Handyman Jack 07 - Todessumpf
sie irgendein Geheimnis aufgedeckt, das niemand anders kennen durfte. Oder als glaubte sie zumindest, dass es sich so verhielt.
»Sie haben aber ziemlich lange gebraucht.«
Ihr Lächeln blieb. »Ich hatte andere Dinge zu tun.«
Jack spannte sich. »Was, zum Beispiel? Ich hoffe doch, Sie haben sich nicht an Carl vergriffen.«
»Carl geht es gut.« Sie streckte ihm fordernd die Hand entgegen. »Meine Muschel, bitte.«
Jetzt war Jack mit Lächeln an der Reihe. »Sie scherzen wohl, oder?«
»Nein. Sie geben mir die Muschel, und ich schicke Carl zurück.«
»Ganz bestimmt nicht.«
Ihr Lächeln versiegte. »Sie trauen mir nicht?«
»Ich sage Ihnen etwas: Sie schicken Carl zurück, und ich gebe Ihnen die Muschel.«
»Nichts zu machen.«
»Wie bitte? Sie trauen mir nicht?«
Semelee funkelte ihn wütend an. »Die ›Eine‹ lügt nicht.«
Jack erstarrte. Die Eine? Sie hatte soeben von der Einen gesprochen.
»Was haben Sie gesagt?«
»Nichts.«
»Sie haben sich selbst ›die Eine‹ genannt. Was haben Sie damit gemeint?«
»Ich sagte es Ihnen doch: nichts. Belassen Sie es dabei.«
Anya hatte von dem Einen erzählt, aber sie hatte angedeutet, dass Sal Roma dieser Eine war. War er vielleicht an dem, was hier unten geschah, in irgendeiner Form beteiligt?
»Kennen Sie einen Mann namens Roma?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie von ihm gehört.«
»Ist er derjenige, der Sie auf die Idee mit diesen Opfern für den Sumpf gebracht hat?«
Semelees Augen wurden groß. Sie rutschte von der Motorhaube herunter und kam auf ihn zu. »Woher wissen Sie davon?«
»Das ist nicht so wichtig. Verraten Sie mir nur eins: Kam die Idee von Roma?«
»Ich sagte doch schon, ich kenne keinen Roma.«
Jack glaubte ihr. »Wer war es dann? Wer hat Sie auf eine derart verrückte Idee gebracht?«
»Es war kein ›Wer‹. Die Idee kam vom eigenständigen Selbst der Lagune. Wenn Sie genau zuhören, wird die Lagune mit Ihnen reden. Zumindest redet sie mit mir. Sie teilte mir in einem Traum mit, dass sie sehr verärgert sei und dass Gateways zahlen müsse. Sie sagte, sie reklamiere für sich einen Preis von vier Gateways-Leben pro Jahr und …«
»Einen Moment. Hat sie genau das gesagt? Sie ›reklamiere‹?«
Das klang so, als gehörte es nicht gerade zu Semelees Wortschatz – jedenfalls nicht als Verb.
»Ja. ›Reklamieren.‹ Ziemlich merkwürdige Redeweise, nicht wahr?«
Jack fragte sich, ob es überhaupt ein Traum gewesen war. Es klang viel eher, als ob jemand oder etwas sie beeinflusst hatte, und er bezweifelte sehr, dass dies ihre Lagune gewesen war. Wahrscheinlicher war schon, dass der Einfluss von diesem Nexus-Punkt innerhalb des Schlundlochs ausging.
Er fragte: »Haben Sie schon mal von etwas gehört, das die Andersheit genannt wird?«
»Ich glaube nicht«, antwortete sie und schüttelte den Kopf. »Sollte ich?«
»Vergessen Sie’s.« Dass sie noch nie von der Andersheit gehört hatte, bedeutete nicht, dass sie nicht für sie arbeitete, wissentlich oder unwissentlich. »Aber warum müssen es unbedingt Bewohner von Gateways sein? Es muss doch auch noch andere Leute geben, die vielleicht sogar noch näher bei Ihrer Lagune wohnen.«
»Die gibt es auch, aber die Lagune wünscht Leute aus Gateways. Fragen Sie mich nicht warum, sie verlangt sie einfach.«
Jack deutete mit einem Daumen über die Schulter. »Da drin lebt ein Gateways-Bewohner, den sie nicht bekommt. Ist das klar?«
Sie nickte. »Absolut. Die Lagune hat sich der Opfer bereits in der Weise angenommen, wie sie es beabsichtigt hatte. Mag sein, dass noch irgendeine Rechnung zu begleichen ist, aber diese Opfergeschichte ist abgeschlossen.«
»Was für eine Rechnung?«
»Das ist eine Sache zwischen mir und der Lagune, aber das braucht Sie nicht zu beunruhigen. Ihr Daddy hat nichts damit zu tun.«
Diesmal glaubte Jack ihr und fand die Tatsache beruhigend, dass sein Vater sich nicht länger im Visier des Clans befand. Allerdings störte es ihn, dass er offensichtlich durch jemand anderen ersetzt worden war.
»Das ist auch besser so. Außerdem sollten Sie dafür sorgen, dass ich Carl schnellstens zu sehen bekomme, sonst könnte es passieren, dass ich diese Muschel verliere. Sie könnte mir zum Beispiel aus der Tasche fallen, während ich in der Stadt eine Straße überquere. Danach würde es nicht allzu lange dauern, bis sie vom Verkehr total zu Staub zermalmt wird.«
Semelee wurde unter ihrer Sonnenbräune totenbleich. »Sagen Sie so etwas noch nicht
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