Handyman Jack 07 - Todessumpf
gegangen zu sein. Ich …«
»Du warst unten bei den Lichtern«, sagte er.
Die Lichter! Natürlich!
Jetzt erinnerte sie sich. Sie war tief unten im Schlundloch gewesen und hatte sich in den seltsamen, unheimlichen Lichtern geaalt wie eine Sonnenanbeterin. Aber sie hatte sich nicht seltsam gefühlt. Sie hatte gespürt, dass sie willkommen war, willkommener, als sie es von ihrem eigenen Zuhause kannte. Sie erinnerte sich auch daran, den Wunsch verspürt zu haben, sich die Kleider vom Leib zu reißen, damit die Strahlen direkt auf ihre Haut treffen könnten. Aber sie bekam nicht die Gelegenheit dazu …
Denn in diesem Augenblick erklangen zum ersten Mal die Stimmen.
Zuerst war es nur ein Flüstern, so leise, dass sie kaum erkennen konnte, was der Ursprung war. Eigentlich waren es keine Laute. Vielmehr waren es Stimmen in ihrem Kopf, als sei sie geisteskrank oder irgendwie gestört. Sie konnte noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob diese »Stimmen« überhaupt mit ihr sprachen. Vielleicht schwatzten sie miteinander, und ihre Worte wanderten lediglich durch ihren Kopf hindurch, aber sie hatte das eindeutige Gefühl, dass diese Stimmen sich an sie wandten. Genau genommen wünschte sie sich, dass sie mit ihr sprachen.
»Was ist da unten mit dir passiert?«, wollte Luke wissen. »Du hast geschrien, wie ich noch nie zuvor jemanden habe schreien hören. Und als wir dich hochzogen, warst du völlig weggetreten. Ich dachte schon, du wärst gestorben.«
Weggetreten … sie presste beide Hände gegen die Schläfen. Verdammt, sie wünschte sich, sie könnte sich an das erinnern, was geschehen war, vielleicht auch an das, was die Stimmen geredet hatten. Sie wusste, dass über »den Einen« gesprochen worden war. Immer wieder fiel der Name, und ständig wurde er wiederholt … der Eine … der Eine … Aber was sollte der Eine? Etwas tun? Etwas lassen?
Plötzlich begriff sie, dass sie über eine Person gesprochen hatten. Der Eine bereitete ihr den Weg, alles hing von dem Einen ab, denn der Eine war etwas ganz Besonderes.
Moment mal, dachte sie und erstarrte kurz, als ein aufregendes Kribbeln durch ihren Körper wogte. Ich bin etwas Besonderes. Ich verfüge über Kräfte wie niemand sonst. Und dann ist da noch mein Name …
Sie richtete sich auf und schlug die Beine nach Art der Indianer übereinander. »Ja!«
»Was ist los?«
»Luke, weißt du, was mein Name bedeutet?«
»Du meinst Semelee? Er bedeutet … er bedeutet eben ›Semelee‹. So wie Luke ›Luke‹ heißt.«
»Alle Namen haben eine Bedeutung. Ich habe keine Ahnung, was Luke heißt, aber meine Mami hat mir erklärt, dass Semelee die ›Einzigartige‹ heißt. Sie erzählte, sie hätte mich so genannt, weil ich ihr erstes Kind und eine sehr schwere Geburt war, und dass sie so etwas kein zweites Mal durchmachen würde. Sie sagte, ich sei ihr erstes und ihr letztes Kind, eben ihr Einzigartiges.«
Luke runzelte die Stirn. »Okay. Und?«
»Ich habe unten im Loch Stimmen gehört, und sie unterhielten sich über die ›Eine‹ oder den ›Einen‹, was auch immer. Damit muss ich gemeint sein. Sie haben über mich gesprochen.« Sie schloss die Augen. Erregung zuckte wie elektrische Schläge durch ihren Körper. »Und sie haben auch noch etwas anderes gesagt.«
Was war es noch gewesen? Es war da, ganz knapp außerhalb ihrer Reichweite … und es fing mit einem R an … aber wie lautete der Rest?
Und dann hatte sie es! Der Name sprang regelrecht in ihr Bewusstsein, als hätte sie ihn schon immer gekannt.
Ein seltsamer Name. So einen oder einen, der auch nur entfernt so ähnlich klang, hatte sie noch nie gehört. Aber andererseits waren ihr auch all diese Stimmen völlig neu. War dieses seltsame Wort ihr Name für den Einen oder die Eine, also letztlich auch der Name für sie? So musste es wohl sein.
Aber wem gehörten die Stimmen und was meinten ihre Besitzer mit »den Weg bereiten«? Was war dieses »Alles«, das auf sie, die Eine, angewiesen war?
Sie musste es in Erfahrung bringen. Vielleicht erhielt sie in dieser Nacht die Antwort auf diese Frage. Aber vorher musste sie noch einige Dinge erledigen. Eins davon war, ihre andere Augenmuschel abzuholen. Aber zuerst …
»Ich ändere meinen Namen, Luke.«
Er lachte. »Das ist doch verrückt! Du kannst nicht so einfach deinen Namen ändern, wenn dir gerade danach zumute ist.«
»Nein, ich muss. Deshalb wurde ich hierher zurückgerufen. Ich dachte, die Lagune spräche zu mir, als sie sagte, sie verlange
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