Handabdruck am Tatort?«
Sandy saß plötzlich kerzengerade. »Sind Sie sicher?«
Der Erlöser nickte. »Holdstock hat seine Spuren verwischt und darauf geachtet, im Haus nichts zu berühren, aber ich habe gesehen, wie er sich mit der Hand auf den Esstisch gestützt hat, kurz nachdem er Fielding getötet hatte.«
»Das ist ja endlich was Solides.«
Sandys Gedanken rasten. Der schlimmste Fall: Das alles ist ein Haufen Blödsinn. Wenn ja, dann ist das Schlimmste, was mir passieren kann, dass die Polizei denkt, ich wäre nur ein Reporter, der von einer seiner Quellen hereingelegt worden ist. Und damit kann ich leben.
Und wie sähe der beste Fall aus? Wenn alles den Tatsachen entspricht… Sandy musste sich am Tisch festhalten. Sonst wäre er gleich zu einem Rundflug um die Erde gestartet. Wenn alles zutrifft, dann spiele ich nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung eines Mordes, sondern auch bei der Identifizierung einer Mordsekte. Und schon wäre er wieder auf der Titelseite. Doch sein Licht würde noch heller strahlen, diese Nachricht würde ihm den Ruf absoluter Glaubwürdigkeit bescheren. Seine Amnestiekampagne für den Erlöser verschaffte ihm einen angesehenen Platz innerhalb des beratenden Journalismus, während diese Mordsektenstory ihn gleichzeitig als wichtigen Vertreter des investigativen Journalismus auswies. Niemand würde ihn mehr als blindes Huhn mit einem gefundenen Korn oder als jemanden betrachten, der ein einziges Mal in seinem Leben Glück gehabt hatte. Sandy Palmer wäre endlich in der obersten Etage des Zeitungsbusiness angekommen.
Harvey Weinstein könnte zwar aus dem U-Bahn-Massaker eine Fernsehproduktion machen, aber Sandy rechnete sich aus, dass die Story von der Mordsekte im Rahmen einer Auktion an die Filmindustrie verkauft würde.
Immer langsam, dachte er und bremste seine Phantasien. Wir haben noch nicht mal den ersten Schritt getan.
»In Ordnung«, sagte Sandy. »Ich lege das ein paar Cops, die ich kenne, auf den Tisch, und sehe mir an, ob sie davor strammstehen.«
Der Erlöser schaute ihn irritiert an. »Sie tun was?«
»Ich mache mit. Aber eins muss ich noch fragen: Was wollen Sie aus der Sache herausholen?«
»Außer dass ich anonym bleibe? Ich will, dass Holdstock in Rikers als Partygirl in den Duschen herumgereicht wird.«
Sandy erschauerte. »Ihnen muss aber klar sein, dass ich dann der Amnestiegeschichte nicht mehr so viel Zeit widmen kann, wie ich es eigentlich möchte.«
»Ich sagte Ihnen doch, ich bin nicht daran interessiert.«
Du vielleicht nicht, aber ich.
Doch selbst wenn der Erlöser die Stadt verlassen sollte, wie Sandy noch an diesem Morgen befürchtet hatte, hätte er immer noch die Mordsektenstory, die ihn in den Schlagzeilen hielt.
»Sie sollten aber daran interessiert sein. Im Augenblick haben wir allerdings, glaube ich, ein noch heißeres Eisen im Feuer.« Er holte seinen Notizblock hervor. »Okay, geben Sie mir mal ein paar Details, damit ich weiß, was ich der Polizei sagen muss, wenn ich dort anrufe …«
5
Kate kam aus Jacks Küche, als sie hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde. Er sah Mitleid erregend aus, während er schwankend durch das Wohnzimmer ging und ihr dabei wie eine erschöpfte Brieftaube vorkam, die den heimatlichen Schlag nur mit Mühe und Not erreicht hatte. Sie folgte ihm und schaute zu, wie er sich bäuchlings auf das Bett fallen ließ, das sie gerade erst gemacht hatte. Sie hatte auch das Fenster geöffnet, um frische Luft hereinzulassen.
»Jack, bist du so weit in Ordnung?«
»Mir geht es bestens«, antwortete er, wobei seine Worte durch die Decke vor seinem Mund gedämpft wurden.
»Ich hätte beinahe das Gegenteil angenommen.«
»Stell dir vor, was von der Hindenburg auf dem Flugfeld von Lakehurst nach dem Absturz und dem Brand übrig geblieben ist, und du hast eine ungefähre Vorstellung von meiner Verfassung.«
»Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
Diese Worte erschreckten sie, nicht weil sie sie gar nicht hatte aussprechen wollen, sondern weil sie sie gar nicht aussprach. Nacktes Entsetzen machte sich in ihr breit.
Jemand anders hatte die Kontrolle über ihre Stimme.
Die Worte
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